© Sabine Hoffmann

Wenn Kinder die digitale Welt entdecken

Internet, Smartphone und Online Games sind oft Stoff für Auseinandersetzung im Familienalltag. Das Amt für Jugend und Familie organisiert im Rahmen der Vortragsreihe “Familie digital” ein niederschwelliges Informationsangebot für Eltern rund um digitale Medien.

Von klein an im digitalen Raum

Schon die Kleinsten kommen mit Smartphones in Berührung — immer öfter kann man beobachten, wie Eltern ihre Kinder mit dem “digitalen Schnuller” beruhigen. Bei einer Studie der Initiative Saferinternet.at in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) und der ISPA (Internet Service Providers Austria) wurden 400 Eltern zum Verhalten in der digitalen Sphäre befragt. Das Ergebnis: Ganze 72% der null bis sechsjährigen verwenden digitale Medien. Dabei beginnt die Konfrontation mit Medien meist schon vor der Geburt des Kindes, so teilen 30% der Eltern Fotos von ihrem Nachwuchs, bevor dieser überhaupt “geschlüpft” ist. Hierbei geben die Elternteile an, zumeist jede Woche online Bilder ihrer Kinder zu verschicken (37%), manche nur zu besonderen (26%). Datenschutzrechtlich ist dies bedenklich.

Aber nun zurück zu den Kindern: Während Vater und Mutter noch mit Geräten wie Fernsehern oder den ersten Spielekonsolen aufgewachsen sind, benutzen die Allerjüngsten überwiegend Tablets, gefolgt von Smartphones. Für manche Kinder (10%) gehört das Videoschauen sogar zur fixen Einschlafroutine. Besonders kritisch wird es, wenn die Kleinen mit unangebrachten Inhalten konfrontiert werden. Laut der Erhebung soll das schon bei 17% der Kinder der befragten Eltern passiert sein. Das und die Tatsache, dass sich 24% der Kinder täglich mit digitalen Inhalten auseinandersetzen verdeutlicht nur einmal mehr, dass es besondere Abwägung und Auseinandersetzung braucht, wenn es um die Erziehung und den Schutz unserer Kinder im digitalen Raum geht.

Quelle: saferinternet, studioback.at

Social Media als Teil des Alltags

Für Jugendliche ist der Umgang mit digitalen Medien ebenfalls zur Selbstverständlichkeit geworden. Der Jugendmonitor 2020 kam zum Ergebnis, dass mehr als 90 Prozent der befragten Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren Whatsapp und YouTube nutzen, mehr als 60 Prozent haben einen Instagram- oder Snapchat-Account. Knapp die Hälfte benutzen Facebook, vor einigen Jahren noch Spitzenreiter der Social Media Apps. Eine Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte den digitalen Zeitstress bei Jugendlichen. Das Ergebnis: Von 400 befragten Jugendlichen zwischen elf und 14 Jahren antworteten mehr als ein Drittel auf die Frage, ob ihnen PC, Handy oder Konsole zu viel würden, mit ja. Und das im Internet zusätzlich viele Bedrohungen lauern, ist vielen Kindern und Jugendlichen nicht bewusst. Wer sich diesbezüglich informieren möchte, kann sich diese Dokumentation des SRF über die Gefahren und Chancen von Computerspielen, oder jene des WDR über Kinderfotos im Netz, ansehen.

Aber was können Eltern hier tun? Viele Erwachsene sind ratlos, wo sich ihr Nachwuchs im digitalen Raum bewegt, was die Kinder dort machen und mit welchen Leuten sie sich virtuell treffen. Für viele Erwachsene sind vielen Social Media fremd. Dementsprechend tun sich viele Erwachsene schwer, überhaupt Diskussionen anzustoßen und fruchtende Maßnahmen zu setzen. Saferinternet hat als kleine Hilfe ein Quiz erstellt, bei dem der bisherige Umgang mit digitalen Geräten in der eigenen Familie geklärt werden soll. Weiters soll es helfen, herauszufinden, welche Regeln es geben sollte, um so Zuständigkeiten festlegen zu können. Eltern können dieses Quiz also als erleichterte Diskussionsgrundlage nutzen. Viele weitere Tipps zum Umgang mit Kindern im Internet und Ratgeber zu den verschiedenen Social Media Plattformen können Eltern hier auf der Website der Initiative nachsehen.

Quelle: saferinternet

Vortragsreihe “Familie Digital”

2019 besuchten rund 120 Interessierte — Privatpersonen, LehrerInnen, sozialpädagogische Fachkräfte — die Vorträge des Amts für Jugend und Familie in Graz, um sich über verschiedenste Aspekte digitaler Medien zu informieren und Fragen zu stellen. Vor allem Eltern sollen sich den Themen vorbehaltsfrei nähern können. Denn das Ziel von “Familie digital” ist es, einen maßvollen Umgang mit digitalen Medien zu entwickeln und halten. Digitalität soll diskursiv in den Familienalltag integriert werden. So kann dann ein familieninternes Regelwerk aufgebaut werden, in dem Erziehungsberechtigte auch ihren Pflichten nachkommen sollen, wie der Einhaltung von Altersbeschränkungen bei Spielen, um ein sicheres virtuelles Umfeld für die Kinder und Jugendlichen zu kreieren. Dazu braucht es ein vertrauensvolles Miteinander.

Um eben ein solches Miteinander zu ermöglichen, bietet das Amt für Jugend und Familie auch 2020 eine breite Auffächerungen an Themen und bietet so verschiedene Zugang zur digitalen Thematik. Psychotherapeut Lukas Wagner wird die Bedeutung der Sozialen Medien beleuchten, Sexualpädagogin Katja Grach wird auf die Darstellung des Körpers im Internet eingehen und ein weiterer Vortrag wirft einen kritischen Blick auf Geschlechterrollen in Medien. Darüber hinaus soll geklärt werden, wie man Mediensucht beim Nachwuchs erkennt und Maßnahmen ergreifen kann. Ein anderer großer Themenbereich sind Spiele. Markus Meschik von der Fachstelle “enter” half bei der Vorbereitung dieser Vorträge und ist als Mitglied des BuPP (Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von digitalen Spielen) mit der österreichischen Spiele-Entwicklerszene stark vernetzt. Gemeinsam soll erforscht werden, wie sich diese finanzieren, man mit Gewaltinhalten umgeht und wie man Spiele zum Lernen und kreativ sein nutzen kann. Kurz vor Weihnachten wird es auch ein kleines Guide zu empfehlenswerten Spielen, die man bedenkenlos schenken kann, geben. Natürlich kann man sich vor Ort dann auch ein Bild machen und die Games ausprobieren.

Quellen:

https://www.saferinternet.at/news-detail/studie-72-prozent-der-0-bis-6-jaehrigen-im-internet/

https://www.saferinternet.at/services/jugend-internet-monitor/

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