Von der Bürde, ein Gutmensch zu sein

Enno von Friedland
2 min readOct 14, 2015

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tldr: Gutmenschen haben es schwer, besonders in der CDU/CSU. Muss das so sein?

Ein Gutmensch ist das Gegenteil vom “besorgten Bürger”. Also von Bürgern, die sich Sorgen machen, die irgendwie Angst haben. Angst um ihre Rente, ihren Vorgarten, ihre Kultur, ihre Zukunft… (Gerade von der Zukunft bleiben den besorgten Bürgern oft nur noch ein paar Jahre, in denen sie ihre Rente vorm Café sitzend verjubeln können. Aber das ist eine andere Geschichte…)

Ein Gutmensch hat keine Angst. Er (oder sie) ist in geradezu naiver Weise angstbefreit. Was soll schon schiefgehen? Eine Million Flüchtlinge pro Jahr sollen nach Deutschland kommen? “Keine Angst, wir schaffen das”, denken wir Gutmenschen. Und manchmal sagen wir das auch. Sogar im Fernsehen.

Eine besonders bekannte Gutmenschin und Nichtganzsogutkanzlerin hat das auch gesagt, mehrfach und öffentlich: “Wir schaffen das!” Aber irgendwie hört man das in ihrer Partei nicht gern, erst recht nicht in der bösen Schwesterpartei. CDU/CSU verhätscheln lieber die “besorgten Bürger”, fordern “dichte Grenzen” (unmöglich) oder “Transitzonen” (teuer und unmenschlich).

Diese Nichtgutmenschen in der Politik denken wohl eher an die nächste Wahl als an Nächstenliebe. (Wofür stand nochmal das große C…?) Und daher mögen sie die Gutmenschen in der eigenen Partei nicht, weil sie Wähler kosten. Gutmenschen kosten die Nichtgutmenschen Wähler, weil diese dann zu den Überhauptnichtmehrgutmenschen gehen, also zur AfD und zu Pegida.

Daher gibt es jetzt in der Union Widerstand (aha!) und Unterschriften (oha!) gegen die Kanzlerin. Da ist den Nichtgutmenschen das Hemd wohl näher als die Hose. An die, die weder warme Hosen oder gar Jacken haben, denkt dabei niemand. Also geht’s auf die Barrikaden gegen Frau Merkel.

Da möchte man wirklich kein Gutmensch in der CDU sein. Oder gerade jetzt erst recht. Denn in guten Zeiten kann jeder ein Gutmensch sein, egal wo, egal wie. Nur in dunklen Zeiten erkennt man die Leuchttürme. Also, tragen wir Gutmenschen die Fackel der Vernunft in die Höhlen der besorgten Bürger!

(Disclaimer: Das mag Sie jetzt überraschen, aber auch ich bin irgendwie ein Gutmensch. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen…!)

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Enno von Friedland

Ich bin als Kind in einen Topf mit Buchstabensuppe gefallen. Lieblingsessen heute: Satiramisù.