Urlaub mit Scrum und Impact für Dich
Der Sommerurlaub rückt in greifbare Nähe. Im Moment siehts so aus, als wären große Reisen im Juli und August nicht möglich. Wie verbringt man den Sommer, wenn alle Urlaubspläne hinfällig sind? Was stellen wir wochenlang mit uns und unseren Kindern an, wenn wir weiter an unsere Wohnung gebunden sind?
Holen wir uns doch das Abenteuer einfach nach Hause! Wie wäre es, die eigenen vier Wände aufzuhübschen und die Küche zu renovieren? So als Familien-Challenge - also alle machen mit.
Wir haben das gemacht, nicht zum ersten Mal. Und wir hatten reichlich Spaß dabei. Und ein Mittel gegen Frust:
Scrum!
Unser Ziel: In drei Wochen ist die Küche wieder drin und benutzbar. In unserem Fall reden wir nicht über etwas neue Farbe an der Wand. Wir reden über eine energetische Grundsanierung. Das ist handfest und bedeutet Stemmhammer, viele Kubikmeter Schutt und jede Menge Schweiß. Genau genommen wäre das Ganze in der kurzen Zeit schon mit professionellen Handwerkern eine Herausforderung. Wir halten es eher wie Herman Hesse: “Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.”
Die Ausgangssituation
Wir hatten zwei alte Zimmer, zusammen 55 Quadratmeter, die entkernt, zusammengelegt und saniert werden sollten.
Die Decke musste raus, diverse massive Wände wurden abgerissen, der Fußboden aufgestemmt, einen knappen halben Meter tief ausgeschachtet und mit Dämmung wieder aufgefüllt. Das hieß: buddeln mit Schaufeln und Schubkarren im Wohnzimmer und in der Küche.
Das Team
Wir sind eine ganz normale vierköpfige Familie: Zwei Erwachsene, ein Kita-Kind und ein Grundschulkind.
Keiner von uns hat eine handwerkliche Ausbildung. Ich bin Scrum Master bei BITGRIP, einer Berliner Digital-Agentur. Mein Mann arbeitet ebenfalls in einer Agentur. Aber wir wissen: was man nicht kann, kann man lernen. Unser Ziel war es, ordentliche Qualität abzuliefern, nicht nach kurzer Zeit hier und da nachzubessern.
Wir Eltern haben viele Jahre Projekterfahrung und arbeiten täglich und gern mit Scrum.
Also haben wir genau das gemacht, was wir gut können, und zogen den Umbau wie ein professionelles agiles Projekt auf. Wir hatten eine Roadmap und die notwendige Flexibilität, auf Unvorhersehbares zu reagieren. Und von diesen Überraschungen gibt’s genug, wenn man ein altes Haus hat. Das merkt man oft schon, wenn man nur ein Bild aufhängt.
Der Zeitplan
Wir hatten drei Wochen Urlaub. Also einen harten Anschlag. Kennt man von der Arbeit.
Drei Wochen = drei Sprints. Ganz grob sah die Planung so aus:
1. Sprint: Abriss
2. Sprint: Dämmen und Fußboden
3. Sprint: Wände, Decke und Küche
Echte Handwerker waren nur für den Fall geplant, wenn es gar nicht anders geht. Externe Abhängigkeiten kosten Zeit und Nerven.
Das MVP war definiert mit „Boden und Wände sind drin, Küche ist eingebaut und voll funktional.” Da braucht es ein bisschen Realismus beim Unterscheiden zwischen notwendig und schön.
Das Material und die Arbeitsmittel
Wie üblich, besorgt man vor dem Urlaub alles was man so braucht. Für manche sind das neue Koffer, ein hübscher Fummel für den Abend und glitzernde Aufblaseinhörner für den Pool. Für uns waren es große Container, puffige Dämmung, eine Fußbodenheizung, Estrich und je ein Stoß OSB- und Gipskarton-Platten.
Projektstart
Zu Beginn des Urlaubs brachen wir die großen Arbeitspakete in kleinere auf und planten den ersten der drei Sprints. Der Flurschrank wurde zum Sprintboard. Hier wanderten alle Klebezettel mit den Einzelaufgaben stetig nach rechts in Richtung „fertig“. Erst wenn eine Aufgabe erledigt war, haben wir mit der nächsten begonnen.
Jeden Morgen beim Frühstück planten wir den Tag. Wenn die Arbeiten an einer Aufgabe abgeschlossen waren, kam der jeweils andere und beurteilte das Ergebnis.
Wenn wir auf Unvorhersehbares stießen, besprachen wir gemeinsam das weitere Vorgehen. Alte Fundamente von früheren Schuppen oder eines alten Schornsteins haben die Ausschachtarbeiten behindert und mussten umgehend beseitigt werden. Die Kinder durften mitberaten, denn sie haben ja auch mitgearbeitet.
Erst wird’s nass…
In der Mitte des zweiten Sprints waren wir dem Plan voraus und mussten zwei Tage auf den Estrichleger warten. Diese Zwangspause haben wir im Wald verbracht. Dann noch mal zwei Tage relaxen am See, die der Estrich selbst brauchte, um sich von einer wässrigen Suppe in festen Boden zu verwandeln.
…und dann trocken
Als wir am Morgen die schöne neue Fläche betraten, ging’s erst an die Wände, dann an die Decken.
Wir haben zwei neue Trockenbau-Wände aufgestellt. Sie sind wunderbar flexibel: Wenn wir irgendwann mögen, nehmen wir sie weg und öffnen den Raum zum Flur hin.
Die lange Außenwand erhielt eine Dämmung. Eine vorgesetzte luftdichte Spezialfolie verhindert Schimmelbildung in der Mineralwolle, denn durch die Innen-Dämmung rückt der Taupunkt nach innen, wo man ihn eigentlich nicht haben will.
Die zwei Decken der urspünglichen Räume konnten wir ohne großen Aufwand vereinigen. Es war fast ein wenig Glück dabei, dass wir auf die selbe Höhe kamen. Heute wirkt es wie aus einem Guss.
Dank gut ausgerichteter Unterkonstruktionen waren Wände und Decken schnell verschlossen und konnten sauber verspachtelt werden.
Tipps aus der Praxis
Beim Thema Innenausbau haben wir folgendes gelernt: Gipskartonplatten werden in der Regel doppel-lagig verlegt. Das heißt, auf die untere Lage Platten kommt noch eine drauf, die Stöße versetzt. Das ist sofort deutlich stabiler und später viel leiser.
Meist kann die untere Lage durch OSB-Platten ersetzt werden. Dann muss man beim Anschrauben der zweiten Lage nicht unbedingt die Unterkonstruktion treffen. Vor allem aber vereinfacht das OSB die spätere Befestigung schwerer Hängeschränke oder Hochbetten enorm. Die Last verteilt sich großflächig. Das geht dann sogar ohne Dübel. Schrauben braucht man aber immer noch ;-)
Fertig
Es war Sonntagabend, einen Tag vor der Rückkehr ins Büro, als wir nach drei Wochen das erste Mal wieder drinnen gegessen haben — in unserer niegelnagelneuen Küche. MVP geschafft!
Bis alles clean und fein war, brauchte es noch ein paar Wochenend-Releases. An einem haben wir die Tapeten geklebt, am nächsten Fliesen gelegt und so weiter.
Auf das Ergebnis sind wir sehr stolz: Der neue Raum hat große Fenster, ein kleiner Teil der Decke ist verglast, um auch Licht aus dem Obergeschoss zu nutzen. Die Küche ist zum Wohnzimmer hin offen und der neue Mittelpunkt des Hauses. Hier spielt sich ein Großteil unseres Alltags ab. Wir bauen Buden und toben oft wild auf dem warmen Fußboden herum.
Die Vorzüge der dicken Dämmung und des Kamins konnten wir im vergangenen Winter genießen.
Würde ich das nochmal machen?
Ja. Das war einer meiner besten Urlaube. Es war abenteuerlich, es hat unsere Familie zusammen geschweißt und wir sind jeden Tag zufrieden in unsere Betten gesunken. Es fühlte sich für uns alle einfach gut an.
Wir werden das wieder machen. Wir haben noch einen alten Schuppen, der kräftig aufpoliert werden will.
Jetzt Du!
Zwei oder drei Wochen Sommerurlaub sind eine ganz schön lange Zeit. Mach doch mal was, wovon nicht nur Fotos und vage Erinnerungen übrigbleiben, sondern etwas, das Werte schafft und Dich jeden Tag glücklich macht. Gerade jetzt.
Das zufriedene Gefühl, wenn du siehst, was du geschafft hast, ist durch wenig zu übertreffen, denn wie sagt man so schön: Machen ist wie wollen, nur krasser.
Und mit einer guten Organisation und Scrum kannst du mehr schaffen, als du vielleicht glaubst. Also: Fang an zu planen, der Sommer steht vor der Tür!
Alles Wissenswerte über Scrum findest du im Scrum Guide.
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