Die Gelassenheit in Veränderung finden

Martha
BeChange
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2 min readDec 29, 2018

Das Gelassenheitsgebet wird dem amerikanischen Theologen und Philosophen Reinhold Niebuhr (*1892, +1971) zugeordnet und hat in meinen Augen nie endende Gültigkeit. Wie oft investieren wir Energie in Dinge, die wir nicht beeinflussen können? Wie häufig vernachlässigen wir den Fokus auf Dinge, die wir wirklich verändern können? Und wie schwer ist es in unserer komplexen Welt, dies bewusst auseinanderzuhalten?

Die Verbindung zwischen Veränderung und Gelassenheit ergibt sich aus einer Lehre, die ihren Ursprung vor beinahe 2000 Jahren findet: Der Stoa, eine der bedeutendsten philosophischen Richtungen der Antike, die erst die römische und dann die griechische Gesellschaft prägte. Bekannte Stoiker sind heute noch vielzitierte Philosophen wie Seneca, Marc Aurel und Epiktet. Das Adjektiv stoisch bedeutet allgemein „gleichmütig“, „unerschütterlich“, „gelassen“. Was hat es aber mit den Stoikern und der Gelassenheit nun auf sich?

Die Kernidee der Stoa ist die Konzentration des eigenen Denkens und Handelns auf die Dinge, die man verändern kann und das Hinnehmen von Dingen, die außerhalb des eigenen Einflusses und Kontrolle liegen. Die Stoiker glauben an eine strenge Kausalität von Geschehnissen, demnach alles einen Grund hat und nachvollzogen werden kann. Alle Naturerscheinungen und Zusammenhänge ergeben ein universelles Prinzip und es gilt, seinen eigenen Platz in dieser Ordnung zu finden, „indem [man] durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernt und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe nach Weisheit strebt“.

Kein Wunder also, dass die Lehren der Stoiker heute wieder so an Bedeutung gewinnen. Die Ideen der großen Philosophen passen sehr gut zu den aktuellen Trends von Mindfullness und damit dem bedachten Wahrnehmen, Denken und Handeln des Individuums. Letztlich zeigt sich aber auch, dass der Mensch trotz aller Entwicklungen und Veränderungen seiner Umwelt am Ende doch nur Mensch bleibt: Mit den gleichen Fragen zu seiner Existenz und seinem Platz in der Welt.

„Der Weg zum Glück besteht darin, sich um nichts zu sorgen, was sich unserem Einfluss entzieht.“ (Epiktet)

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