Warum das Web wieder simpel werden sollte

Verena Gangl
3 min readJul 28, 2019

Warum zu viel Technologie Menschen von Websites ausschließt und warum sich Entwickler mehr an allen Usern orientieren sollten — ein Blogpost über einen Talk von Charlie Owen.

Codes, codes, codes — Charlie Owen spricht von “over-engineering” (Unspash/ Markus Spiske)

Der Titel “Dear Developer, the Web isn’t about you” des Talks von Charlie Owen machte mich sofort neugierig. Ich bin kein Entwickler, durch mein Studium der Content Strategie an der FH JOANNEUM ist es für mich allerdings immer wieder Thema. Deshalb war ich neugierig, was sich dahinter versteckt, besonders im Zusammenhang mit dem Thema Accessibility — also Barrierefreiheit — im Internet.

Die Anfänge des WWW

Kurz zur Orientierung: Charlie Owen ist Front-End-Entwicklerin bei Springer Nature, einem der größten Wissenschafts-Magazine der Welt. In ihrem Talk unternimmt sie einen Ausflug zu den Anfängen des World Wide Webs. Sie sagt: Das Web ist fantastisch und unglaublich, weil es verrückt ist, weil “verrückte” Technologien zusammenwirken und es funktionieren lassen.

Der Kern der Aussage: Das Web ist so stark, weil es simpel und robust ist.

“The first lesson of diversity”

Spannend war im Bezug auf Accessibility, dass am Anfang Entwickler die Entscheidung treffen mussten, für welchen Browser sie die Site kreieren. Bis, dass Iphone kam. “It was our first lesson of diversity”, bezeichnet Owen diese Entwicklung. Zwar weniger aus ethischen, als aus finanziellen Gründen wollte man niemanden ausschließen — und so lernte man Seiten so zu entwickeln, dass niemand ausgeschlossen wird. Die Basis dessen fasst sie mit folgender Pyramide zusammen:

Conference Talk Charlie Owen (https://www.paris-web.fr/2018/conferences/dear-developer-the-web-isnt-about-you.php)

Pyramide auf den Kopf gestellt

Jetzt sind wir, Owen zufolge, allerdings wieder an einem Punkt angekommen, an dem wir Menschen ausschließen. Sie bezieht Barrierefreiheit insbesondere auf die Größe von Websites, die oft sehr lange zum Laden brauchen. Das ist insofern von Wichtigkeit, als dass 53 Prozent der User Seiten verlassen, die mehr als drei Sekunden brauchen, um zu laden.

Der Grund dafür? Owen spricht von einem Javascript-First-Stil, von “massive over-engineering”. Die Pyramide würde also auf den Kopf gestellt. Sie appelliert daran, den User in den Fokus zu stellen, andere Sparten wie UX dem Developer gleichzusetzen. Was braucht der User? Was braucht etwa ein User, der mit Screenreader die Seite liest? Und auf Basis der Erkenntnisse, zb. durch Research, die Seite zu entwickeln. Und nur so viel Technologie zu verwenden, wie notwendig ist, um das beste Produkt zu bekommen. Warum? “Because it is our job as front-end developer”, ist Owen überzeugt.

Over-Engineering schließt Menschen von der Website aus, so Charlie Owen (Unsplash/ Ben Kolde)

Spannende Aspekte

Ich denke, dass Owen in ihrem Talk wichtige Punkte anspricht — insbesondere jenen, die Entwicklung von Websites stärker am User zu orientieren. Und zwar an allen. Besonders spannend habe ich den Zugang zur Barrierefreiheit gefunden, der die Internetverbindung ins Spiel bringt: Owen will Seiten bauen, die auch unter schlechtesten infrastrukturellen Bedingungen zugänglich sind. Meiner Meinung nach hätte der Teil über die Entstehung des WWW ein bisschen kürzer sein können, stattdessen hätte ich gerne anhand von konkreten Beispielen noch mehr erfahren, wie sie diese Barrierefreiheit in ihrer Arbeit umsetzt.

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Verena Gangl

I am an enthusiastic journalist working for an Austrian newspaper. In addition to this, I am diving into the world of Content Strategy at FH Joanneum in Graz.