Joh. Heider Verlag und Druck: 125 Jahre jung

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Bürgerportal Bergisch Gladbach
17 min readSep 29, 2014

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1889 reiste Johann Heider aus Oelde ins beschauliche Strundetal und erkannte hinter vielem Unansehnlichen die kraftvollen Energie Bergisch Gladbachs. Mit Wagemut und im Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten gründete der Buchdruckermeister eine Druckerei und einen Verlag, aus denen dank des Engagements, dem Sinn für Kontinuität und der umsichtigen Führung seiner Söhne, Enkel und Urenkel ein regional bedeutendes Medienunternehmen hervorgegangen ist. Eine Chronik.

Ein Beitrag unseres Sponsors

Johann Heider wurde am 12. Januar 1856 in Opladen geboren. Eigene Neigung und guter Rat der Eltern und Lehrer hatten ihn zum Buchdruckerberuf geführt. Der 33jährige war bereits ein anerkannter Meister seines Fachs, als er daran dachte, sich eine selbständige Existenz aufzubauen.

Johann Heider

Schon seit Jahren hatte man ihm die Leitung der Buch- und Verlagsdruckerei Engelbert Holterdorf in Oelde (Westf.) anvertraut. Hier, bei der weit über die Grenzen Westfalens hinaus bekannten „Oelder Glocke“, hatte der junge Meister Gelegenheit, den in seiner Lehrzeit im Betrieb des „Boten an der Wupper“ in Opladen gewonnenen Einblick in das vielfältige betriebsame Leben eines Zeitungsverlages zu erweitern. Muss sich doch eine gute technische Leistung mit einer hohen geistigen verbinden, wenn ein Werk entstehen soll, das zwar für den Tag geschaffen ist, aber dennoch Geltung und Gültigkeit für seine Zeit haben muss.

Die Gründerzeit

Was dem jungen Buchdruckermeister den Gedanken an eine selbständige Existenz eingab und ihn in das kleine Städtchen am Ausgang des Strundertals führte, war der unternehmerische Sinn und Wille, verbunden mit der Überlegung, für die wachsende Familie erweiterte Lebensgrundlagen zu schaffen. Auf der Suche nach ihnen kam er im Sommer 1889 zum ersten Mal in seinem Leben nach Bergisch Gladbach.

Durch einen Zufall war er auf das kleine aufblühende Städtchen am Rande der Kölner Bucht aufmerksam geworden. Einige Notizen und Anzeigen in der „Kölnischen Volkszeitung“ veranlassten ihn, sich in diesem jungen Gemeinwesen einmal näher umzusehen. Kurzerhand ließ er sich von Holterdorf für vierzehn Tage beurlauben, beriet sich mit seinen Angehörigen, insbesondere auch mit denen seiner Frau, die einer alten Verleger- und Druckereibesitzerfamilie in Opladen entstammte, sowie mit einsichtigen Männern aus seinem Bekanntenkreis, und setzte sich in Begleitung eines guten Freundes in den Zug nach Bergisch Gladbach.

Die Handsetzerei 1925

Das Bild dieser Stadt war damals nicht sonderlich einladend. Erhebliche Lücken im Straßenbild, die noch vielfach planlos und willkürlich erscheinende Bebauung und Bauweise, der vorwiegend ländlich-dörfliche Charakter der weit auseinandergezogenen Siedlung und die Unfertigkeit allerwege ließen dem Besucher den Anspruch der Stadt, für eine solche zu gelten, als ziemlich vermessen erscheinen.

Aber Johann Heider sah weiter. Er wusste, worauf es für ihn und seine Pläne ankam. Er spürte das drängende Leben, das Sichregen und Sichdehnen der jungen Stadtgemeinde, die kraftvollen und wagemutigen Energien, die überall am Werk waren. Johann Heider erkannte intuitiv, dass hier ein festes Fundament gelegt war, auf dem ein bedeutendes Gemeinwesen im Glauben an die ihm innewohnenden Kräfte sich entwickeln und entfalten konnte zu einem wirtschaftlichen, kulturellen und auch politischen Zentrum des rheinisch-bergischen Landes.

Diese Erkenntnis war eine der wesentlichen Voraussetzungen zu seinem Entschluss, sich an der Strunde selbständig zu machen. In dem Neubau des Schiffsarztes Dr. Claudius Kolter, einen Steinwurf weit oberhalb der von dessen Bruder betriebenen Gaststätte, der Vorgängerin des heutigen „Bergischen Löwen“, fand er ein passendes Heim für seine Familie und ausreichenden Raum für eine Druckerei. Am 19. August 1889 wurde der Vertrag abgeschlossen. Kurz darauf rollten die ersten Kisten mit Schriften an, eine Schnellpresse wurde aufgestellt. Johann Heider war am Ziel seiner Wünsche: Er stand auf eigenen Füßen.

Oft hat er in seinem späteren Leben davon erzählt, wie er damals, in den ersten Gladbacher Jahren, auch in dem Sinn selbständig war, dass er nicht nur Besitzer einer Druckerei, sondern auch ihr kaufmännischer und technischer Leiter, dass er Meister, Gehilfe und Lehrling, Setzer, Korrektor, Metteur, Drucker und Expedient in einer Person war.

Volksblatt für Gladbach und Umgegend

Und bald war er auch noch Redakteur. Der Gedanke, mit einer eigenen Zeitung vor die Öffentlichkeit zu treten, hatte ihn insgeheim schon immer bewegt und ließ ihn nun nicht mehr los. Seine Freunde bestärkten ihn in seinem Plan. Am 4. Oktober 1890 war es soweit. Das „Volksblatt für Gladbach und Umgegend“ trat auf den Plan, zunächst als Wochenblatt.

Der Neubau der Druckerei

Sein Verleger, Redakteur und Drucker gab in der ersten Nummer seine Überzeugung kund, „ein gutes, billiges Volksblatt für unsere aufblühende Stadt“ als die Erfüllung eines „dringenden Bedürfnisses“ geschaffen zu haben. Und er hatte wieder das Richtige getan. Schon am 13. Dezember konnte die neue Zeitung, gestützt auf die wachsende Bezieher- und Inserentenzahl, zum zweimaligen Erscheinen wöchentlich übergehen.

1894 konnte Johann Heider seiner Familie ein eigenes Haus und damit dem stetig wachsenden Unternehmen ein neues Verlagsgebäude an der oberen Hauptstraße in Bergisch Gladbach in der Nähe des Marktplatzes errichten. 1895, zum fünften Jahrestag des „Volksblattes“, ging seine Zeitung zum dreimaligen Erscheinen in der Woche über, und am sechsten Jahrestag – dem 1. Oktober 1896 – wurde sie unter dem Titel „Bergisch Gladbacher Volkszeitung“ eine Tageszeitung.

Mit dem Wachsen der Stadt Bergisch Gladbach entwickelte sich auch die Bedeutung der Druckerei und der „Bergisch Gladbacher Volkszeitung“.

Blick in die Formherstellung in den 30er Jahren

Als in die prächtig aufgegangene Blüte der Stadt, an die er sein Schicksal und das Glück seines Lebens gebunden hatte, der Blitz des Ersten Weltkrieges schlug, und der lähmende Schrecken des Zusammenbruchs folgte, da war das Unternehmen längst in sich so gefestigt, dass es alle Stürme und auch die lebensgefährlichen Wogen der ersten Inflation ohne nennenswerte Schäden überstehen konnte.

Die erste Rotationsmaschine — von Koenig und Bauer

Die erste Rotationsmaschine, eine 16seitige Maschine von Koenig und Bauer, wurde 1924 montiert.

Die zweite Generation

Franz Heider

Inzwischen war Johann Heider in seinem dritten Sohn Franz Heider ein Nachfolger in der Leitung des Unternehmens herangewachsen, dem er das Erreichte ohne Sorgen anvertrauen konnte in der Gewissheit, er werde das verpflichtende Erbe gut und sicher in bewahrenden Händen halten und weiter ausbauen. Auch Franz Heiders Sorge galt der Erweiterung und Modernisierung der Druckereianlagen. Er ersetzte die „Druckerpresse“ durch moderne Schnellpressen, und mit dem Kauf der ersten 32seitigen Rotationsmaschine im Jahre 1928 schaffte er die Voraussetzung für den Ausbau der Heiderschen Zeitung.

Nach einer Erweiterung der Betriebsräume und des Maschinenparks auf das Doppelte des bisherigen Umfangs gliederte er eine Anzahl anderer bergischer und rheinischer Zeitungen, zuerst die „Bensberger Volkszeitung“ und später Zeitungen in Wipperfürth, Brühl und Euskirchen an.

Mit der Vereinigung der Kreise Mülheim und Wipperfürth zum Rheinisch-Bergischen Kreis im Jahre 1932 wurde der Name der Zeitung in „Rheinisch-Bergische Zeitung“ geändert.

Von Nazis schikaniert — aber in Betrieb

Die Rheinisch-Bergische Zeitung in Bergisch Gladbachs Hauptstraße

Unter diesem Titel ist sie auch in der Nazizeit erschienen, zunächst unter der Zensur der örtlichen Parteistellen und auch in der Folgezeit argwöhnisch beobachtet, oft schikaniert, mit einem linientreuen Redakteur zwangsweise besetzt und mehr als einmal mit der Schließung bedroht.

Trotz der Schwierigkeiten des Zweiten Weltkrieges konnte Franz Heider mit Zähigkeit und Ausdauer seinen Betrieb und das Erscheinen seiner Zeitung bis April 1945 aufrechterhalten.

Vom NS-Regime eingesetzte Redakteure für die Zeitschrift „Panzerfunk“

Es wäre jedoch nicht möglich gewesen, ein so bodenständiges Druckereiunternehmen und Verlagshaus wie das Heidersche vor dem Zugriff der damaligen politischen Gewalten, ja vor der willkürlichen Schließung mit Ausräumung des Maschinenparks zu bewahren, hätten nicht einige treue Freunde entscheidend mitgeholfen, das Haus Heider über die vielleicht gefährlichste Periode in seiner 125-jährigen Firmengeschichte hinwegzubringen.

Neuanfang 1949

1949 wurde die Zeitung dann unter dem umfassenderen Titel „Bergische Landeszeitung“ neu gegründet und ist noch heute (seit 1952 im Heinen-Verlag GmbH, Köln, herausgegeben) eine der wichtigsten Informationsquellen für die Bevölkerung des Rheinisch-Bergischen Kreises.

Der Drucksaal in den 50er Jahren

Neben der Zeitungsarbeit förderte Franz Heider das heimatkundliche Schrifttum. So erschien im Joh. Heider Verlag ab 1925 der 1920 gegründete „Bergische Kalender“, der heute „Rheinisch-Bergischer Kalender“ heißt, in dem heimatkundliche Veröffentlichungen gesammelt werden. Daneben bestimmen wirtschafts- und sozialpolitische Schriftenreihen und Veröffentlichungen das Gesicht des in den letzten Jahrzehnten ausgebauten Verlages.

Im Gefolge der allgemeinen Entwicklung und im Zuge des politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg sah sich der Druckereibetrieb stetig wachsenden Anforderungen gegenüber. Franz Heider zeigte sich auch hierbei auf der Höhe seiner Aufgabe. Galt es doch, der Druckerei die modernste technische Ausstattung bei stürmisch verlaufender Entwicklung zu sichern.

Die dritte Generation

Ende 1945 trat der älteste Sohn Hans Heider in das Unternehmen und 1951 in die Geschäftsleitung ein. Nach den Lehrjahren und einer Volontärzeit in einem größeren graphischen Betrieb arbeitete er tatkräftig für den Ausbau aller Sparten des Druckerei- und Verlagsbetriebes, der heute aus zwei Gesellschaften besteht: Heider Druck GmbH und Joh. Heider Verlag GmbH.

Nach dem Wegfall der Tageszeitung aus dem Herstellungsprogramm des Druckereibetriebes stand dieser mit vermehrter Kapazität für andere Aufgaben zur Verfügung.

Ausbau des Druckereibetriebes

1945 war der Maschinenpark des graphischen Betriebes zunächst noch so wie er bei Kriegsbeginn eingerichtet war. Neue Setz- und Druckmaschinen oder neue Schriften gab es in den ersten Nachkriegsjahren nicht.

1946 erwarb man aus einem zerstörten Kölner Betrieb – buchstäblich aus den Trümmern – zwei Tiegelautomaten und richtete sie notdürftig wieder her. Von einer Schnellpressenfabrik konnte eine altgediente, aber generalüberholte Zweitouren-Schnellpresse erstanden werden, bis dann 1949 die erste fabrikneue Druckmaschine in der Heiderschen Druckerei eintraf, der 1952 und 1953 weitere Maschinenlieferungen für die Linotype-Setzerei und den Druckereisaal folgten.

Mit viel Mühe und großen Schwierigkeiten war noch vor der Währungsreform mit einem Anbau für die notwendigen Betriebserweiterungen am Marienplatz begonnen worden. Ziegelsteine aus Bombentrümmern waren damals das wichtigste und beste Baumaterial, aus dem der für die damaligen Verhältnisse umfangreiche, dreigeschossige Anbau entstand.

In dem Bestreben, die Produktion zu rationalisieren und den Bedürfnissen der Kunden anzupassen, wurde die Druckerei im Jahre 1951 auch auf dem Gebiet des Flexodrucks tätig. Zu den Schnellpressen kam eine Vierfarben-Flexodruckmaschine, die für den Druck von Massenauflagen (Prospekte, Flugblätter, Formulare, Gebrauchsanweisungen etc.) eingesetzt wurde. Diese Maschine druckte in einem Arbeitsgang im Schön- und Widerdruck je zwei Farben oder auch einseitig bis zu vier Farben bei einer Leistung von 7000 Drucken in der Stunde – für damalige Verhältnisse ein großer Fortschritt.

Neubau an der Paffrather Straße

Die Baustelle an der Paffrather Straße

Der ständig wachsende Umfang der Aufträge machte schon bald eine abermalige Erweiterung der Betriebsanlage dringend notwendig. Da hierzu im alten Druckerei- und Verlagsgebäude an der Bergisch Gladbacher Hauptstraße keine Möglichkeit mehr bestand, erwarb Franz Heider ein genügend großes und auch für die zukünftige Entwicklung ausreichendes Grundstück an der Paffrather Straße.

Hier erfolgte 1956 der erste Spatenstich zu einer Betriebsanlage, die heute annähernd 27 000 cbm umbauten Raum mit rd. 4 800 qm Produktions- und Bürofläche umfasst. Im Sommer des Jahres 1957 ging der erste Bauabschnitt des neuen Betriebes seiner Vollendung entgegen, und im Herbst begann der schwierige Umzug von Maschinensetzerei, Handsetzerei und Druckerei unter weitgehender Aufrechterhaltung der Produktion.

Verwaltung, Rotationsdruck und Buchbinderei mussten zunächst in den alten Räumen an der Hauptstraße weiterarbeiten, da für diese Betriebsteile der erforderliche Raum im ersten Bauabschnitt noch nicht geschaffen war.

Franz Josef Heider

1955 trat der jüngere Sohn Franz Heiders, Franz Josef Heider, in das Unternehmen ein. Nach der Lehre in einer großen Druckerei des Rheinlandes studierte er an der Höheren Graphischen Fachschule Stuttgart (HTL) und erlangte dort das Betriebsleiterdiplom. So gerüstet für die vielfältigen Aufgaben in der rasanten Entwicklung der graphischen Technik wurde er 1959 Leiter des technischen Betriebes.

Innovation durch Offsetdruck

Durch die Bautätigkeit mussten weitere Maschinenanschaffungen zur Modernisierung der Druckerei zeitweilig zurückgestellt werden. Die Entwicklung der Drucktechnik aber schritt weiter voran, besonders der Offsetdruck hatte als bedeutendes Druckverfahren große Fortschritte in qualitativer und wirtschaftlicher Hinsicht zu verzeichnen. In Kenntnis dieser Tatsache wandte sich das Unternehmen auch bald dem innovativen Druckverfahren zu. Die ersten Erfahrungen wurden mit zwei Einfarben-Offsetmaschinen erworben. Schon im Jahre 1963 konnte die Offsetproduktion mit einer großformatigen Zweifarben-Offsetpresse beachtlich erweitert werden.

Die Trennung des Betriebes in der Paffrather Straße und der Hauptstraße wirkte sich verständlicherweise für die Produktion und den betrieblichen Ablauf hemmend aus. Transportprobleme zum Beispiel mussten täglich aufs Neue gelöst werden. So entschloss man sich 1960 zu einem zweiten Bauabschnitt, um die Räume für die in der Hauptstraße verbliebenen Abteilungen der Technik bereitzustellen.

Zunächst wurde der Papierkeller gebaut, der die für den Rotations- und Flexodruck erforderlichen großen Papiermengen aufnehmen konnte. Darüber wurde die neue Halle so konstruiert, dass der reibungslose Fluss des Rohmaterials Papier von der Anlieferung an der Rampe über Zuschneiden, Bedrucken im Druckereisaal, Weiterverarbeitung in der Buchbinderei bis zur Ablieferungsrampe auf einer Ebene vonstatten ging. Auch Rotationsdruck und Flexodruck, im hinteren Teil der neuen Halle in abgeteilten Räumen montiert und installiert, lieferten ihre Produkte zur Konfektionierung auf der gleichen Ebene in die zentral gelegene Fertigmachung der Buchbinderei.

1961 war der zweite Bauabschnitt fertig gestellt; ein weiterer Umzug begann. Die Montage der Rotationsmaschine mit ihren vielen tausend Einzelteilen im Gesamtgewicht von etwa 40 000 kg nahm viele Wochen in Anspruch.

Die Hochdruckrotation zog von der Hauptstraße in die neuen Produktionsräume an der Paffrather Straße um

Mit Rücksicht auf die verstärkte Entwicklung zum mehrfarbigen Zeitungs- und Zeitschriftendruck lief schon seit Anfang 1960 als Erweiterung der bisherigen Maschine die Bestellung dreier neuer Buntdruckwerke, einer kompletten 16seitigen Druckeinheit, die im Zusammenhang mit dem Umzug der Maschine montiert wurden. Seit Ende 1961 vollzieht sich die gesamte Produktion des Druckereibetriebes wieder unter einem Dach.

Wachstum und technischer Wandel

1965. Das neue Gebäude an der Paffrather Straße

Es dauerte weitere vier Jahre, bis auch die Verwaltung des Betriebs an die Paffrather Straße folgen konnte: Zunächst wurde in den Jahren 1964/65 eine Hausmeisterwohnung und ein Garagentrakt ergänzt, bevor dann der Neubau eines Bürogebäudes in Angriff genommen und 1965 bezogen wurde.

Nach dem vollständigen Umzug mußte das traditionsreiche Verlagsgebäude in der Hauptstraße abgerissen werden, um einem modernen Geschäftshaus zu weichen.

1972: Unten die Paffrather Straße, oben die Max-Bruch-Musikschule, rechts oben das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium

Obwohl das Unternehmen nun wieder mit all seinen Funktionen auf überschaubarer Fläche konzentriert war, wurden schon bald wieder weitere Baumaßnahmen erforderlich: Anfang der 70er Jahre entstand im Rahmen des fünften Bauabschnitts der dreigeschossige Stahlskelettbau des Druckzentrums, das auf 1 200 Quadratmetern der damals neuen Technik Raum bieten sollte: Die geräumige Halle im Erdgeschoss war für die neue Rollenoffsetmaschine vorgesehen, im Obergeschoss wurden Fotosatz und Repro-Abteilung untergebracht.

Darüber hinaus bot die Rollenoffsethalle genügend Platz für eine Erweiterung der Buchbinderei, deren Maschinenpark sich ebenfalls kontinuierlich vergrößerte. Das Kellergeschoss schließlich diente als Papierlager für den großen Rollenbedarf des Rotationsdrucks.

Die GOSS Suburban von 1971

Mit dieser bislang abschließenden Erweiterung wurde die Gesamtarbeitsfläche auf 4 800 Quadratmeter aufgestockt. Die bauliche Expansion bahnte einer kontinuierlichen Erweiterung der Kapazitäten und einer zielstrebigen technischen Modernisierung den Weg: 1971 zog das neue Produktions-„Flaggschiff“ ins frisch fertiggestellte Druckzentrum ein — eine Suburban-Offset-Rotation des damals weltweit führenden Herstellers GOSS aus Preston/England (Tochterfirma von Rockwell International).

Ausschlaggebend für den Einstieg in die neue Technik war neben der Möglichkeit mehrfarbigen Rotationsdrucks und der besseren Bildwiedergabe die entscheidend höhere Druckgeschwindigkeit (bis zu 25.000 Exemplare in der Stunde), die eine flexiblere Terminbedienung und eine größere Druckkapazität gewährleistete. Daneben tat die alte MAN-Buchdruckrotation noch eine Zeitlang treulich ihren Dienst.

Ausbau des Rollenoffsetdrucks

Mit der wachsenden Bedeutung der Anzeigenblätter, die einen beträchtlichen Anteil am Auftragsvolumen im Offset-Rotations-Bereich darstellten, stiegen die zu bewältigenden Seitenumfänge: 1976 wurde eine zweite GOSS-Maschine geliefert, die an die vorhandene Maschine angebaut und sowohl mit dieser kombiniert als auch getrennt produzieren konnte. Bis zur Ankunft der dritten Rollenoffsetmaschine, deren vier Doppeldruckwerke mit eigenem Falzapparat unabhängig vom bisherigen Rotationskomplex installiert wurden, vergingen dann nur noch drei Jahre (1979).

Die GOSS Rollenoffsetmaschine von 1979

Doch der Blätterwald war bunter geworden, und man musste sich schnell dem Trend zum farbigen Zeitungs- und Zeitschriftendruck anpassen. So brachte das Jahr 1984 den damals neuartigen GOSS-„Viererturm“ ins Haus, der die Möglichkeiten des vierfarbigen Rotationsdrucks beträchtlich verbesserte. Die vier Doppeldruckwerke des GOSS-Turms konnten aber auch mit je zwei Doppeldruckwerken für den zweifarbigen Druck bei entsprechend höherem Seitenumfang eingesetzt werden. Damit gewährleistete die Druckerei ihren Kunden eine überaus flexible Produktionsmöglichkeit.

Die Rotationsmaschinen stellten in den 1970er- und 1980er-Jahren keineswegs die einzigen bedeutenden technischen Investitionen dar: So wurde schon seit den 1960er-Jahren der damals noch neue Fotosatz kontinuierlich weiterentwickelt. Vom einfachen Diatypegerät bis zur ersten auf Mengensatz zugeschnittenen Systemgeneration, die mehrere Texterfassungsplätze sowie eine Rechner- und Belichtungseinheit umfasste, ging es stürmisch weiter.

Für jedermann war ersichtlich, dass die Ära der Linotype-Setzmaschinen unwiderruflich zur Neige ging. Rasant entwickelte sich die Elektronik und ließ in nur wenigen Jahren die Anlagen rasch veralten. Sie mussten durch leistungsfähigere Nachfolgemodelle ersetzt werden. So kamen in den 1980er-Jahren die ersten Systeme mit Gestaltungsbildschirmen auf den Markt, die für den Setzer eine enorme Erleichterung bedeuteten. Das im Oktober 1988 eingeführte System war unter anderem zur Übernahme von Fremddaten auf Diskette, Magnetband oder über den Postweg ausgelegt. Bei periodisch erscheinenden Veröffentlichungen ließen sich die wiederkehrenden Eingabeparameter (etwa Satzbreite, Schriftart, Schriftgröße etc.) speichern, so dass umständliches Einrichten der Texterfassung entfällt.

Betriebsansicht an der Paffrather Straße 1988

Aber auch im Bogendruck ging die Entwicklung weiter: 1987 wurde eine Vierfarben Heidelberg Speedmaster 102 VP mit CPC-System zur elektronischen Fernsteuerung von Farbe und Register in Betrieb genommen. Diese Maschine zeichnete sich durch hohe Flexibilität aus, weil sie neben dem Vierfarbbetrieb auch im ein- oder zweifarbigen Schön- und Widerdruck einzusetzen war.

Der Vormarsch der Elektronik machte auch vor den Service-Angeboten nicht halt, die immer umfassender wurden: Auch nach dem Druck wird das Produkt bei Heider weiterbetreut – von der Beilagen-Einsteckmaschine über die Etikettier-Automaten bis hin zum Einzelvertrieb mit Inkasso-Dienstleistungen, die ohne EDV-Einsatz nicht denkbar wären.

Die vierte Generation

Roberto, Hans-Martin und Guido Heider

Am 2. Januar 1990 tritt mit dem ältesten Sohn von Hans Heider, Hans-Martin Heider, die vierte Generation in das Unternehmen ein. Nach einer zunächst praktischen Ausbildung zum Schriftsetzer, anschließendem Studium an der Fachhochschule für Druck in Stuttgart und weiteren Zwischenstationen in Druckereibetrieben arbeitete sich das damals jüngste Familienmitglied im Unternehmen im Bereich der Kundenbetreuung ein.

Anfang der 1990er-Jahre begann die starke Expansion und Verbreitung der Werbeprospekte in Zeitungen und Anzeigenblättern. Diese werden in spezialisierten graphischen Großbetrieben in hohen Auflagen produziert und bundesweit an die weiterverarbeitenden Druck- und Verlagshäuser verschickt. Um das gestiegene Volumen der angelieferten Prospekte übersichtlich zwischen zu lagern entsteht 1991 eigens für diesen Zweck eine große Halle. Zur Verarbeitung der gestiegenen Prospektmengen wurde schon bald eine neue Müller-Martini-Einsteckmaschine in Betrieb genommen.

Der Trend zu immer mehr Farbe im Zeitungsdruck war zu dieser Zeit nicht mehr zu bremsen und die alten GOSS-Maschinen aus den 1970er-Jahren konnten die steigenden Wünsche in puncto Qualität und Flexibilität nicht mehr im vollen Umfang erfüllen. Die Lösung hierfür lieferte die 1994 in Betrieb genommene GOSS-Universal, die mit zwei „Vierertürmen“ die mehrfarbige Druckkapazität deutlich erhöhte und damit den Bedürfnissen der Kunden entsprechen konnte.

Dynamisch entwickelte sich auch die Druckvorstufe Mitte der 1990er-Jahre weiter. Das Desktop-Publishing (DTP) wurde durch die Firma Apple Macintosh forciert. Große Produktionsstückzahlen bei den Personal Computern (PC) und nutzerfreundliche Layoutsoftware wie der Pagemaker führten zu einer spürbaren Kostenentlastung bei den Betrieben und zu einer deutlichen Steigerung der Arbeitseffizienz.

Schattenseite dieser Entwicklung war jedoch eine zunehmende Abwanderung grafischer Arbeiten auf die Seite der Kunden, die nun Dank der geringeren Investitionskosten versucht waren, diese Arbeiten nunmehr selbst zu übernehmen. Für das Berufsbild der Schriftsetzer und Reprografen hatte dieser Prozess eine einschneidende Veränderung zur Folge: Die bisherige Trennung in Reprografie und Schriftsatz war durch das rückläufige Auftragsvolumen wirtschaftlich und arbeitstechnisch nicht mehr darzustellen. Die Fachkräfte in diesen bis dahin getrennten Bereichen mussten ihr Aufgabenspektrum erweitern und aus diesen beiden bisher getrennt arbeitenden Abteilungen erwächst bei Heider die neue Medienvorstufe. Die neue Berufsbezeichnung für Schriftsetzer und Reprografen lautete nun „Mediengestalter“.

Im August 1995 traten zeitgleich auch die beiden jüngeren Söhne von Hans Heider, Guido und Roberto, nach absolvierter Meisterschule bzw. betriebswirtschaftlichem Studium dem Unternehmen bei. Während sich Guido noch an der Seite des Onkels Franz Josef um die Organisation der Druckerei und der Buchbinderei kümmerte, lag beim jüngsten der drei Söhne das Hauptaugenmerk zunächst auf der neuen Medienvorstufe.

Die Konkurrenz Internet

Das Internet, ein Daten-Netzwerk, das aus dem im Jahr 1969 entstandenen Arpanet hervorging, war einem Projekt der Advanced Research Project Agency (ARPA) des US-Verteidigungsministeriums. Ursprünglich zur Vernetzung von Universitäten und Forschungseinrichtungen benutzt, hatte es mittlerweile den globalen Einzug in der Arbeitswelt und schließlich in die privaten Haushalte gehalten. Heute ist es eine nicht mehr wegzudenkende Informationsquelle, deren Vorteile, insbesondere bei der Recherche, einen Teil der gedruckten Informationen auf Papier ersetzt hat.

Mit dem Internet erwuchs dem gedruckten Wort mit seiner jahrhundertlangen Tradition erstmals eine ernstzunehmende Konkurrenz.

Maschinenhersteller und Drucker waren nun ihrerseits gefordert dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Schon bald wichen manuelle Druckbogenmontage und Druckplattenkopie zugunsten der schnelleren und qualitativ besseren computer-to-plate-Technologie (ctp) und der Fokus im Druckmaschinenbau lag neben der Steigerung der Produktionsgeschwindigkeiten jetzt vor allem auf der Verkürzung der Einrichtezeiten, um Druckprodukte aktueller und kostengünstiger herzustellen. 1999 trug Heider auch dieser Entwicklung Rechnung und nahm die zweite Heidelberger Vierfarbdruckmaschine mit automatischem Druckplatteneinzug in Betrieb.

Auch im Bereich Zeitungsdruck verschärfte sich weiter der Kampf um die Werbeetats, so dass im neuen Jahrhundert im Großraum Köln neben den etablierten Anzeigenblättern zur Wochenmitte die ersten Pendants zum Wochenende erscheinen. Und wieder steht Heider vor einer richtungweisenden Investition: die bisherigen GOSS-Rollenoffsetmaschinen waren mit den Jahren störungsanfällig geworden und boten in puncto Flexibilität und Druckgeschwindigkeit dem Unternehmen keine Wachstumsperspektiven mehr. Auf der DRUPA 2000 konkretisierten sich erstmals die Überlegungen, einem neuen und leistungsstärkeren Maschinenkonzept zu folgen.

Die Rotationsmaschine von 2002 wird im Jubiläumsjahr auf 64 Seiten erweitert

2002 wurde eine neue Produktionshalle errichtet, die fortan eine doppeltbreite Rotationsdruckmaschine aus dem Hause Koenig und Bauer beherbergte. Mit zunächst zwei Achtertürmen konnten 32 Seiten im Berliner Format vollfarbig bzw. 48 Seiten mit eingeschränkter Farbpalette produziert werden. 2006 wurde diese Maschine nochmals um einen weiteren Achterturm und einen zweiten Falzapparat erweitert.

Wie kapitalintensiv und schnelllebig die Branche inzwischen geworden wat, wurde in den Jahren von 2009 und 2013 deutlich: der qualitative Anspruch an hochwertigen Druckerzeugnissen und die sich immer schneller drehende Terminspirale machten eine nahezu vollständige Techniküberholung im Akzidenzbereich erforderlich. Folglich wurden die bis dahin eingesetzten drei Bogenoffsetmaschinen von einer hochmodernen 5-Farben-Druckmaschine mit Dispersionslackwerk und vollautomatischem Farbregelwerk ersetzt, die fortan im Schichtbetrieb im Einsatz ist.

Die KBA-Rapida besticht neben ihrer modernen Technik vor allem mit ihren kurzen Rüstzeiten und einer Laufgeschwindigkeit von bis zu 18.000 Bogen in der Stunde. In der Weiterverarbeitung wurden in diesem Zeitraum Schneide- und Falzmaschinen sowie der Sammelhefter erneuert.

Strukturveränderungen im Jubiläumsjahr

2014, das Jahr in dem das Unternehmen nun auf seine 125-jährige Firmengeschichte blickt, steht im Zeichen struktureller Veränderungen. In der ehemaligen Hand- und Maschinensetzerei im Obergeschoss des historischen Altbaus wird das neue Medienkompetenzzentrum entstehen. Nach dessen baulicher Renovierung werden hier kaufmännische und technischen Kundenbetreuer sowie die Produktionsplanung zusammengeführt, um auf kurzen Wegen noch effizienter zusammenzuarbeiten.

Die räumliche Zusammenführung dieser Bereiche soll neben der verbesserten Kommunikation auch den Wissenstransfer von älteren auf jüngere Mitarbeiter sowie unter den bisher getrennt arbeitenden Bereichen vereinfachen und fördern.

Zur Zeit wird der Betrieb erneut erweitert

Im technischen Betrieb steht im Jubiläumsjahr die Erweiterung der Rotation um den vierten Druckturm sowie der Ersatz zweier alter Einstecklinien an.

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem großen Engagement aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die im Laufe der Jahrzehnte an ihren unterschiedlichen Arbeitsplätzen die 125-jährige Firmengeschichte mitgeschrieben haben.

Die Erweiterung schafft Platz für eine neue Einstecklinie und ein modernes Hochregallager

Jede der inzwischen vier Unternehmergenerationen hat stets Wert darauf gelegt, sich nicht allein durch sachlich ökonomisches Arbeiten, sondern vor allem durch Dienstbereitschaft gegenüber seinen Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten hervorzutun.

Die Fürsorge und die Hilfe der Firmenleitung für die Betriebsangehörigen haben sich bei zahlreichen Anlässen und Gelegenheiten bewährt. Die Mitwirkung und die Mitverantwortung des Betriebsrates in Personal- und Sozialfragen wird von der Geschäftsleitung als wichtige Voraussetzung für eine intakte Leistungsgemeinschaft geschätzt.

Aus dem, was 1889 der Buchdruckermeister Johann Heider in Bergisch Gladbach mit Wagemut und im Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten ins Leben rief, ist heute dank des Engagements, dem Sinn für Kontinuität und der umsichtigen Führung seiner Söhne, Enkel und Urenkel ein regional bedeutendes Medienunternehmen hervorgegangen. Es ist in vielfacher Hinsicht gut gerüstet für die Aufgaben, die es in der Zukunft erwarten.

Vergangenheit und Zukunft: Ehemalige und aktuelle Beschäftigte von Heider Druck und Verlag beim „Treffen der Generationen” am 6. Juni 2014

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