Was kostet ein Online-Shop?

Thorsten Schneider
Black Forest Academy
5 min readNov 20, 2018

Diese Frage wird uns als E-Commerce Agentur häufiger gestellt. Meist kommen die Fragen eher von Kunden oder Interessenten, die noch keinen Online-Shop haben und erst ins E-Commerce einsteigen.
Die Frage ist zu vergleichen mit “Was kostet ein Auto?”. Hier reicht die Bandbreite von einem Gebrauchtwagen für 500 € bis zu einer Luxuskarosse für mehrere 100.000 €. Auch bei einem Online-Shop gibt es eine ähnliche Bandbreite. Kurz gesagt es kommt auf die jeweiligen Anforderungen des Shop-Betreibers an:

  • Gibt es bereits Systeme, die an den Shop angeschlossen werden müssen (ERP-Systeme, CRM-Systeme, Buchhaltung, etc.)?
  • Welche Shop-Software soll eingesetzt werden (die Antwort ergibt sich aus den Anforderungen und sollte zusammen mit der E-Commerce-Agentur erarbeitet werden)?
  • Kann ein Standard-Design der Shop-Software (als Basis) verwendet werden oder wünscht der Shop-Betreiber ein völlig abweichendes Design?
  • Welche Zahlungsarten will man im Shop anbieten?
  • Reicht die Standard-Funktionalität eines Shop-Systems aus oder ist es notwendig diese zu erweitert?
  • Gibt es bereits einen bestehenden Shop und müssen Daten (Kunden, Artikel, etc.) übernommen werden?
  • Sollen weitere Marktplätze wie Amazon oder eBay angebunden werden?
Beispielhafte IT-Infrastruktur in Kontext Online-Shop
Beispielhafte IT-Infrastruktur in Kontext Online-Shop

Laufende Kosten beim Online-Shop

Ein großer Irrtum ist auch, dass man einen Online-Shop einmal erstellt und nach dem Live-Gang das Projekt abgeschlossen ist. Soll ein Online-Shop erfolgreich sein, so muss man den Shop stetig weiterentwickeln und optimieren. Notwendige Arbeiten wären hier zum Beispiel:

  • Die Shop-Software wird weiterentwickelt und es muss ein Update eingespielt werden (Sicherheitslücke wird geschlossen oder neue Funktionalitäten kommen hinzu)
  • Ein Zahlungsanbieter ändert etwas an der bisher eingesetzten Schnittstelle, so dass der Shop Daten anders übergeben muss
  • Drittsysteme (ERP, etc.) werden geändert, so dass auch der Shop angepasst werden muss
  • Gesetzte ändern sich, die Anpassungen notwendig machen (Beispiel: DSGVO)

Neben den notwendigen Anpassungen gibt es natürlich auch immer wieder neue Ideen des Shop-Betreibers oder Trends, die Änderungen nach sich ziehen:

  • kleinere bis größere Design-Anpassungen
  • Einbau neuer Features
  • Performance Optimierungen
  • SEO Optimierungen
Stetige Optimierung eines Online-Shops
Stetige Optimierung eines Online-Shops

Aber auch ohne Änderungen am Shop-System entstehen je nach Engagement monatliche Kosten:

  • Hosting-Kosten (inkl. Domain und SSL Zertifikat)
  • Online-Marketing (Google Ads, Affiliate)
  • Email-Marketing (Newsletter Versand)
  • Lizenzkosten für die Shop-Software, bzw. Kosten für einen Wartungsvertrag
  • Kosten für die Erstellung von Produktfotos
  • Kosten für die Erstellung von Produkttexten
  • Gebühren und Provisionen bei Zahlungsanbietern

Kaufen oder Mieten? Hauptsache Online-Shop!

Es gibt mittlerweile auch einige Shop-System Anbieter, die Ihre Shop-Lösungen als All-In-One Paket “vermieten”. Hosting, Installation und Betrieb wird aus einer Hand angeboten. Hier wird dann oft von SaaS (Software as a Service) oder einer Cloud-Lösung gesprochen.

Bei solchen Miet-Systemen kann man recht schnell an den Start gehen. Beim Anbieter registrieren, eine Grundkonfiguration des Shops vornehmen, Artikel einstellen und loslegen. Die monatlichen Gebühren halten sich im Normalfall in Grenzen. Ein Nachteil solcher Systeme ist jedoch, dass man den Shop nur in eingeschränktem Umfang anpassen kann. So kann man oft nur die vom Anbieter ausgewählten Zahlungsarten integrieren oder das Design des Shops in gewissem Rahmen anpassen. Benötigt man Schnittstellen zu weniger verbreiteten Systemen steht man oft vor einem größeren Problem. Eine Abhebung von der Konkurrenz ist daher bei Miet-Shops eher schwierig. Will man später auf ein anderes System umziehen, da zum Beispiel der Funktionsumfang der Miet-Lösung nicht mehr ausreichend ist, kann dies ebenfalls problematisch sein, da man Kunden-, Artikel- und Bestelldaten nur schwierig extrahieren kann.

Falls man als Einstieg eine Mietlösung in Erwägung zieht, muss man sich auch fragen, ob es tatsächlich ein eigener Shop sein muss. Es gibt ja auch diverse Plattformen (Amazon, eBay, Etsy, …) auf denen man seine Produkte ohne viel Aufwand verkaufen kann. Zum Thema eigener Shop oder Marktplatz gehen wir in Zukunft aber in einem weiteren Artikel genauer ein.

Der Online-Shop ist live und nun?

Die Kunden kommen in Scharen und eine Bestellung nach der anderen wird eingehen.
Ähm, nein.

Da ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Es gibt Ausnahmefälle bei denen das tatsächlich funktioniert, da die Marke bereits einen hohen Bekanntheitsgrad hat oder im Vorfeld schon viel Werbung gemacht wurde. Die Realität im B2C Umfeld sieht aber oft anders aus.
Wenn man einen neuen Online-Shop startet und die Seite keiner gleicht dies einem Ladengeschäft im 20. Stock eines Hochhauses, ohne dass auf der Straße darauf hingewiesen wird. Die Leute gehen am Hochhaus vorbei, aber keiner geht in den Laden.

Das bedeutet im ersten Schritt nach dem Start muss man potentielle Kunden auf die eigene Seite bekommen. Es gibt viele verschiedene Ansätze um das zu erreichen. Werbung, Kooperationen mit anderen Seiten, Beiträge in Foren, Erstellung von relevantem Content, Listings in Produkt-Portalen, usw.. Auch hier können natürlich wieder Kosten entstehen.
Sind die Besucher dann im Shop, will man diese natürlich auch zum Kauf bewegen, also eine Conversion erzeugen. Welche Möglichkeiten man hier hat, zeigen wir euch in einem späteren Beitrag.

E-Commerce hat sich in den letzten 5 Jahren stark professionalisiert. Dass ein Shop technisch einwandfrei funktioniert ist ein zwingendes Muss. Hakt es an einer Stelle, springen die Kunden ab und kaufen bei einem Konkurrenten. Doch auch die Prozesse im Hintergrund wie Versand, Buchhaltung, Retoure, Support müssen einwandfrei funktionieren. Durch Amazon ist man es gewohnt, dass die Ware nach ein bis zwei Tagen zu Hause ankommt. Das erwarten die Kunden mittlerweile auch von anderen Online-Shops. Auch darüber sollte man sich im Klaren sein und seine Prozesse gut durchdenken, sonst kauft ein Kunde im besten Fall nur einmal im Shop und kommt nicht mehr wieder. Ein Online-Shop bedeutet laufende Arbeit und Optimierung (am Shop und an den Prozessen).

Fazit

  • Die Kosten hängen von den Anforderungen des Shop-Betreibers ab. Hier sollte die Agentur und der Betreiber die grundlegenden Anforderungen zu Beginn gemeinsam erarbeiten
  • Ein Shop ist nie fertig und benötigt immer Investitionen um erfolgreich zu sein und zu bleiben
  • Ein erfolgreicher Shop ist kein Hobby, sondern bedeutet Arbeit

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