5 Steuertipps für Crypto-Steuern

Paul Wesendonk
Accointing
Published in
7 min readJul 22, 2019

Das Spannende am Crypto-Markt ist, dass der Satz:

“Dies sind turbulente Zeiten für Bitcoin und andere Cryptowährungen”

seit dem Bitcoin-Whitepaper von 2009 nie an Bedeutung verloren hat. Es ist also egal, wann du diesen Artikel liest, dieser Satz wird vermutlich immer noch stimmen.

Die ständigen Preisveränderungen und hohe Volatilität und führen seit dem ersten Block zu großen Investmentmöglichkeiten und man kann viel Geld verdienen — und verlieren. Da du Gewinne und Verluste an das Finanzamt melden musst (und ja, dazu zählen auch Gewinne und Verluste aus dem Handel mit Bitcoin und anderen Crypto-Währungen), macht es Sinn sich anzusehen, wie du hier deine Steuerlast minimieren kannst.

Dieser Artikel ist für dich, wenn…

  • … du in die Welt der Bitcoins und Cryptowährungen einsteigen willst oder
  • … du schon Bitcoins oder andere Crypto-Währungen besitzt und
  • … für die Gewinne und Verluste eine Steuererklärung erstellen musst und
  • … gern weniger Steuern zahlen würdest

1 — Historische Performance deiner Coins bedenken

Das grundsätzliche Prinzip von Steuern ist relativ einfach: Du zahlst Steuern auf Gewinne.

Gewinne sind definiert als der Unterschied zwischen dem Geld das du für etwas ausgegeben hast und dem Geld, das du erhältst, wenn du dieses Etwas wieder verkaufst. Ist der Unterschied positiv, hast du einen Gewinn erwirtschaftet. Ist die Differenz negativ, hast du einen Verlust gemacht.

Wenn du deine Steuerlast minimieren willst, sollte also dieses Ergebnis möglichst gering sein. Wenn du “einfach nur” etwas Geld aus deinem Portfolio wieder in Euro umwandeln willst und es dir egal ist, welchen Coin aus deinem Portfolio verkaufen solltest, kannst du dir die Preise ansehen, zu denen du unterschiedliche Coins gekauft hast.

Beispiel

Du möchtest gern 1.000 Euro aus deinem Portfolio ziehen aber weißt nicht, welchen Coin du dazu verkaufen solltest.

Stell dir vor, dass du vor drei Monaten einen Token für 500€ gekauft hast, der jetzt 1.000€ wert ist. Du würdest also einen Gewinn von 500€ machen (-500+1.000=500) auf den du dann Steuern zahlen musst.

Du musst Einkommenssteuer auf 500€ Gewinn zahlen.

Wahrscheinlich hast du auch einen Coin, den du vor ein paar Monaten für 1.500€ gekauft hast in der Hoffnung, dass er hoch hinaus geht und vielleicht sogar den Mond erreicht. Leider hat er aufgrund von gierigen Gründern und Frühinvestoren ein Drittel an Wert verloren. Wenn du diese Position auflöst, hast du einen “Verlust” gemacht (-1.500€+1.000€=-500€). Mit diesem kannst du andere Gewinne aus Veräußerungsgeschäften mindern und somit deine Steuerlast senken.

Du kannst 500€ von Gewinnen aus Veräußerungsgeschäften abziehen.

Daher solltest du immer sichergehen, dass du dir den Kaufpreis deiner Positionen ansiehst, wenn du einen Token verkaufen willst.

2 — Spekulationsfristen beachten

Vielleicht bist du gerade wieder auf Crypto-Wolke 7, weil ein weiterer Bull Run dich bis in den Himmel trägt. Die einzige Institution, für die es am Ende aber ganz sicher einen Geldregen geben wird, ist das Finanzamt.

Es ist immer gut, ein paar Regeln zu kennen mit denen du deine Steuerlast senken kannst. Die wichtigste ist — insbesondere in Deutschland — die der Spekulationsfrist und Haltedauer.

Vielleicht kennst du das Konzept aus dem Immobiliengeschäft — wenn du als Privatperson eine Immobilie länger als 10 Jahre in deinem Eigentum hältst, bist du von der Spekulationssteuer befreit.

Ähnliches gilt auch für Cryptowährungen. Das Gute ist, dass diese Frist bei gewöhnlichen Transaktionen auf ein Jahr begrenzt ist. Es gibt hier allerdings Unterschiede:

Handel

Beim gewöhnlichen Handel gilt die Haltefrist von einem Jahr. Danach sind Transaktionen steuerfrei.

Staking

Das Staking ist aktuell noch eine Grauzone, es wird jedoch von führenden Experten angenommen, dass die Haltefrist sich hier auf 10 Jahre verlängert.

Airdrops

Da diese nicht gekauft werden können (denn sie werden verschenkt), gibt es hier keine Haltefrist.

Mining

Beim Mining gilt die Haltefrist nicht, da hier kein Kauf stattfindet. Beim Verkauf werden andere Steuern fällig.

Beispiel

Die häufigste Variante ist wohl der gewöhnliche Handel bei dem Haltefristen von einem Jahr gelten.

In diesem Fall können Stunden entscheidend sein.

Bei dem Graphen oben liegt zwischen Kauf und Verkauf ziemlich genau ein Jahr. Hier kann es durchaus Sinn machen, den Kalender genau im Blick zu haben. Ein Tag zu früh verkauft und schon werden Steuern in Höhe des Einkommenssteuersatzes fällig — durchaus ein signifikanter Betrag. Einen Tag später reduziert sich die zu zahlende Steuer um 100% — und du kannst die gesamten Gewinne für dich behalten.

3 — Separate Wallets nutzen

Wenn du die Gewinne einer Transaktion berechnen willst, benötigst du zwei Preise — einen Verkaufspreis und einen Kaufpreis. Dies klingt sehr intuitiv und macht Sinn — bis du dir dein Portfolio einmal genauer ansiehst.

Welchen Kaufpreis nimmst du, um deine Gewinne und Verluste zu berechnen, wenn du an verschiedenen Zeitpunkten und zu unterschiedlichen Preisen deine Bitcoins gekauft hast?

Nimmst du einfach den Durchschnittspreis? Den höchsten Kaufpreis? Den niedrigsten? Und was ist mit dem Kaufdatum? Wie oben bereits erwähnt sind Haltefristen sehr gut, um wenige Steuern zu bezahlen. Aber wie misst du Haltefristen, wenn du die Währungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten gekauft hast?

Es gibt einige Hilfsmittel wie die Inventarmethode FIFO (First in, first out — das, was du zuerst gekauft hast, verkaufst du auch zuerst). Einen wirklichen Unterschied kannst du aber erst dann erreichen, wenn du separate Wallets nutzt.

Wahrscheinlich hast du bereits Konten auf unterschiedlichen Börsen — von Binance über Kraken und Coinbase bis hin zu bitcoin.de . Auf diesen Börsen und in deinen Wallets lassen sich all deine Währungen klar als individuelle Werte separat ausweisen. Daher kannst du nicht nur “all deine Bitcoins” betrachten sondern so optimieren, dass du “alle deine Bitcoins, die du seit über einem Jahr für einen Preis unterhalb von X€ gekauft hast” in einen Topf werfen, was dir deutlich größere Gestaltungsfreiheiten gibt.

Beispiel

Das folgende Beispiel illustriert den großen Vorteil, den du durch die Verwendung von separaten Depots hast.

Welchen Preis nimmst du, um deine Gewinne/Verluste zu berechnen?

Ohne separate Wallets machst du einen Gewinn von 500€ (mit FIFO verkaufst du den erstgekauften Coin), den du jedoch aufgrund der Haltefrist nicht versteuern musst, solange du nicht innerhalb von 365 Tagen verkaufst. Mit separaten Wallets kannst du den zweiten gekauften Bitcoin von t=1 wieder verkaufen — und einen Verlust von 400€ realisieren.

Wenn du separate Depots nutzt, kannst du jede Transaktion als individuellen steuerlichen Vorgang betrachten, sodass du nur so viele Steuern zahlen musst, wie unbedingt nötig.

4 — Jede Transaktion nachverfolgen

Es gibt eine wichtige Regel: Jede Transaktion kann steuerlich relevant sein. Daher solltest du zu jeder Zeit ein paar Dinge über dein Portfolio wissen:

  1. Den Gesamtwert deines Portfolios
  2. Den Wert deiner einzelnen Positionen
  3. Wertveränderungen — geplante und ungeplante
  4. Leistungsindikatoren, Kerzen und weitere Informationen, auf denen du deine Kaufentscheidungen basieren willst

Aufgrund der in diesem Artikel bereits genannten Punkte ist es außerdem sehr wichtig, dass du eine Übersicht über deine Performance hast, damit du nicht von den zu zahlenden Steuern überrascht wirst.

Es gibt zwei Möglichkeiten, um immer up to date zu sein. Die beschwerliche Option (Excel und Geduld) und die einfache — automatisiertes Portfolio Tracking z.B. von dem Crypto-Steuer und Portfolio-Tool Accointing.

5 — Steueroptimierer nutzen

Bei Steuern kannst du im Allgemeinen zwei Wege gehen. Entweder, du siehst dir die Transaktionen des letzten Jahres an und versuchst dann, die entstandenen Gewinne mühsam steuerlich zu minimieren. Oder du achtest während des Jahres bereits darauf, dass deine Transaktionen steueroptimiert abgewickelt werden, sodass du am Jahresende nicht mehr viel machen brauchst und trotzdem einen besseren Hebel hast.

Die erste Methode ist das, was die meisten von uns intuitiv machen. Niemand hat Lust, über Steuern nachzudenken, wenn es doch Preise zu schätzen und Fallen zu vermeiden gilt. Erst, wenn das Finanzamt dreimal klingelt mit seinen Deadlines und Formularen beschäftigen wir uns wieder mit dem trockenen Material.

Dabei hat der zweite Weg deutliche Vorteile, denn deine Steuererklärung wird deutlich einfacher. Mit nur kleinem Aufwand — und natürlich unter der Berücksichtigung der ersten vier Punkte aus diesem Ratgeber — kannst du einen deutlich größeren Einfluss auf das Ergebnis am Jahresende haben.

Ein Steueroptimierungs-Tool kann dir dabei helfen, bereits im Alltag bessere Entscheidungen darüber zu treffen, welche Coins in deinem Portfolio du verkaufen solltest, um deine (steuerlich relevanten) Gewinne zu minimieren.

Dazu musst du nur Inventarmethoden und Haltefristen mit separaten Depots kombinieren — manuell ein großer Aufwand, es gibt jedoch automatisierte Software-Lösungen, die dir praktische Tipps geben können, die deine Gewinne minimieren.

Das Accointing Steuertool nutzt all die genannten Methoden und Konzepte, um dir steueroptimale Transaktionen vorzuschlagen. Als Ergebnis wirst du deine Strategie nicht verändern müssen, du kannst weiterhin die Crypto-Welle in voller Geschwindigkeit reiten — und wenn du ins Wasser fällst, hast du zumindest den steueroptimalen Weg genommen.

Disclaimer: Dieser Artikel über die Besteuerung von Krypto-Währungen enthält Meinungen zu allgemein gehaltenen Besteuerungsgrundsätzen. Er ist ausdrücklich keine Steuerberatung. Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Besteuerung von Krypto-Währungen nicht eindeutig. Dieser Artikel soll keine Fragen zur Besteuerung beantworten und kann und soll die individuelle Beratung eines Steuerberaters oder Anwaltes nicht ersetzen.

Bitte sprich mit deiner Steuerberaterin, bevor du deine Steuererklärung abgibst.

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Paul Wesendonk
Accointing

Venture Building, Business Model Innovation & Development; Delivery Lead @ mantro product studio