Nach der Party

Peter Rubarth
Blood, Scrum & Tears
2 min readJan 30, 2018

Was passiert, wenn man Kudo Cards hat, Sofas, Tischtennis und Kicker sowieso, mit Holocracy experimentiert, Open Space und der Arbeitsalltag immer noch nicht in Glückseligkeit versinkt?

  • Weil es immer noch Führungskräfte gibt die meinen sie dürften mitentscheiden, was am Produkt entwickelt wird — u.a. weil sie den Investoren gegenüber Rechenschaft geben müssen.
  • Weil das Business profitabel werden soll und man nicht glaubt, experimentieren zu können.
  • Weil der Betrieb der Services immer mehr Arbeit wird— nicht zuletzt um der steigenden Last standzuhalten.
  • Weil es Spannungen im Team gibt und man sich über die technische Ausrichtung nicht einigen kann?
  • Weil immer mehr Freunde weiterziehen und woanders ihr Glück suchen?
  • Weil all die schicken Tools daran nichts geändert haben?

Ich habe schon viele Male erlebt, wie Werkzeuge zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt, eine erstaunliche Wirkung entfalten können. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass ich dennoch eine ausgeprägte Skepsis insbesondere gegenüber Happiness Tools habe. Nun ist es so, dass man sieht, was man sehen kann (und möchte). Momentan komme ich nicht umhin, mich bestätigt zu fühlen.

All diese Werkzeuge laufen aus meiner Sicht Gefahr, Symptome zu behandeln. Das wäre alleine noch nicht schlimm, wenn es im schlimmsten Fall wirkungslos ist (wir experimentieren nur).

Ich bin jedoch überzeugt, dass mit dem beliebigen und erfolglosen Einsatz von Tools ein Preis verbunden ist. Dieser Preis besteht zum Einen darin, dass zum das jeweilige Tool verbrannt wird und nicht mehr zur Verfügung steht, wenn die Situation vielleicht passt — “Haben wir schon mal gemacht”. Zum Anderen trägt der wiederholte, wirkungslose Einsatz der Tools zu einer allgemeinen Erschöpfung und Desillusionierung bei — “Wir haben doch alles probiert und nichts hat funktioniert.”

Im Ergebnis leert sich der Werkzeugkoffer und die Ausgangslage für weitere Anläufe wird schwieriger.

Das Ganze wird aus meiner Sicht befeuert durch Führungskräfte die ihre Organisationen so haben wollen wie ihre Vorbilder und schnelle Erfolge erwarten sowie Agile Coaches die diese Erwartung bedienen, indem sie ein Feuerwerk aus Methoden abfeuern und dann weiter ziehen.

Leider habe ich kein richtiges Happy End anzubieten. Mir scheint es vernünftig sparsam mit Methoden umzugehen und die Aufmerksamkeit wegen von den Symptomen und auf die Ursachen zu lenken. Und da trifft man dann möglicherweise auf Strukturen, Prozesse oder Anreizsysteme die auf Überzeugungen basieren, die im Widerspruch zu den angestrebten Werten stehen.

Ein sinnvolle Auseinandersetzung mit diesen Widersprüchen setzt eher an dem Punkt an was dem Unternehmen am Besten hilft erfolgreich zu sein und weniger bei Happiness. Erfolg macht happy, Happiness um ihrer selbst willen macht nicht unbedingt erfolgreich.

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