Fotos: ©Anthea Graßegger

Each one, teach one

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Eine musikalische Kooperation im EggenLend

Bericht von Anja Schalk

Die musikalische Zusammenarbeit zwischen dem Team des Jugendstreetwork Graz und dem Jugendzentrum EggenLend, stoßt bei den Jugendlichen auf offene Ohren. Die Möglichkeit im Tonstudio eigene Musik zu produzieren, mit dem Nebeneffekt professionelle Hilfe zu erhalten, ist in dieser Form einzigartig und wird von Jugendlichen intensiv genutzt.

Das Team des Jugendstreetwork Graz ist nicht nur auf den Straßen im Stadtgebiet Graz unterwegs, sondern unterstützt auch auf andere Art und Weise und initiiert immer wieder neue Kooperationen mit anderen Organisationen. Eine Aktion, in der viele verschiedene Organisationen eine Rolle spielen, ist das Tonstudio im Jugendzentrum EggenLend.

Das Tonstudio

„Wir treffen Jugendliche wöchentlich auf der Straße und arbeiten auch eng mit anderen Organisationen zusammen“, so der Leiter des Jugendstreetwork Teams Roland Maurer-Aldrian.

Zusammen mit dem Jugendzentrum EggenLend wurden 2018 die vorhandenen Ressourcen gebündelt, um das Tonstudio für Jugendliche erneut zugänglich zu machen.

„Wir haben es geschafft, das Tonstudio wiederzubeleben und dabei ein größeres Projekt zu entwickeln. Unser Mitarbeiter Viktor Knebel ist gelernter Tontechniker und begleitet die Mitarbeiter*innen vor Ort auch dabei, die Technik zu erlernen. So sind bereits vermehrte Öffnungszeiten möglich“.

Roland Maurer-Aldrian- Leiter des Jugendstreetwork Teams in Graz

Fresher Rap aus dem EggenLend

Die Nachfrage der Jugendlichen nach der Möglichkeit im Tonstudio neue Fähigkeiten zu erlernen und sich selbst zu verwirklichen, ist groß. Daher wird das Angebot im Tonstudio auch stetig erweitert. Im Vorjahr wurde das Projekt „each one, teach one“ eingereicht, dass das Angebot zur Nutzung des Tonstudios auch am Wochenende ermöglicht und intensive Workshops, auch mit Fokus auf einen vermehrten weiblichen Anteil, anbietet. Denn nicht nur das Endprodukt, der Song, steht im Fokus der Jugendlichen. Einige möchten das Tonstudio selbstständig nutzen, um mit Anderen Musik zu produzieren. Dazu benötigt es auch Unterstützung beim Freestylen, Beatsbauen, Texte schreiben und der Gestaltung von Visuals. Die Jugendlichen wollen ihre Fähigkeiten zeigen, Spaß haben und möglicherweise damit Geld verdienen. Daher wird eine Zusammenarbeit mit dem HipHop Kollektiv kopfherzhand forciert und im Zuge des Projekts umgesetzt.

Herzensangelegenheit

Während der Corona-Zeit kam es im Jugendzentrum EggenLend zu einigen Änderungen, die auch Auswirkungen auf das darin enthaltene Tonstudio hatten. So wurde Ende März das Gebäude in der Waagner-Biro-Straße für die Straßenbahnerweiterung abgerissen. Da das Tonstudio eine Herzensangelegenheit der Organisationen ist, wird es vorläufig in den Räumlichkeiten des Jugendzentrum Fantastic untergebracht, samt MitarbeiterInnen. Die Geschichte des Tonstudios spielt dabei keine unwesentliche Rolle.

„Vor einigen Jahren hat eine Gruppe von Jugendlichen bei ProAct die Einrichtung eines Tonstudios gewonnen. Da haben wir uns gedacht, sie haben zwar eine Einrichtung, aber keinen Ort und wir waren gerade dabei ein neues Jugendzentrum aufzubauen, da könne man das Tonstudio einrichten lassen. So ist also aus der Initiative von Jugendlichen das Tonstudio im EggenLend entstanden“, erzählt Roland Maurer-Aldrian, der bis 2017 für das EggenLend zuständig war.

Die Gruppe ist längst erwachsen und inzwischen haben Viktor Knebel und ein Mitarbeiter des Jugendzentrums die Aufgabe übernommen, mit den Jugendlichen an ihrer Musik zu arbeiten. Für das Jugendzentrum und die StreetworkerInnen ist das Tonstudio eine Möglichkeit mit den Jugendlichen in Kontakt zu treten.

„Musik ist eine gute Lösung, da sich so auch neue Gruppen bilden und in Beziehung zueinander treten. Das ist eine andere Ebene, sich kennenzulernen. Oft wird das, was sie beschäftigt, in ihrer Musik verpackt und man bekommt ein eindrucksvolles Bild, wo die Zusammenarbeit ansetzen kann“, berichtet Claudia Fruhmann, Leiterin des Jugendzentrum EggenLend.

Musikalische Selbstverwirklichung

Der neuartige Zugang der niederschwelligen Jugendkulturarbeit bietet eine Chance Jugendliche zu erreichen, für Musik zu begeistern und ihnen eine Möglichkeit zu geben, sich gemeinsam zu verwirklichen. Einige Jugendliche haben Benachteiligungen im Leben erfahren müssen und diese werden oft auch in ihrer Musik verpackt. So ist etwas entstanden, dass als höchstes Ziel der Jugendkulturarbeit gilt: Jugendliche helfen Jugendlichen dabei, Musik zu produzieren und auf Youtube zu stellen.

„Dabei sind auch schon die ein und anderen Hits entstanden. Deswegen ist es umso wichtiger, dass es wieder einen Platz gibt, damit die Jugendlichen sich in Eigenregie wieder ein Stück weit selbst verwirklichen können“, so Claudia Fruhmann.

Claudia Fruhmann- Leiterin des Jugendzentrums EggenLend

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