Veränderung bedeutet Loslassen

Sonja
BeChange
Published in
3 min readDec 31, 2018

Heute ist der letzte Tag des Jahres 2018. Liegt vor euch schon eine lange Liste mit guten Vorsätzen? Lautet die Antwort ja, könnten bereits Erfahrungen eurer frühen Kindheit über deren Erfolg entschieden haben.

Bindungserfahrung prägt Veränderungskompetenz

Veränderung bedeutet, sich von altem lösen zu können. Laut Forschern sind Bindung und die Fähigkeit, loszulassen eng miteinander verbunden. Sie unterscheiden zwischen drei Bindungsmodellen:

Sichere Bindung: Wer sich als Kind sicher und geschützt fühlt, dem fallen notwendige Ablösungsprozesse im Leben leichter.

Unsicher-vermeidende Bindung: Wer in seiner Kindheit häufig Zurückweisung erfährt, wird später zu einem „Vermeider“.

Unsicher-ambivalente Bindung: Wer als Kind eine unberechenbare Schwankung zwischen Zuwendung und Zurückweisung erfährt, zeigt später die größte Angst vor Veränderungen.

Diejenigen von uns, die als Kind eine unsicher-ambivalente Bindungserfahrung gemacht haben, neigen als Erwachsene dazu, sich in Beziehungen zu verstricken und benötigen meist einen neuen Partner oder Job, bevor sie altes verlassen können. Doch keine Sorge, selbst unser Bindungssystem ist offen für Veränderungen. Durch positive Beziehungserfahrungen im Erwachsenenalter können wir uns für Veränderungen öffnen.

Gewohnheitstiere und Sensation Seekers

Trotz allem fällt es selbst Menschen mit den sichersten und glücklichsten Kindheiten schwer, loszulassen. Der Mensch ist einfach ein Gewohnheitstier. Das erklärt, warum wir an Jobs, Gewohnheiten und Beziehungen festhalten, obwohl sie uns schaden. Der Leidensdruck muss groß sein, ehe wir uns auf Fremdes einlassen. Einer Veränderung steht neben des evolutionären bedingten Bindungswunsches auch das Gehirn entgegen. Das belohnt uns bei alltäglichen Standby-Aktivitäten mit körpereigenen Opiaten. Neues hingegen frisst jede Menge wertvoller Ressourcen des Gehirns.

Du kannst das alles gar nicht nachvollziehen und dir fallen Veränderungen kein bisschen schwer? Dann gehörst du wahrscheinlich zu den 20% der Menschen, die Bindungsforscher „Sensation Seekers“ nennen. Ihnen machen Veränderungen genetisch bedingt kaum etwas aus.

Ich kann nicht Loslassen— Was hilft?

Psychologen raten, bei einer Veränderung sowohl das Negative als auch das Positive der alten Gewohnheit, Beziehungen oder Aufgabe zu würdigen, bevor man sich von ihr verabschiedet. Außerdem helfen Rituale, Veränderungen zu bewältigen. Sie bieten Sicherheit in unserem gewohnten sozialen Umfeld, um mit drohender Unsicherheit zurecht zu kommen.

Menschliche Kulturen sind ohne Rituale kaum vorstellbar. Sie sind ein Grundbedürfnis einer jeden Gesellschaft. Die Jahreswende ohne Blei gießen oder Feuerwerk? Laut Ritualforscher Axel Michaels haben wir heute sogar mehr Rituale als früher. Sie mögen kurzlebiger sein oder kleinere Gruppen betreffen, aber es entstehen laufend neue Rituale. Dabei sind sie keineswegs starr. Sie können ihre Bedeutung verändern oder sogar ganz verlieren. Sie geben Sicherheit, stiften Gemeinschaft und reduzieren Komplexität. Das besondere an Ritualen: Sie helfen bei der Bewältigung von Veränderungen auch, wenn man gar nicht an sie glaubt.

BeChange verabschiedet sich

Mit dem Jahr neigt sich auch unser Blog dem Ende. Gelernt haben wir auf BeChange vor allem etwas über uns selbst. Darüber, wie wir arbeiten und führen wollen. In der Präsentation haben wir euch unsere vier Stationen der Lernreise vorgestellt. Trotz aller Erkenntnisse und Tipps: ein Neubeginn ist ohne Aufwand und innere Unruhe nicht zu haben. Veränderung ist schwer.

Nehmt euch vor dem Sprung in 2019 nochmal Zeit für euch selbst. Überlegt, was euch bei der Umsetzung eurer Vorsätze hilft und ob ihr überhaupt Vorsätze braucht. Vielleicht hilft euch dabei die Meditation, die wir nochmal für euch hochgeladen haben.

Wir danken euch für’s Lesen, Diskutieren, Feedbackbücher schreiben und wünschen euch einen guten Start in das neue Jahr!

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