Zwischen Gut und Böse

Kämpfer*innen für das Gute, Moralapostel oder verständnisvolle Zuhörer*innen — die Darstellung des Jugendamts im Film hat viele Facetten. Heute wollen wir einen kleinen Annäherungsversuch an ausgewählte Filme wagen. Von Anthea Graßegger.

Unermüdlicher Einsatz

Katharina Bruckner hat es nicht leicht. Kürzlich fand sie heraus, dass ihr Mann sie betrügt und als ihre Tochter auf Geschäftsreise muss, soll sie sich neben ihrer Arbeit auch noch kurzerhand um ihren Enkel kümmern. Bei ihrer Arbeit im Jugendamt muss sie sich mit schweren Fällen herumschlagen. Bruckner hat hier eine besonders gute Intuitionsgabe. Eines Tages tritt Schulpsychologe Schubert an sie heran, um Bruckners Mithilfe zu erbitten. Die berühmte Architektin Bremer hatte sich wegen der Hyperaktivität ihres Sohnes an den Psychologen gewandt. Dass der kleine Joe aber verängstigt wirkt und sogar behauptet, Bremer wäre gar nicht seine Mutter, lässt bei Bruckner alle Alarmglocken schrillen. Bald befindet sie sich in noch größeren Schwierigkeiten. Wie soll sie auch vorgehen, wenn sie Kindesmissbrauch nicht beweisen kann und gegen den ganzen Amtsapparat ankommen muss? „Der Fall Bruckner“ wurde 2015 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Genaue Daten zum Film gibt es bei IMDb und hier geht es zum Trailer.

Mit erhobenem Zeigefinger

Die Klientin von Gerichtsvollzieherin Billy Kuckuck ist eine junge Mutter mit einer Lernschwäche, die von der Konfrontation mit dem Jugendamt überfordert ist. Kuckuck setzt sich ein, um zu verhindern, dass das Jugendamt die junge Mutter von ihrem Sohn trennt. Die Folge „Billy Kuckuck: Eine gute Mutter“ der gleichnamigen TV-Reihe basiert auf einer wahren Begebenheit. Bei Recherchen stießen die Produzenten auf Gerichtsvollzieherin Claudia Giegler-Linden, die von ihrem berührendsten Fall erzählte. Ein Junge wurde vom Jugendamt in ein Heim gebracht, weil sich seine Eltern laut der Behörde nicht ausreichend um ihn kümmerten. Der Junge war so unglücklich, dass er aus dem Heim floh, und das alles, um viele Kilometer zu Fuß zu laufen, um endlich wieder bei seinen Eltern zu sein. Genaueres zum Film findet sich auf der Website des ARD.

Wenn das System versagt

Der Film „Puppe“ erzählt von Straßenkind Anna, für die in den Schweizer Alpen ein besseres Leben beginnen soll. Auf dem Berghof der unkonventionellen Erzieherin Geena. Mission der Erzieherin ist, in ihren Schützlingen wieder ein Gefühl für die existenziell wichtigen Dinge des Lebens zu wecken — durch klare Regeln und tägliche Arbeit. Wo Psychiatrie und Jugendamt versagen, hilft nur die Erfahrung der eigenen Grenzen, lautet Geenas Ansicht. Vorlage für das Jugenddrama ist das Drehbuch der Autorin Marie Amsler, die ihre eigenen Erfahrungen als Lehrerin in einem Erziehungscamp verarbeitet hat. Hier geht es zu den Filmdetails und zum Trailer.

Rahmengeber

Mona, eine rumänische Ex-Prostituierte, muss beim Jugendamt vorsprechen, um das Sorgerecht für ihre kleine Tochter wiederzuerlangen, die sie in die Obhut ihrer Tante gegeben hatte. Sie muss erklären, unter welchen Umständen sie die Verantwortung für das Kind aufgegeben hatte. Der Film „Bibliotheque Pascal“ eröffnet Tore einer surrealen Reise, in der Wirklichkeit, Illusion und Sehnsucht nicht mehr zu unterscheiden sind. Wurde Mona tatsächlich von ihrem Vater an Menschenhändler verkauft? Oder ging sie freiwillig als Prostituierte nach England? Kann es ein Bordell wie die Bibliothèque Pascal in Liverpool wirklich geben? Hier lassen sich Filmdetails Abrufen und der Trailer einsehen.

Filmplakat “Jack”

Flucht

„Jack“ ist das Drama zweier von ihrer Mutter vernachlässigten Brüder. Jack (10) kommt in ein Wohnheim, sein kleiner Bruder Manuel (6) bleibt bei der Mutter. Jack bricht aus dem Wohnheim aus, holt seinen Bruder bei den Nachbarn ab. Die Mutter ist kommentarlos verschwunden, und so startet eine tagelange Suche für die Burschen. Am Ende taucht die Mutter wieder auf, empfängt die Kinder, ohne aber nur mit einem Wort auf ihr Verschwinden oder die Befindlichkeiten der Kinder einzugehen. Das führt dazu, dass Jack selbst beschließt, mit seinem Bruder freiwillig ins Heim zurückzukehren. Der Film beruht auf einer Beobachtung des Regisseurs Edward Berger. Informationen und Trailer des Films gibt es auf der offiziellen Film-Website.

Kennt auch Ihr einen Film, in dem das Jugendamt eine wichtige Rolle spielt? Wir freuen uns auf Tipps in den Kommentaren!

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