4 Wochen “iPad Pro only” — Befürchtungen und Zweifel (Ein Eingangspost)

Gordon Schönwälder
Backpack Office
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4 min readAug 13, 2017

Es gibt in meinem Umfeld eine Menge “iPad only”-Experimente. Unter anderem die von Ivan Blatter, Lars Bobach und Christian Müller. Braucht es da noch mehr?

Ja.

Zum einen habe ich das Bedürfnis, mich mal wieder mit einer neuen Hardware aus der Komfortzone zu holen und zum anderen glaube ich bisher nicht, dass ich als Podcaster auf einen “normalen” Rechner verzichten kann.

Ob das ein Glaubenssatz ist, kann ich noch nicht sagen, aber spannend wird es allemal.

Denn so richtig überzeugt von einer erfolgreichen Challenge bin ich noch nicht.

Dennoch will ich in den nächsten vier Wochen nur das iPad für meine Arbeit benutzen.

Was ist das Testmaterial?

Diese Zeilen schreibe ich gerade mit dem iPad Pro 10,5 (die kleine Variante mit 64GB und WIFI) und dem angeschlossenen Keyboard.

Dazu habe ich noch den Apple Pencil neben mir liegen, zu dem ich gleich noch etwas sagen muss.

Krasses Display und ziemlich schnell im Alltag.

Aber ist es nicht nur ein dünnes Stück Alu mit Glas oben drauf?!

Woher kommen die Befürchtungen?

Was war ich stolz, als ich meinen ersten eigenen Tower-PC besessen habe. Endlich die “guten Spiele” spielen und richtig Power zu haben. In Höhe der Uni habe ich bemerkt, dass einige meiner Kommilitonen auf einem Laptop oder MacBook schrieben.

Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ein Laptop ähnliche Leistungen haben sollte, wie ein Tower-PC. In der Regel hatten sie es auch nicht, aber die Mobilität war einfach eine feine Sache.

An einem solchen Punkt bin ich auch gerade. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie ein plattes Stück Bildschirm in der Lage sein soll, mein MacBook zu ersetzten.

Dabei sind die ersten Pro-Argumente schnell gefunden.

Das sind die ersten guten Features

Junge, ist das Ding fix!

Der Prozessor scheint echt gut zu sein. Diesmal war ich gar nicht so geeky unterwegs, weil ich mich mit Daten und “Benchmarks” nicht beschäftigt habe.

Der eigentliche Kaufgrund war aber nicht die Geschwindigkeit, sondern die Aussicht auf einen weiteren Schritt in Richtung Papierlosigkeit.

Wenn ich mit Klienten via Skype arbeite, fand ich es immer unhöflich, Notizen einzutippen. Musste ich aber machen, weil ich handschriftliche Notizen kosequent verliere. ;)

Bei Präsenzterminen bei Kunden war es ähnlich. Einen Rechner aufzuklappen und so durch den Bildschirm eine Wand zum Gegenüber aufzubauen, fand ich auch nie schön.

Jetzt wird die Handschrift wieder kultiviert und mit der App “GoodNotes” gesichert. Die Latenz zwischen dem Aufsetzen des Apple Pencils und der Reaktion auf dem Display ist kaum merklich.

Großartige Sache.

Jetzt geht es aber darum, ob das Pro mehr ist, als ein besserer Notizblock und eine einfache Reiseschreibmaschine.

Apple hat sich mit dem Gerät in der Schnittstelle zwischen dem “klassischen iPad” und dem Mac positioniert. Von den Leistungen her, soll es eher Unternehmenskunden gefallen, als dem Privatnutzer.

Das ist alles schön und gut, aber testen muss ich es selber. Dabei habe ich aber ein paar Befürchtungen, die ich hier thematisieren möchte.

1. Ich bin ein Gewohnheitstier

An mein MacBook, die Apps und die Arbeitsabläufe habe ich mich seit einigen Jahren gewöhnt. Viele Apps und viele Tests später, habe ich mein persönliches Setup gefunden und variiere viel weniger.

Entsprechend unbehaglich ist der Schritt, den ich jetzt vorhabe, wenn ich mich auf “iPad only” einlasse.

Das war in den ersten Tagen, in denen wir uns jetzt noch befinden, das größte Problem. Ließ ich das MacBook zugeklappt und in der Tasche, fühlte ich mich ein wenig unvorbereitet.

Ich bin sehr gespannt, wie es sich in den nächsten paar Wochen verhält.

2. Ein Laptop hat mehr Leistung

Das ist eines der “Wahrheiten” in dieser Challenge, denn (vermutlich schon ohne Akkuladung) in meinem Rucksack schlummert ein MacBook Pro mit etwas mehr PS unter der Haube, als ein Tablet.

In der Testphase bin ich sehr gespannt, wie viel mehr Zeit ich für den Export von MP3 oder dem Rednern von Videos brauche. Und ob diese Momente nicht die sind, wo ich den Rechner am liebsten wieder aufklappen möchte.

3. Ich befürchte eine Menge “Workarounds”

Klar, ich weiß, dass man mit dem iPad so ziemlich alles machen kann, was man mit einem Rechner auch machen kann.

Aber abseits der Leistung bezweifle ich, ob die bisherigen Arbeitsschritte mit dem iPad funktionieren werden.

Es wird neue geben müssen, das ist klar. Ich bin aber (noch) nicht bereit, längere oder unkomfortable Arbeitsschritte zu akzeptieren, nur um mobiler zu sein.

Dafür habe ich an sich schon zu wenig, was ich fürs Arbeiten brauche. Mein gesamtes Büro passt schließlich in einen kleinen Rucksack — Mikrofon eingeschlossen.

4. Interview-Partner für den Podcast mitschneiden

Speziell für Podcaster ist es spannend, wie man Interviews so mitschneiden kann, dass sie von der Qualität für eine Podcast-Episode ausreichend sind. Bestenfalls hat man zwei Spuren, die man separat voneinander in einem Aufnahmetool bearbeiten kann.

Dass das funktioniert, hat Christian Müller in seinem oben genannten Beitrag schon angedeutet, aber ich bin gespannt, wie die Tonqualität sein wird.

5. Das System iPad ist nicht so offen wie andere

Wenngleich auch mittlerweile SD-Karten von iOS gelesen werden können, ist es beispielsweise dennoch nicht möglich, externe Festplatten zu nutzen. Es braucht daher eine Cloud-Lösung.

Da bin ich sehr froh, dass fast alle Apps auch Dropbox zu unterstützen.

Wann geht es los?

Wegen Hausumbau und Umzug wollte ich eigentlich schon viel früher so richtig einsteigen. Fraglich war, ob ich überhaupt die Energie haben werde, damit schon im August anzufangen.

Aber ich habe in meiner Facebook-Gruppe in die Runde gefragt, ob ein Experiment derart für Podcaster auch spannend wäre und das scheint der Fall zu sein.

Deswegen bin ich bereits mittendrin in der ersten Woche.

Ich bin sehr gespannt, wie es sein wird, meine heißgeliebte (nicht) Umsatzsteuervoranmeldung damit zu machen.

Ich halte dich auf dem Laufenden.

Vielleicht hast du ja ebenfalls ein Experiment wie dieses bereits gemacht oder arbeitest schon seit Jahren nur mit einem Tablet.

Wenn dem so ist, dann schreib mir gerne. Wenn nicht, dann natürlich auch gerne. ;)

Bis dahin,

Dein Gordon Schönwälder

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Gordon Schönwälder
Backpack Office

Ich bin bekennender Serienjunkie, Podcaster, Blogger, Familienvater und Sänger in einer Rockband — www.podcast-helden.de