Führen aus Distanz: Das schräge Verhalten der Manager aus dem Homeoffice

Ruz & Dani
Beton
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3 min readJun 12, 2020

Seit März sitzen wir alle im HomeOffice und müssen plötzlich aus Distanz führen. Das stellt Führungskräfte und Mitarbeitende vor eine komplett neue Situation. Statt mal kurz rüber spazieren und stören, muss neu aus Distanz unterbrochen werden. Es gibt zwar erste Lockerungen, aber irgendwie ist es nicht mehr so wie früher und wird wohl auch nicht mehr so. Doch was für Managerverhalten könnte man auch aus dem HomeOffice pflegen?

Darth Vader führt auch aus Distanz mit den gleichen Methoden. (Quelle: Leider Unbekannt)

Micro-Manager

Sehr hart trifft es den Mikro-Manager. Leider noch kein rares Exemplar im Arbeitsalltag. Er tigert im Büro rum oder übernimmt in Sitzungen gleich das Zepter. Jeder Tipp-Fehler wird gleich bemerkt und zur Korrektur aufgefordert. Ein Erkennungsmerkmal par Excellence. Kein Powerpoint oder e-Mail, das er vorher nicht begutachtet hat. Er lebt von Interventionen und zieht daraus seine Kraft. Im HomeOffice leidet er geradezu an der Distanz. Wurde sein E-Mail schon gelesen? Wurde ein Powerpoint ohne sein OK ausserhalb des Teams verteilt? In den Online-Sitzungen ist er zudem weniger sichtbar. Dummerweise lässt sich die Tischordnung nicht im Videocall abbilden. Kleinere Funktionen wie “Steuerung” übernehmen in Videocalls, sofortige Meldung an Kollegen mit “Away” Status oder imposante Statussymbole im Videohintergrund bieten zwischenzeitlich eine Linderung.

Multitasker

Physische Meetings mit anderen Manager hatten den Vorteil, dass man nicht immer voll präsent sein musste. Hauptsache der Körper ist im Raum. Viele Themen waren vielleicht nur am Rande zentral oder eine Formalität. Eine Chance an den Mails zu arbeiten. Das muss natürlich weitergeführt werden. Das ist aber kein einfaches unterfangen, da man noch stärker aufpassen muss keine IM oder e-Mail parallel an die vielen nicht gut sichtbaren Sitzungsteilnehmenden zu senden. Deshalb lohnt sich immer kurz ein Blick auf die Liste der im Videocall anwesenden Personen. Dank Mute geht unterdessen auch eine parallele Zoomsession, ein Mobiltelefonat oder der Besuch auf dem stillen Örtchen. Wichtig dabei: Kamera ausschalten und Ton zum richtigen Zeitpunkt wieder einschalten.

Dauernd Verspätete Manager

Verspätet zu sein ist zwar ein schlechtes Verhalten, aber auch Zeichen das man viel zu tun hat. Manager leben von Sitzungen und zeichnen sich dadurch aus, dass sie von Sitzung zu Sitzung rennen und immer ein paar Minuten verspätet sind. Sie erinnern an das Kaninchen vom Alice im Wunderland. Während einige sich in den ersten Tagen noch glücklich fühlten sich per Mausklick von Online-Meeting zu Online-Meeting klicken zu können und endlich “on-Time” zu sein, schleicht sich das Verhalten mit der Zeit wieder ein. Der Raumwechsel war nämlich nur ein Vorwand und eigentlich ist es die grosse Anzahl an Minutengenau aneinander gebuchten Meetings und das schlechte Time-und Themen Management von Meetings. Eine Strategie ist dem Mitarbeitenden bei der Terminbestätigung deutlich mitzuteilen den Termin um jeweils fünf Minuten später einzustellen.

Agile Manager

Manager lieben Modelle, dazu gehören zunehmend auch Frameworks, Canvas und ”neue Arbeitsmethoden”. Deshalb startet jedes Meeting mit einer Post It Übung. Jetzt erwartet die Teilnehmer auch virtuell die Post-it Schlacht. Führungsqualitäten zeigen sich auch durch das professionelle Gestalten eines Meetings. Powerpoint hilft, aber ist nicht wirklich innovativ. Gerade wenn man endlich sich durchgerungen hat auch einmal mit Post Its zu arbeiten. Neue Tools sind die Botschaft von modernem Leadership und so braucht es mindestens ein neues Login pro Meeting, weil mit jedem Meeting auch wieder mal ein neues Tool eingeführt wird. Darüber muss man aber auch kommunizieren.

Thought Leader Manager

Trotz Lockerungen bleiben grosse interne Veranstaltungen verboten. Bühnenauftritte sind also leider Tabu. Ein bisschen thought Leadership gehört zu einer erfolgreichen Führungskraft. Dazu gehört es auch Weisheiten zu teilen und das zwar umgehend. Konnten Manager noch vor Corona überall auftreten und ihr Wissen “teilen”, findet sie mit täglichen Linkedinposts neue Wege, ihre Meinung darüber zu verbreiten, dass wir jetzt umbarmherzig auf die Digitalisierung zusteuern und Remote Work gekommen ist, um zu bleiben. Alles vor 2020 kann nun romantisiert werden und gehört zu den “guten alten Zeiten”.

Und zum guten Schluss: Gemeinsames führen aus dem HomeOffice ist für alle nicht einfach und muss täglich gelernt werden. Digitalisierung endet aber auch nicht mit Videomeetings. Ein Überblick mit psychologisch fundierten Tipps für die aktuelle Zeit für Mitarbeitende und Führungskräfte bietet die Zusammenstellung der Fachhochschule Nordwestschweiz.

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