Drei Eigenschaften, die BR24 Livestreams erfolgreich machen

Irina Schroll
BR Next
Published in
5 min readFeb 17, 2022

Ob Pressekonferenzen, Corona-Updates, Interviews oder Landtags-Debatten: Livestreams sind für BR24 ein wichtiges digitales Format. Seit Beginn der Corona-Krise hat die Redaktion BR24live kontinuierlich ausgebaut. Irina Schroll und Hendrik Loven geben Einblick, was das Team dabei gelernt hat.

BR24live-Host Dominic Possoch während eines Livestreams im Newsroom.

Die Livestreams von BR24 erreichen kumuliert innerhalb von 48 Stunden oft weit mehr als hunderttausend Menschen und generieren zehn- bis hunderttausende Videostarts sowie Visits mit Begleit-Berichterstattung.

Wir holen unsere Zuschauerinnen und Zuschauer dort ab, wo sie sich gerade befinden — egal zu welcher Uhrzeit und an welchem Wochentag. BR24live läuft in der BR24 App und im Web, in der BR Mediathek sowie auf den Social-Media-Plattformen Facebook, YouTube, Twitter und TikTok. Auch bei LinkedIn und im linearen TV haben wir unsere Streams bereits platziert.

Damit ist BR24live ARD-weit einer der Spitzenreiter im Livestreaming-Bereich und ist als Format von BR24, der Nachrichtenmarke des Bayerischen Rundfunks, nicht mehr wegzudenken. Wir haben einiges ausprobiert und kontinuierlich dazugelernt. Was macht Livestreams erfolgreich? Unsere drei Learnings:

1. Live und direkt

BR24live hat keine festen Sendezeiten und auch kein festes Programm, sondern geht dann “auf Sendung”, wenn es etwas zu berichten gibt. Das kann eine wichtige Corona-Pressekonferenz sein oder auch ein regionales News-Event. Im Durchschnitt haben wir pro Werktag einen Stream zu einem aktuellen Ereignis. Es können aber auch einmal vier Livestreams an einem Tag sein. Und: BR24live ist immer live. Auf Einspieler oder aufgezeichnete Beiträge verzichten wir in der Regel.

Kommentare und Fragen unserer User und Userinnen nehmen wir ernst. Wir reichen diese nicht nur an Politikerinnen und Politiker weiter. Unsere Moderatorinnen und Moderatoren schauen regelmäßig in die Kommentarspalten während der Stream läuft, denn BR24live lebt von Interaktionen.

Bei der Planung unserer Streams kommunizieren wir eng mit den verschiedenen Bereichen von BR24, zum Beispiel mit SEO und dem Social-Team sowie mit verschiedenen Fachredaktionen wie Wissen oder Landespolitik, um das User-Interesse und Fragen zu bestimmten Themen zielgruppengerecht aufzugreifen.

Die Themen können regional sein, dürfen aber nicht zu spezifisch sein. Wir haben vor einiger Zeit in der Zusammenarbeit mit einem Regionalstudio einen Livestream zum Thema “Wintersport unter Corona-Auflagen” getestet. Positiv war, dass wir verschiedene Elemente ausprobiert haben und sich die Kolleginnen und Kollegen in der Region ohne Termin- und Zeitdruck an das Thema Livestreaming herantasten konnten. Negativ war, dass die Zugriffszahlen auf den Stream sehr niedrig waren.

Meist funktionieren Themen, die auf Social-Media-Plattformen “ziehen” oder in den Suchmaschinen-Trends auftauchen, auch als BR24live gut beim Publikum. Von Vorteil ist, ein Liveereignis wie beispielsweise eine Pressekonferenz als Aufhänger zu nehmen. Selbstgesetzte Streams, in denen nur über ein Thema gesprochen wird — sonst also nichts passiert — kommen unserer Erfahrung nach nicht so gut an. Unsere Zuschauerinnen und Zuschauer erwarten einen Mehrwert. Das können erste Informationen oder Bilder zu einer Nachricht sein, aber auch spannende Landtags- oder Bundestagsdebatten.

2. Streaming: schnell, unkompliziert, Teamwork!

Im Falle von Breaking News hat sich BR24 zum Ziel gesetzt, innerhalb von wenigen Minuten auf allen Plattformen live zu gehen und verlässlich zu informieren. Bis zu sieben digitale Plattformen sind aktuell möglich.

BR24live ist mit den Reporterinnen und Reportern des Bayerischen Rundfunks und dem weltweiten Korrespondenten-Netzwerk der ARD in kürzester Zeit vor Ort. Wir sind sendebereit, auch weil unsere Produktionsbedingungen niederschwellige sind: Für BR24live braucht es keinen Ü-Wagen und auch nicht unbedingt ein Kamerateam vor Ort. Auch eine Skype-Verbindung reicht beispielsweise aus, um eine Schalte aufzubauen.

Außerdem nutzen wir für unsere Livestreams eine einfache, nahezu automatisierte Streaming-Technik bzw. Software, die auch im Selbstfahrer-Modus bedient werden kann. So können wir so schnell wie möglich und so lange wie nötig senden.

Regie und Moderationstisch im Newsroom fahren mit einem Knopfdruck hoch. Wenn redaktionell soweit alles vorbereitet ist und organisatorische Absprachen getroffen sind, gelingt es uns tatsächlich, innerhalb von wenigen Minuten auf den digitalen Plattformen von BR24 zu streamen. Ein BR24live kann bei einem Erstaufschlag mit ersten Informationen 20 Minuten dauern oder bei einer Bundestagsdebatte auch einmal über vier Stunden laufen.

Das Kernteam von BR24live besteht aus zehn Personen, davon sind außer bei Großereignissen wie der Bundestagswahl aber nie gleichzeitig alle im Dienst. Wir arbeiten im Schichtbetrieb mit zwei Redakteurinnen oder Redakteuren, einer Moderation und einem Producer. BR24live funktioniert aber auch als Selbstfahrer-Stream und bei spontanen Einsätzen kann es in Ausnahmefällen sein, dass die Redakteurin gleichzeitig auch für die Technik in der Regie zuständig ist. In unserem Team gibt es also viele Allrounder.

Redaktionelle und technische Kapazitäten werden bei Bedarf und komplexen Streams mit vielen Elementen wie Schalten aufgestockt. Eine gewisse Flexibilität, gerade in unübersichtlichen Nachrichtenlagen, ist nötig — sowohl bei den Kolleginnen und Kollegen im BR24live-Team als auch bei der Technik.

Sendepläne werden beispielsweise oft live “on air” umgebaut und auch ein Interview kann plötzlich wegbrechen. Dann gilt: Ruhe bewahren und improvisieren, vor der Kamera und in der Regie. Während im Hintergrund nach einer technischen Lösung gesucht wird, nutzen unsere Moderatorinnen und Moderatoren solche Momente, um einen Blick in die Timelines zu werfen und Kommentare im Stream anzubringen.

Lineare Workflows aus Radio und TV können oft nicht 1:1 übertragen werden, doch es gibt natürlich auch viele Schnittmengen und Gemeinsamkeiten im Bereich Livestreaming. Im Rahmen des Markenprozess im BR wird auch gerade an einer gemeinsamen Strategie gearbeitet.

3. Die Zielgruppe im Blick

Die Welt ist komplex, Nachrichten häufig auch. Bei BR24live müssen die Zuschauerinnen und Zuschauer jedoch nicht top-informiert sein. Wir nehmen uns die Zeit, auch in schwierige Themen verständlich einzusteigen und konkrete Auswirkungen auf unser alltägliches Leben einfach zu erklären. Die Frage: “Was bedeutet das für mich?” steht dabei im Vordergrund.

Bei der Bundestagswahl 2021 bildete diese Frage den Mittelpunkt unserer Live-Berichterstattung. Wie erreichen wir die 45-jährige Frau bei Facebook, die sich weniger für Analysen und Zahlen interessiert, sondern wissen will, was sich für sie und ihre Familie nach der Bundestagswahl ändern könnte? Wie erklären wir dem jungen Mann, der vielleicht zum ersten Mal gewählt hat, aber gar nicht so recht weiß, wie der Wahlabend abläuft und was eigentlich der Unterschied zwischen Prognose und Hochrechnung ist?

Auf Grundlage eines Workshops mit Zielgruppenanalyse haben wir unsere Inhalte zur Wahl plattformgerecht geplant und aufbereitet. Neben den wichtigsten Fakten gab es über den Wahlabend hinweg und auch am Tag danach verständliche Erklärungen. Dabei wurde die Community stets eingebunden.

Berichterstattung bei BR24live zur Bundestagswahl 2021

BR24live auf Facebook:

Generell ordnen wir in einfacher Sprache ein, was beispielsweise auf aktuellen Pressekonferenzen gesagt wird. Denn vor allem auf Facebook oder YouTube erreichen wir nun einmal andere Zielgruppen, als zum Beispiel im TV oder im Radio.

Nach Ende der Streams gehen wir in die Analyse: Was lief gut, was können wir das nächste Mal besser machen? Was sagen unsere Userinnen und User? Was können wir aus den Daten zu Videoviews, Zuschauerbindung und Wiedergabedauer ablesen?

Tatsächlich werden viele unserer Streams auch “on demand”, also nach Live-Ausstrahlung, angeschaut. Häufig kommen dadurch nochmals mehr als die Hälfte an Views dazu. Das Wording der Push-Mitteilung in App/Web und der Notifications oder auch Teaser bei Social sind dabei sehr wichtig, um überhaupt erst das Interesse für einen Livestream zu wecken und die User zum Draufklicken zu bewegen.

Aus diesen Daten Rückschlüsse auf zukünftige Themensetzung, Ansprache oder auch Ausspielung durch die Algorithmen zu ziehen, ist essentiell, um Bayerns beliebtester Livestream und weiter Spitzenreiter bleiben zu können.

Livestreams von BR24 verpasst?

Hier klicken: BR24 Facebook, BR24 YouTube, BR24 App/Web, BR Mediathek

Fragen zum Thema Livestreaming oder BR24live? Dann meldet Euch bei Hendrik Loven (hendrik.loven@br.de) oder Irina Schroll (irina.schroll@br.de).

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