Was kostet die Entwicklung einer mobilen App?

Josef Gattermayer
Ackee
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4 min readMay 30, 2017

Sehr häufig stellen potenzielle Klienten eine konkrete Frage: “Was kostet bei Ihnen die Erstellung der mobilen App?” Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach und der Endpreis von vielen Faktoren abhängig, die ich hiermit versuche zu erläutern. Mein Ziel ist es zu erklären, warum wir am Anfang des Projekts die Summe nicht genau einschätzen können.

Was sind die einzelnen Faktoren, von denen der Preis abhängt?

Der erste Faktor ist sicher die Kompatibilität der App mit den Betriebssystemen und Gerätetypen. Die Welt von iOS und Android unterscheidet sich sehr.

Bei iOS reicht es auszuwählen, ob die App ausschließlich bei den neuesten iPhone-Modellen und deren Betriebssystem (heutzutage iPhone 7 + iOS10) verwendbar sein sollte, oder ob auch ältere Modelle (6, 5S und weitere) einschließlich der vorigen Betriebssystemen berücksichtigt werden sollen. (Das empfehlen wir nicht, weil mehr als 70% der Nutzer innerhalb einer Woche das Betriebssystem auf die aktuellste Version updaten..)

Bei Android trifft man eine große Menge von Herstellern und Versionen des Betriebssystems. An dieser Stelle sind wir in der Lage Ihnen mit der Auswahl der geeignetsten Kombination zu helfen, damit die Funktionsfähigkeit für Ihre Zielgruppe sichergestellt wird und Sie nichts für Support von nicht relevanten Kombinationen ausgeben müssen. Diese können nämlich die App-Entwicklung bei einem umfassenden Support und sowie einer ausführlichen Testphase bei Android teurer als bei iOS machen.

Von Ihren Anforderungen abhängig ist auch die Zusammenstellung des Entwicklerteams , die auch die Gesamtkosten beeinflusst:

  • Das Grundteam bilden ein Projektmanager, ein UI/UX Designer, mindestens 2 mobile App-Entwickler und ein Tester. Im Fall der Arbeit mit Datensätzen ist dazu noch ein Backend-Entwickler erforderlich.
  • Das erweiterte Team umfasst noch DevOps-Administratoren, Web-Entwickler und zusätzliche 2–4 Android- und iOS-Entwickler (abhängig von Ihren individuellen Anforderungen).

Es ist ersichtlich, dass die Komplexität und Funktionalität der App einen großen Einfluss auf die Kosten haben. Zu den häufigsten Funktionen, die die Grundfunktionen der App erweitern, gehören:

  • Backend-Infrastruktur für eine Verbindung mit Datenbanken,
  • administrative Web-Interface für Daten in der App,
  • Chat, Nachrichtenübertragung, Push-Benachrichtigungen,
  • Möglichkeit zusätzlicher Kaufoptionen innerhalb der App (In-app purchases)
  • Integration von Funktionen dritter Seite, wie Teilen auf den sozialen Netzwerken oder externer Zahlungsportale,
  • Nutzung von Hardwarebestandteilen des Handys, wie GPS, Gyroskop und andere,
  • Eine eigenständige Nutzeroberfläche für Tablets,
  • Nutzung von analytischen Mitteln zur Anpassungn der Entwicklung anhand gewonnener Daten,
  • machine learning — maschinelles Lernen aus dem Verhalten der Nutzer in der App,
  • Eingriff ins native Verhalten des Betriebssystems (Änderung in der Einstellung von Andoid und iOS).

Eine Erweiterung um diese Komponenten kann die Entwicklungsarbeit komplexer machen und deswegen vertreuern.

Nach der Festlegung der Funktionalität folgt die Definierung der Benutzerschnittstelle und des visuellen Designs. Hierbei stehen 3 Möglichkeiten zur Verfügung:

  • strikt die Systemgrafik der Plattform bei zu behalten,
  • sich eine Benutzerschnittstelle nach eigenem Wunsch entwickeln zu lassen,
  • eine eigene Benutzerschnittstelle um Animationenen und Datendarstellung in Echtzeit zu ergänzen (z.B. ein sich näherndes Auto auf der Karte)

Eine teurere Alternative stellt natürlich die Erstellung der Grafik nach Maß dar. Das Ergebnis lohnt sich in diesem Fall, weil Ihre App tatsächlich einzigartig wird. Ergänzungen wie Animationen oder die Berücksichtigung von Ereignissen in Echtzeit verleihen der App Schwung. Im Falle der reinen Systemgrafik werden die natürlich die Gesamtkosten deutlich niedriger sein.

Die letzte Faktoren, die die Gesamtkosten beeinflussen, sind der Support und die benötigtem Updates Ihrer App (diese sind nicht in der Einschätzung der Anfangskosten berücksichtigt). Jede App benötigt nach ihr Erstellung kontinuierliche Wartungsarbeiten: Sicherung der Unterstützung für neue Geräte, Wartung der Backendinfrastruktur und der Cloud oder regelmäßige Updates. Dazu muss man auch die Werbungskosten berechnen.

Was kostet eine durchschnittliche App für iOS/Android

Bei der Kostenberechnung können Sie also von uns leider keine konkrete Einschätzung erwarten — vor allem bei anspruchsvollen Projekten ist dies nicht möglich. Bei diesen Projekten empfehlen wir sog. agile Entwicklung. Dabei wird der gesamte Entwicklungsprozess in einzelne Phasen, bzw. Teilbereiche (sog. sprints) geteilt, wobei der größte Vorteil in der Lieferung der Zwischenergebnissen liegt. Hierbei hat der Klient eine volle Kontrolle über das Entwicklungsverfahren, das nach Abschluss einer Phase für die nächste neuformuliert oder unterbrochen werden kann.

Für eine bessere Vorstellung stelle ich folgende 3 Musterbeispiele von Apps vor, die nach Funktionalität sortiert werden:

  1. Einfache Apps: eine solche App bietet nur Grundfunktionen an, und benötigt weder eine Integration mit zu Komponenten von Drittanbietern, noch Backend-Infrastruktur. Sie nutzt eine einfache Systemgrafik ohne extra erstellte grafische Elemente. Die Entwicklung nimmt maximal ca. 100 Entwicklungsstunden für eine Plattform (iOS oder Android) in Anspruch. Ein Beispiel ist die App Mountimer für iPhone und Apple Watch.
  2. Apps mittlerer Komplexität: diese App verfügt schon auch über eine Chatfunktion, Bezahlmöglichkeiten, Anpassung von UI an Tablets, Verbindung mit anderen Dienstleistungen und eine Backend-Grundstruktur. Die Entwicklung beträgt hier ca. 600–800 Entwicklungsstunden für eine Plattform. Ein Beispiel ist die App Babysitting.today, deren wichtiger Bestandteil auch eine umfangreiche Webadministration ist.
  3. Komplexe Apps: eine komplexe App ist in der Lage, Video- und Audiodateien zu bearbeiten, hat eine komplizierte Backend-Infrastruktur oder beinhaltet Komponenten von Drittanbietern, wie z.B. maschinelles Lernen. Die Entwicklungszeit beträgt über 800 Entwicklungsstunden. Beispiele sind “Second screen experience App” für T-Mobile oder App für Stadt Aš, die erweiterter Realität unterstützt.

Unser Stundensatz ist individuell und hängt von der Größe des Projekts, der gesetzen Frist(en) und natürlich Ihrem Anspruch ab.

Wie man mit der Entwicklung anfangen kann

Hier hängt viel von den Möglichkeiten jedes einzelnen Klienten und dem Vorbereitungszustand des Projekts ab. Normalerweise legen wir unsererseits dem Klienten eine grobe Einschätzung vor, damit er einen ersten Überblick bekommt und in abwägen kann, ob das Projekt in seinem Kostenrahmen liegt.

Die grobe Einschätzung ist auf keinen Fall bei einer Ausschreibung verwendbar, weil sie die meisten erwähnten technischen Aspekte, welche die Gesamtkosten beeinflussen, nicht berücksichtigt.

Mit den technischen Anforderungen beschäftigt sich eine nachfolgende Analyse, welche innerhalb von 2–4 Tagen eine konkrete Aufgabenstellung inklusive der Einschätzung der Stundenanzahl für einzelne Funktionen liefert. Dies ermöglicht dem Klienten einen genaueren Überblick über die technischen Anforderungen und den Aufwand des Projekts. Diese erste Phase abschließend, kann man noch absprechen, ob die Realisierung für einen fixen Preis, oder im Rahmen der agilen Entwicklung (in sprints) durchgeführt wird.

Danach stehen schon keine Behinderungen mehr im Weg und man kann mit der Durchführung des Projekts anfangen.

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Josef Gattermayer
Ackee
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Co-founder at Ackee, Assistant professor at the Czech Technical University in Prague.