„aha plus — Jugend.Engagement.App“ bringt Bewegung in die Engagement-Szene

Ehrenamtliches Engagement im Pflegeheim ist eine Möglichkeit.

Das Vorarlberger Zukunftsbüro suchte nach einem Weg, Ehrenamt zu stärken und dabei die bisher unterrepräsentierte Gruppe der Jugendlichen anzusprechen. Mit aha plus wurde eine App entwickelt, mit der Jugendliche Engagement-Angebote nutzen und dabei Punkte sammeln, die sie gegen „Dankeschöns“ wie Trainings mit Sportprofis eintauschen können.

Der Lebensalltag von Jugendlichen erfordert neue Maßnahmen
„Freiwilliges Engagement ist eine zentrale Säule der Lebensqualität in unserer Region. Doch das Ehrenamt ist im Wandel — Freiwillige wollen mehr Freiheit und keine Ämter auf Lebenszeit. Vereine können weiterhin erfolgreich junge Leute motivieren, wenn sie attraktive Engagement-Möglichkeiten bieten“, so Projektleiter Christoph Kutzer. Viele junge Menschen sind bereit sich zu engagieren und möchten etwas Neues ausprobieren, aber ohne langfristige Verpflichtung. Das Team um „aha plus“ stellte sich daher die Frage: „Wie kann dieses Engagement-Potential aktivieren werden? Wie entstehen Engagement-Angebote, die für Jugendliche sinnhaft, spaßig und inspirierend sind?“

Die App „aha plus“ versammelt “Mitmach-Möglichkeiten” unterschiedlicher Vereine, beispielsweise Online-Nachhilfestunden oder die Begleitung von Jugendcamps als Betreuer*in. Jugendliche können sich für die einzelnen Angebote anmelden und so Punkte sammeln, die sie gegen „Dankeschöns“ eintauschen können. Das sind sinnvolle Produkte (z.B. Event-Tickets) und besondere Möglichkeiten (z.B. Training mit Sportprofis). Das Tool ermöglicht es Jugendlichen außerdem, ihre freiwilligen Aktivitäten in Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche zu reflektieren und per “Engagement-Nachweis” sichtbar zu machen.

Die App wird vorgestellt

Ein vorbildlicher Prozess der Nutzerorientierung!
Im Fokus standen die Bedürfnisse der Jugendlichen. Es fanden zwei Workshops zu den Themen Funktionalität und Punktevergabe mit zwölf unterschiedlichen Institutionen statt, bei denen sich Jugendliche freiwillig engagieren können, sowie fünf Workshops mit Jugendlichen zum generellen Konzept sowie zu den Themen Look-and-feel, Punktevergabe und technische Umsetzung. In weiteren drei Workshops mit Pilotorganisationen wurden Themen wie Anwendungsfreundlichkeit und verschiedene Adaptionen besprochen. Zudem waren Jugendliche in der Jury für die Auswahl der Agentur (Grafik, technische Umsetzung) vertreten. Hierbei wurde auch der Name „aha plus“ und das grundlegende Design mit der Jugendjury festgelegt. Elemente aus Design-Thinking, Behavioral-Design und Art of Hosting sind die methodischen Grundlagen.

„Die härteste Arbeit war es, einfach zu bleiben.“
Es wurden alle NutzerInnen-Gruppen eingebunden. Die unterschiedlichen Perspektiven von engagierten Menschen, ermöglichte es den Macher*innen ein alltagstaugliches Tool zu entwickeln. Ohne die beteiligten Jugendlichen und Pilotorganisationen, wären die Testphase und das Verbessern vor dem Launch kaum möglich gewesen. Auch der Startschuss und die Verbreitung haben von der Einbindung vieler Menschen in die Entwicklung sehr profitiert. Durch den Anspruch, den Bedürfnissen der NutzerInnen gerecht zu werden, nahm die Komplexität des Systems im Verlauf des Entwicklungsprozesses zu. Da Einfachheit als eine zentrale Anforderung formuliert wurde, galt es einfache Wege in der Umsetzung zu finden. Die härteste Arbeit war es, einfach zu bleiben.

Aber es hat sich gelohnt. Projektleiter Christoph Kutzer sagt: „Wir haben etwas Kompliziertes einfach gemacht. Es sind über 2500 Mitmach-Möglichkeiten angeboten und mehr als 8.000 Freiwilligeneinsätze über die App geleistet worden.“

Die Entwicklung in der “Werkstatt”

Das Wichtigste in Kürze

Initiierende Stelle:
Büro für Zukunftsfragen (Amt der Vorarlberger Landesregierung)

Umgesetzt für:
Amt der Vorarlberger Landesregierung

Ebene:
Büro für Zukunftsfragen (Stabsstelle des Landeshauptmanns), aha Jugendinformationszentrum (Verein)

Team:
Christoph Kutzer und Barbara Österle (Projektleitung)
Dietmar Übelher (App)
Elmar Huber (Kampagne)
Verena Kohler (Dankeschöns)

Beteiligte Disziplinen
Projektmanagement
Prozess-Design
Grafik-Design
App-Programmierung
Marketing
Forschung

Dauer
18 Monate Entwicklungszeit

Budget
Umsetzungsbudget ca. 100.000€ (co-finanziert durch Erasmus+)
Eine Stelle ist für das Projekt finanziert, die auf die Funktionen Projektleitung, Digitale Entwicklung, Marketing und Akquise der „Dankeschöns“ aufgeteilt wird.

Nachgefragt bei Christoph Kutzer

Wie stellen Sie ihr (erlerntes) Wissen zu Innovationsprozessen anderen zur Verfügung?
Es wurde ein Handbuch zum Aufbau des Systems erstellt, dass in deutscher und englischer Sprache bereitsteht: https://www.aha.or.at/hintergrund-zu-aha-plus

Was war die größte (unerwartete) Herausforderung?
Die größte Herausforderung war es, die Komplexität, die durch die vielfältigen Wünsche der beteiligten Gruppen entstanden ist, zu einem einfachen System zu formen.

Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?
Online-Engagement-Möglichkeiten für junge Leute von Anfang an mitdenken und in der Basis-Version technisch integrieren.

Welchen Vorgang gehen Sie als nächstes an?
Wir unterstützen Vereine mit der „Jugend.Engagement.Werkstatt“ bei der Gestaltung von „Mitmach-Möglichkeiten“, um die Engagement-Angebote für Jugendliche noch attraktiver zu machen.

Was würden Sie anderen Behörden raten, die sich aufmachen einen ähnlichen Prozess wie Sie anzugehen?
Kooperation ist das Um und Auf! Alle Nutzer*innen-Gruppen einzubinden ist aufwändig, aber für den Aufbau der Community sehr hilfreich.

Glauben Sie, dass das gleiche oder ein ähnliches Ergebnis mit anderen Mitteln hätte erreicht werden können? Mit welchen?
Es werden auch andere Engagement-Apps entwickelt. Auch diese sind sehr vielversprechend.

Was genau hat den Anstoß zur Umsetzung gegeben?
Eine Studie zu „Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg“, die das hohe Engagement-Potential bei jungen Leuten sichtbar gemacht hat.

Welche neuen Kompetenzen wurden eventuell erlernt und welche neuen Kompetenzen benötigt „Verwaltung“ in der Zukunft?
Digitale Kompetenz und Experimentierfähigkeit sind in der zunehmenden Digitalisierung und Komplexität notwendig, um schnell zu lernen und Angebote für Nutzer*innen zu gestalten.

Ansprechpartner

Christoph Kutzer
aha@aha.or.at
https://www.aha.or.at/

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Preis für gute Verwaltung
Best Practice der guten Behördenarbeit

Die Auszeichnung macht neuartige Lösungen in der Verwaltung sichtbar und trägt so dazu bei, bürgerzentrierte Denk- und Arbeitsweisen weiter zu etablieren.