Ein grundlegender Fehler in den 3 Ebenen aktiven Zuhörens (und wie man ihn vermeidet)

Gute Kommunikation braucht gutes Zuhören

Andreas Haubold
Andreas Haubold
4 min readAug 21, 2023

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Photo by kyle smith on Unsplash

Egal ob im Meeting, beim Treffen mit den Freunden oder im Gespräch mit der Partnerin — überall dort, wo wir auf Menschen treffen, ist gute Kommunikation und insbesondere gutes Zuhören essenziell. Wenn uns das nicht gelingt, dann sind Verärgerung, Frustration und andere Probleme in der Verständigung die logische Folge.

In der Schule gab es kein Fach mit dem Namen “richtiges Zuhören”. Aber wie genau hört man wirklich gut zu? Wie genau zeigt man dem Gegenüber, dass man daran interessiert ist, ihn zu verstehen? Und welches grundlegende Problem gilt es dabei zu vermeiden?

Julian Treasure, ein weltweit renommierter Coach in Sachen Zuhören, beschreibt im Podcast mit Steven Barlett, dass drei Ebenen dabei helfen, damit das aktive Zuhören gelingt.

1. Ebene: Spiegeln des Gesagten

Dem Anderen zu spiegeln, was bei einem selbst angekommen ist, oder auch paraphrasieren genannt, ist das Wiederholen des Gesagten mit eigenen Worten.

Damit wird auf der einen Seite geprüft, ob das Gesagte richtig verstanden wurde. Auf der anderen Seite wird auch zeigt, dass man versucht den Anderen wirklich zu verstehen.

Typische Fragen auf dieser Ebene sind:

  • “Hast du das so und so gemeint?”
  • “Und du sagst, dass das so und so ist, oder?”
  • “Wenn ich es richtig verstehe, dann sagst du, dass …?”

Das kann noch weiter intensiviert werden, indem eine fragende Haltung an den Tag gelegt wird. Damit zeigt man, dass die Neugier über das Aufeinanderprallen gestellt wird.

Das Eigenartige an diesen Neugier-orientierten Gesprächen ist übrigens, dass die Leute, auf die man neugierig ist, dazu tendieren, neugierig auf einen selbst zu werden.

2. Ebene: Bekräftigen des Anderen

Bekräftigt wird der Andere zunächst dadurch, dass man sich seine Geschichte und seine Perspektive anhört und mit entsprechenden Gesten oder Worten zeigt, dass man sehen kann, wie sein Weg war und dass er zu dieser Einschätzung gekommen ist.

Auf dieser Ebene äußert man zum Beispiel folgende Aussagen:

  • “Das kann ich nachvollziehen.”
  • “Ich kann verstehen, dass du so denkst.”
  • “Ich kann deine Sicht auf die Dinge verstehen.”

Indem wir uns intensiv mit dem Gesagten des Anderen auseinandersetzen, zeigen wir damit: Ich habe dich gehört. Das bedeutet es, den Anderen zu bekräftigen.

Es bedeutet aber nicht, den Aussagen oder Schlussfolgerungen zuzustimmen.

3. Ebene: Beitragen

Beitragen heißt, ich gebe meine Gedanken, meine Interpretationen zur Situation des Anderen in das Dialogfeld. Ich erkläre meine Perspektive.

Diese Ebene kann man zum Beispiel mit folgenden Fragen einleiten:

  • “Kann ich dir eine andere Perspektive geben? Es könnte zu deinem Problem passen und für dich hilfreich sein.”
  • “Möchtest du hören, wie ich die ganze Situation sehe und einschätze?”

Hast du schon einmal die Erfahrung gemacht, dass dich jemand so richtig vor den Kopf gestoßen hat? Konntest du in dem Moment sagen, “Ja klar, der hat recht”? Nein? Ich auch nicht.

Jemand, der sich nicht gesehen fühlt, wird keine Offenheit aufbringen, um neue Impulse oder Gedanken anzunehmen. Das heißt: Beitragen wird unmöglich.

Der Fehler: Entkräften

Anstatt zu bestätigen, wird in einer hitzigen Diskussion häufig versucht, die andere Person zu entkräften und ihre Aussage umzustoßen, außer Kraft zu setzen und ungültig zu machen.

In Sätzen werden dann häufig Negationen wie “nein”, “kein” oder “nicht” verwendet oder es begegnen uns zum Beispiel folgende Aussagen:

  • “Warum denkst du denn so was?”
  • “Ach Quatsch, …”
  • “Das macht ja überhaupt keinen Sinn!”

Aber manchmal wird auch nicht nur die Aussage entkräftet, sondern der ganze Mensch. Wenn wir uns “Entkräften” zu einer sprachlichen Angewohnheit machen und uns gegenseitig nur noch wenig zuhören, dann hat das negative Auswirkungen auf unsere Beziehungen.

Wenn ich zurückschaue auf verschiedene Gespräche in der Vergangenheit, dann fällt mir genau dieser grundlegende Fehler auf. Je mehr versucht wurde, der anderen Person zu sagen, dass sie falsch liegt und dabei vom eigenen Standpunkt zu überzeugen, umso distanzierter wurde auch das Gespräch.

Es passierte damit genau das Gegenteil von dem, was auf der zweiten Ebene eigentlich passieren sollte, nämlich den Anderen zu verstehen, zu sehen und zu bestätigen.

Sich mit dem Gesagten auseinanderzusetzen und sich davon irritieren zu lassen, hat etwas mit Respekt zu tun. Wenn ich einen Beitrag im Leben anderer leisten möchte, dann braucht es diesen gegenseitigen Respekt füreinander.

Deshalb: besser bestätigen statt entkräften

Beim aktiven Zuhören geht es also darum, der anderen Person zu zeigen, dass ich verstanden habe, wie sie aus dem, was sie erlebt hat, zu ihren Schlussfolgerungen gekommen ist. Die Person wird dadurch als Mensch bekräftigt.

Wenn das passiert, dann wird sie meiner Erfahrung nach viel offener dafür, unsere eigene Meinung, unseren Beitrag hören zu wollen.

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