Der Scheiss mit der gekippten Erdachse

Sebastian Herold
Publik
Published in
7 min readNov 26, 2017

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Photo by Marielle Amelie
Photo by Marielle Amelie

23.11.17, Donnerstag

„Metakognition. Das ist interessant, dass sie das machen. Passiert ihnen das nur hier?“ Frau R. liefert heute bereits sehr früh mein Wort des Tages. Nach der Therapie sitze ich in Pasing, Café Brioche Dorée mit Cappuccino und Croissant und mit Stift und Papier an einem kippeligen Tisch, auf einem kippeligen Stuhl. Selbst das Tablett, auf dem der Kaffee und das Gebäck steht kippelt. Frühe Instabilität. Frau R. und ich haben uns darauf geeinigt, unsere Gespräche nur noch alle drei Wochen stattfinden zu lassen. Ich sitze draussen, es ist windstill und kalt. Die müde Novembersonne steht tief, sie wirft gnädig noch ein paar Strahlen herunter, bevor sie sich gleich hinter dem nächsten hohen Gebäude verstecken wird. Zwischen Therapie und Arbeit habe ich zwei Stunden Zeit für mich.

Metakognition, das heißt, während des wahrnehmen und ausdrücken eines Gedanken eine bereits im Prozess des Ausdrucks wertende oder kritisierende oder analysierende oder wie auch immer tendierende Position zu dem Gesagten einzunehmen, in meinem Fall. Also eigentlich ist das ein Teil des Jobs, den meine Therapeutin macht, nur, dass ich ihr heute vorgriff und die Analyse des eben gesagten gleich mitlieferte. Ziemlich verworrene Angelegenheit, die ganz locker eine ordentliche Gedankenverschachtelung hervorrufen kann. Hatte aber Spaß dabei.

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