Erster. Anführer. Alpha.

Martha
BeChange
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2 min readDec 22, 2018
Photo by Wade Lambert on Unsplash

Die arte Reporter haben sich auf die Lauer im Dschungel der Chefetagen gelegt: Vom familienbetriebenen Chemieunternehmen hin zum Energieriesen RWE. Der Gegenstand ihrer Beobachtungen: Alpha Tiere.

In der Tierwelt ist das Alphatier das Leittier einer Herde oder eines Rudels. Das kräftigste und erfahrenste Tier, das in der Rangordnung am höchsten steht und die restliche Gruppe leitet. Erfüllt das Alphatier seine Rolle nicht, muss es sich beweisen — oder gehen. Gewaltenteilung? Fehlanzeige! Scheint doch aber zu funktionieren. Und wie ist das bei der menschlichen Spezies?

Es ist immer dasselbe. Eine Partei stürzt bei einer Wahl ab, ein Unternehmen macht Verluste, eine Fußballmannschaft kassiert die vierte Niederlage in Folge. Und schon wissen alle, was fehlt: ein Alphatier. Da muss einer her, der auf den Tisch haut und nach Testosteron riecht. Einer, der weiß, wo es langgeht, und das ziemlich schnell auch jeden wissen lässt. Jemand von der Gattung Horst Seehofer, Felix Magath, Donald Trump. Aber kann ein neuer Oberlöwe wirklich so viel verändern? (Maier Borst, Haluka (2014): Brauchen wir noch Alphatiere?)

Alpha Tiere sind intuitiv leicht zu erkennen. Jedem von uns würden spontan einige in unserem privaten oder beruflichen Umfeld einfallen. Sie strahlen Macht aus. Überlegenheit. Dominanz. Mut. Genauer betrachtet zeigen Studien jedoch (u.a. von dem amerikanischen Psychologen Brian Hoffmann, 2011), dass die wahrgenommen Kompetenzen von Alphatieren als Chefs überbewertet werden und nicht im Einklang mit dem Unternehmenserfolg oder den Führungskompetenzen stehen.

Aber wer sagt überhaupt, dass es ein Einzelner sein muss, der über allen anderen steht? Kann nicht der Chefsessel auch eine Chefcouch sein, auf der mehrere, gleichberechtigte Betatiere Platz finden? (Maier Borst, Haluka (2014): Brauchen wir noch Alphatiere?)

Ich denke, unser Modulabschnitt Leadership und Organisation zeigte sehr gut, dass es am Ende auf die richtige Kombination und organisations-spezifische Lösungen ankommt. Alphatiere als alleinige Leader können nicht bestehen. Sie brauchen ihr Rudel, sie brauchen vor allem Beta, aber auch Gamma und Omega. Es gibt inzwischen viele neue Konzepte, Führung in die Praxis umzusetzen: Ein Führungsteam etwa oder auch wechselnde Führungskräfte an der Spitze. Diese können nicht nur neue Energie, Motivation und kreative Lösungen in einer Unternehmen bringen, sondern auch größeren Unternehmenserfolg, der sich in Zahlen erfassen lässt. Silberrücken und Oberlöwen können eine wichtige Position bei diesen Konzepten einnehmen, allerdings nicht aufgrund ihrer Alphatier Eigenschaften, sondern aufgrund ihrer inhaltlichen Kompetenzen.

Die arte Dokumentation „Alpha Tiere. Eine Expedition“ zeigt genau diese Entwicklung. Top Down funktioniert heute einfach nicht mehr. Die Aufgabe von Führung hat sich verändert und erfordert vor allem ein: ein neues Mindset den Köpfen der Chefetagen.

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