Der Weg von der Aufnahme über die Soundcollage bis zum virtuellen Bodeninstrument.

David N
BodenART
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3 min readJul 24, 2017

Das Material

Unser Ziel war es qualitativ hochwertige Audioaufnahmen im Gelände anzufertigen. Wir haben uns für eine Arbeitsumgebung aus einem Laptop mit der DAW-Software Ableton (Aufnahmesoftware und mobile Bearbeitungsmöglichkeit), das Audiointerface Steinberg UR22 (reduziert Latenz beim Aufnehmen; Phantomspannung für das Kondensatormikrofon), Kopfhörer (Abhören), das Großmembranmikrofon MXL 2006 (Nierencharakteristik, um zwar gezielt Schallquellen aufzunehmen, aber weiterhin Umgebungsgeräusche im Hintergrund einfangen zu können), einen Windschutz und einen Mikrofonständer entschieden.

Die Aufnahmen

Im Gelände haben wir unsere normalen Hörgewohnheiten abgelegt und uns auf die die Suche nach interessanten Geräuschen begeben. Wir wurden fündig — und inspiriert durch die Klangwelten haben wir weitere Geräusche bewusst inszeniert oder initiiert.

In unserem Fall gab es zwei technische Parameter, auf die wir Einfluss nehmen konnten um die Aufnahmen nach unseren Wünschen zu gestalten: Die Positionierung des Mikrofons (in unserem Fall mit Nierencharakteristik) und die Stärke des Pegelsignals, die de facto die Empfindlichkeit des Mikrofons widerspiegelt.

Nachbearbeitung.

Nachdem alle Aufnahmen abgeschlossen waren, ging es an die digitale Nachbearbeitung. Die Aufnahmen von Anfang an mit der DAW-Software durchzuführen war sehr hilfreich — dadurch konnten wir bereits während der Aufnahmen selektieren und die Geräusche und Klänge sortieren. So konnten die rund 80 Minuten Aufnahmematerial schnell gesichtet werden. Die Aufnahmen mussten jetzt noch geschnitten, normalisiert, teilweise von Störgeräuschen befreit und mit Equalizern ausbalanciert werden. Die fertigen Samples wurden anschließend zur lizenzfreien Verfügung ins Internet gestellt.

Soundcollage

Aus den aufbereiteten Aufnahmen haben wir eine Soundcollage angefertigt. Sie orientiert sich an einem Land-Stadt Gradient. Nach einem ersten Crescendo, das mit einer einfahrenden U-Bahn endet, werden die Schichten des Bodens auditiv freigelegt, danach die Texturen der einzelnen Schichten erkundet, um sich dann klanglich wieder der Stadt zu nähern, um in den Geräuschen unterzugehen und in einer starken Kakophonie des Stadtlärms zu enden.

Virtuelles Bodeninstrument

Das Erkunden von Bodengeräuschen hat seinen ganz eigenen Reiz. Um Interessierten einen ähnlichen Zugang zu bieten, haben wir ein virtuelles Bodeninstrument eingerichtet: Einzelne Soundaufnahmen wurden zurechtgeschnitten und unterschiedlichen Tönen des VST-Instruments “Sampler” in Ableton zugeordnet. Hierbei ist es wichtig die Samples so zu bearbeiten, das unmittelbar bei Tastendruck auch ein Geräusch ertönt und beim Wechsel keine Störgeräusche auftreten. Für die einzelnen Samples wurden dann noch individuelle Einstellungen durchgeführt um die Spielbarkeit zu erhöhen.

Dieses VST-Instrument kann nun mit einer Midi-Tastatur angespielt werden. In unserem Fall haben wir auf das Akai Apc Key 25 zurückgegriffen. Interessierte können nun über die Tastatur in die Klangwelten des Bodens eintauchen und eigene Rhythmen erschaffen. Das VST-Bodeninstrument wird in Kürze in einem weiteren Blogbeitrag zur Verfügung gestellt.

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