Getting stuff done? Probiert die Vollgas Methode!

Ole Hopp
Beton
Published in
3 min readMay 1, 2019

Es nervt einfach. 1000 Sachen auf dem Tisch, und nichts bekommt man wirklich geschafft. Alles wird angerissen, damit man sich damit beschäftigt hat. Aber fertig wird nichts so richtig. 80% reicht meistens, aber wenn nicht mal 50% erledigt werden, wird es problematisch. Bevor ich überhaupt von Agilität und Scrum und all dem wusste, hatte ich eine Idee: warum sperrt man sich nicht mit ein paar Kollegen weg, nimmt sich ein brennendes Thema vor — und erledigt es einfach. Am besten eins von der Sorte: ist zwar wichtig, aber nicht so richtig dringend, wäre aber grossartig, wenn es endlich erledigt wäre. Zwei bis drei Tage Fokussierung, dann ist es getan. Keine E-Mails, keine anderen Termine, am Besten gar nicht im Büro sein sondern irgendwo extern. Der Name dieser Idee: Vollgas-Einheit.

Klingt total banal. Sollte man meinen.

Wenn man loszieht und „Verbündete“ sucht, um sich diese zwei bis drei Tage für eine Einheit zu blocken, erntet man erstmal grosse Augen, Argumente, warum das nicht geht und zum Abschied einen verwunderten Blick. A la: “Ok, im Kern eine tolle Idee, aber wie soll ich das denn in meinen operativ-vollgemüllten Kalender quetschen? Lustig, der Träumer.”

Zieht man das aber einfach mal durch, redet darüber, schafft so einen Präzedenz-Fall und hat auch noch Spass und Erfolg damit, dann geht es auf einmal. Erfolg schafft die Basis dafür, dass Ideen, die vorher abstrus erschienen, breit angenommen und angewendet werden können. Das ist auf jeden Fall meine Erfahrung. Neue Methoden brauchen Zeit, um sich zu setzen. Wir sind Gewohnheitstiere. „Bring mir bloss nicht meinen Status Quo durcheinander!“

Was gibt es zu beachten?

Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel. Welches Thema wollen wir bearbeiten? Ist allen das genaue Ziel klar? Reicht die Zeit (grob geschätzt) aus? Was genau soll geliefert werden zum Ende der Vollgas-Einheit? Ein klares Commitment des Teams ist notwendig: „Am Mittwoch Abend verschicken wir eine Mail an die Stakeholder xyz, in der wir auf die neue Formularstrecke abc verweisen, die ab sofort genutzt werden kann.“ Wie genau die Formularstrecke aussehen wird, muss am Montag noch nicht klar sein. Dass es eine funktionierende Formularstrecke geben wird, ist aber allen klar.

Brauchen wir eine spezielle Infrastruktur, d. h. Flipcharts, potente Rechner, Moderationskoffer etc.? Müssen interne oder externe Ressourcen eingeplant werden, damit man zum Ziel kommt? Nicht immer kann alles vorher geplant werden, dann ist Improvisationsvermögen gefragt.

Was sich als echter Bringer erwiesen hat: raus aus dem Büro! Irgendwo anders hin heisst, keine anderen Kollegen, die einen ablenken können. Bleibt man im Büro, ist es zwar auch ok, aber es hat sich gezeigt, dass Fokussierung und Lösungsqualität nachlassen. Das ist schade und unnötig. Ausserdem kommen die Teilnehmer nach den paar Tagen Abstinenz sehr motiviert wieder in die „alten vier Wände“ und erzählen allen von ihrer coolen Erfahrung. Und das ist ein gewollter Nebeneffekt, der nicht zu unterschätzen ist.

Nochmal…

Das klingt alles banal und nach Common Sense. Jeder kann das machen — warum wird es dann nicht gemacht?

Regelmässig sind eine Woche pro Monat alle auf Vollgaseinheiten irgendwo anders unterwegs und arbeiten Themen ab. Bringt das mal in eurem Unternehmen als Idee. Bin gespannt auf die Reaktion…

Und zum guten Schluss hat wie immer Winston das Wort

Das Zitat stammt vom Kanbanexperten Dr. Klaus Leopold

--

--