Die Grenzen der Toleranz

Sebastian Herold
Publik
Published in
1 min readAug 17, 2017

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Die Toleranz hat also Grenzen, und diese zu finden, stellt eines ihrer Hauptprobleme dar. Muss man die ausländerfeindliche Haltung eines entfernten Verwandten tolerieren? Muss man generell tolerieren, wenn jemand intolerant ist?

Die Frage nach Toleranz gegenüber Intoleranz hat der österreichisch-britische Philosoph Karl Popper 1945 als Paradoxon der Toleranz bezeichnet:

„Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“

via fantastic ms. 🇨🇭

Zunächst klingt das auch überzeugend:

Wenn man die Intoleranz toleriert, ihr Raum lässt, wird sie sich durchsetzen, weil sie selbst der Toleranz keinen Raum lässt. In der Folge geht die Toleranz unter. Also muss man, ja sollte man die Intoleranz nicht tolerieren. Bei genauerem Nachdenken aber stößt man auf einen Widerspruch: Durch das Nichttolerieren der Intoleranz wird man selbst intolerant. Das würde zu einer Selbstabschaffung der Toleranz führen und wäre sozusagen das zweite Paradoxon der Toleranz.

Quelle: SZ Magazin, 10/2011, „Passt schon — Die Gewissensfrage

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