Was machst du so? Und warum?

Eva W.
BeChange
Published in
3 min readDec 9, 2018

Die sieben Fragen des österreichischen Start-ups Watchado helfen bei der Bestimmung des eigenen Standorts.

Watchado-Gründer und Motivator Ali Mahlodji: “Bist du zufrieden?”

Als Ali Mahlodji zwei Jahre alt ist, flüchten seine Eltern aus dem Iran nach Österreich. Mit 18 bricht er die Schule ab und beginnt, in einem Lager zu arbeiten. Es folgten unzählige Jobs, von Kassier im Supermarkt („Das ist menschenunwürdig“) bis zu Berater bei Siemens („Dort galt es als Statussymbol um 22 Uhr in der Nacht noch E-Mails zu verschicken. Dann warst du der Macher. Tust du das heute, lachen dich schon einige aus.“)

Heute ist der 37-Jährige erfolgreicher Start-up-Gründer, Bestellerautor, EU-Jugendbotschafter und füllt als Redner Hallen. Mahlodji ist so etwas wie Österreichs heitester Berufsberater und beliebtester Motivationstrainer.

2012 gründete Mahlodji mit einem Partner die Plattform Watchado: Menschen aus allen Berufen und Branchen beantworten in kurzen Videos dieselben sieben Fragen über ihren Job.

  1. Was steht auf einer Visitenkarte?
  2. Worum geht es in deinem Job?
  3. Wie sieht dein Werdegang aus?
  4. Ginge es auch ohne deinen Werdegang?
  5. Was ist das Coolste an deinem Job?
  6. Welche Einschränkungen bringt der Job mit sich?
  7. Welche drei Ratschläge würdest du deinem 14-Jährigen Ich geben?

In seinem 2017 im Verlag Econ erschienen Buch „Und was machst du so?“ schreibt Mahlodji: “Nimm dir die Zeit und beantworte dir die sieben Watchado-Fragen. Du wirst überrascht sein, wie viel dir wieder einfällt. Wenn du fertig bist, lies dir selbst deine Antworten laut vor und beobachte dabei, wie sie auf dich wirken. Bist du zufrieden, fühlt es sich authentisch an, oder hast du eher das Gefühl, du hättest gerade einer fremden Person zugehört?”

Mich selbst versöhnt Frage 4 mit meinem Lebenslauf: Tatsächlich glaube ich, dass jeder Job — sogar oder gerade die Putzbrigade in der Tierfutterfabrik — und jede — abgebrochene — Ausbildung, dazu beigetragen hat, dass ich heute dort bin, wo ich eben stehe. Und zu Frage 6: Zumindest Jobs mit (Gestaltungs-)Macht haben meiner Erfahrung nach sehr oft auch ein Preisschild. (Zahlen Frauen einen höheren Preis? Mehr darüber könnte ihr bei Anna Leona lesen.)

Solltet ihr jetzt neugierig auf Watchado und Ali Mahlodji geworden sein, dann schaut und lest doch noch ein bisschen weiter:

Mittlerweile haben mehr als 6000 Berufstätige die sieben Fragen beantwortet, von Bayern-München-Stars über Lehrlinge aus Ingolstadt bis zum früheren österreichischen Bundespräsidenten. Ein Algorithmus zeigt Jugendlichen die Videos, die zu ihren Interessen passen, Unternehmen nutzen die Plattform für Employerbranding.

Ali Mahlodji: Und was machst du so? Vom Flüchtling und Schulabbrecher zum internationalen Unternehmer. Verlag Econ.

Im Jahr 2015 holte sich das Start-up Watchado 2,5 Millionen Euro an Kapital von Businessangels, in Folge übergab Maholdji die Position des CEO an seinen Co-Founder Jubin Honafar und fungierte nur noch als CST, als Chief Storyteller. Die Entscheidung dafür fiel ihm nicht leicht, wie er in seinem Buch beschreibt: “Wir haben schlimm gestritten. Ich wollte nicht loslassen. Den Kindern in den Schulen erzähle ich immer, dass sie nichts tun sollen, was sich nicht richtig anfühlt. Wenn ihnen der Atem stockt, dann sind sie auf dem falschen Weg. Meine Verlobte Anna sagte in der Situation zu mir, dass ich meine eigenen Leitsätze nicht mehr lebe.”

Mit Ende diesen Jahres zieht sich Mahlodji aus dem operativen Geschäft des Start-ups, an dem er mit 18 Prozent beteiligt bleibt, zurück. “Das Unternehmen braucht mich intern nicht mehr. Es ist Zeit, die Leute wachsen zu lassen”, sagt er in einem Interview mit der Tageszeitung “Kurier”: “Mein Ego sagt zwar: sitzen bleiben bis zur Pension. Aber ich glaube nicht, dass ein Festhalten ohne Impact klug ist.”

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