Ideenschmiede & Startrampe

Wie wir in unserem Lab web:first Serien entwickeln und ein Netzwerk aufbauen

Matthias Leitner
BR Next
5 min readOct 21, 2020

--

Eine Instagram-Serie die Contra gibt, “Gossip Girl” auf TikTok im historischen Berlin, die Re-Inszenierung gefährlicher Netz-Kommentare, falsche Identitäten, 5 Quadratmeter Mietwahnsinn und 9 Perspektiven auf eine Tragödie — das sind die Projekte des web:first — webseries lab 2020.

1. Wie wir arbeiten…

web:first ist vor allem eines: wahnsinnig anstrengend! Alle Teilnehmer*innen sind am Ende der fünf Arbeitstage schlicht erschöpft, aber glücklich.

Die Choreografie des Labs folgt der Logik eines agilen Ideensprints. Dabei werden die Projekte immer wieder von Expert*innen aus Bereichen wie Storytelling, UX Design, Digitales Marketing oder Community Management im direkten Gespräch herausgefordert und durchleuchtet.

Ein nostalgisches Bild aus unseren analogen Basteltagen im Lab 2019.

Am Ende der Woche steht dann ein erster Pitch und das Konzept für einen testbaren Prototypen. Für die Zeit zwischen Lab und Präsentation bekommen die Projekte ein kleines Budget, um den Prototypen zu realisieren und zu testen.

Von der Idee über den Prototypen bis zum Kontakt mit künftigen Partner*innen, Produzent*innen und Förderinstitutionen. Wir begleiten die Projekte auf dem gesamten Weg.

Ihr könnt die Projekte des web:first 2020 und ihre Macher*innen übrigens bei unserem anstehenden Pitch kennenlernen:

Freitag, 30. Oktober 2020 von 10:30 bis 13:00 Uhr

Für die Teilnahme an unserem Online-Event, das vom Bayerischen Filmzentrum veranstaltet wird, akkreditiert euch bitte bis zum 23. Oktober 2020 auf unserer digitalen Event-Area.

Einer der ersten visuellen Entwürfe zu “Future Dreams” aus dem web:first lab 2019.
Einer der ersten visuellen Entwürfe zu “Future Dreams” aus dem web:first lab 2019.

2. Was bei uns entsteht:

Bei web.first entstehen die unterschiedlichsten Projektideen, dokumentarisch wie fiktional. 2019 gab es beispielsweise die Instagram-Serie „Schlechter Sex“ von Paul Feldmann und Melyssa Byrne. Die Serie kam bei unserem Pitch und im Rahmen des Seriencamps 2019 derart gut an, so dass sie sich bereits in Entwicklung bei einer Münchner Produktionsfirma befindet.

Die Doku-Serie #hierdrüben von Teresa Bacza und Kathleen Witt (Alumni 2019) ist bereits realisiert. Für den SWR haben sich die beiden auf die Reise entlang der B 96 von Zittau nach Saßnitz gemacht, um dabei Klischees über Ostdeutschland und seinen Bewohner*innen mit einem Realitätscheck zu brechen.

Das Projekt „Future Dreams“ wiederum möchte Wissenschaft und Technik für eine junge weibliche Zielgruppe als interaktive Animationsserie erzählen. Anna Mönnich und Jennifer Fritz haben sich bei web:first kennengelernt und realisieren “Future Dreams” jetzt gemeinsam.

3. Die web:first — Expert*innen:

Die Expert*innen im Lab zeichnen sich durch jahrelange Erfahrung und ihr Talent zum direkten Sparring mit den Projektideen aus. Uns ist wichtig, dass Expert*innen und Teilnehmer*innen auf Augenhöhe in den Austausch und ins gemeinsame Arbeiten kommen.

Wenn beispielsweise Philipp Grabow in einem kurzen Impuls aus seinen Impact Kampagnen zu „4 Blocks“ und „Andere Eltern“ erzählt, um anschließend begeistert gemeinsam mit den Teilnehmer*innen neue Ideen zu ihren Projekten zu entwickeln, ist das für uns das Ideal.

Unsere Masterclass-Expertin 2020: Ronja Salmi beim Vortrag

Neben Impulsen und Feedback-Sessions mit Expert*innen wie Milena Seyberth von funk oder Tac Romey von der HFF München, sind natürlich Case Studies extrem wichtig. Die Macher*innen von Formaten wie „Wishlist“, „Girl Cave“, „Fett & Fett“ oder „iam.josephina“ kommen zu uns ins Lab, um ihre Erfolgsgeheimnisse und Epic Fails im Dialog mit den Teilnehmer*innen und externen Gästen zu besprechen.

Jedes Jahr bieten wir auch eine internationale Masterclass. 2019 war Brendan Miller aus London zu Gast, der unter anderem für die BBC und die New York Times viralen Video-Content entwickelt. Und in diesem Jahr war Ronja Salmi aus Finnland zu Gast, die mit Serien wie „Karma“ oder „Girlsquad“ internationale Standards für Chat-Fiktion und Instagram-Drama Serien gesetzt hat.

4. Geschützter Raum & Netzwerk:

Für uns ist web:first ein geschützter Raum für die Teilnehmer*innen, damit diese Ideen ausprobieren können, damit sie Ideen entwickeln, testen, verwerfen und wieder neu denken können. Dafür arbeiten wir mit einem agilen und nutzerzentrierten Mindset.

Außerdem wollen wir unseren Teilnehmer*innen die ideale Plattform für co-kreatives Lernen & Entwickeln bieten — idealerweise auch über die Jahrgänge hinweg. 2020 waren als Expert*innen beispielsweise Kirsten Loose und Memo Jeftic zu Gast, beide gestandene Serienmacher*innen und beide Alumni von web:first.

Das web:first Gefühl 2020 — was die Topfpflanze beim Projekt “5 Quadratmeter” von Lukas März macht, könnt ihr in unserem Pitch erfahren.

Denn mit web:first wollen wir auch ein Netzwerk knüpfen, unter den Teilnehmer*innen, mit den Expert*innen, mit Produktionsfirmen, Förderanstalten und Festivals. Wir wollen ein gemeinsames Milieu bilden, in dem wir lernen können und die Zukunft der Erzählwelt-Webserie konstruktiv weiterentwickeln.

Dass der Plan funktioniert zeigt uns, wenn ehemalige Teilnehmer*innen aus verschiedenen Jahrgängen plötzlich miteinander Projekte realisieren, Alumni mit neuen Projekten bei Förderanstalten einreichen und natürlich, wenn die Projekte aus dem Lab endlich das Licht der digitalen Welt erblicken.

5. Es geht immer besser

Natürlich lernen auch wir jedes Jahr dazu. Durch das Feedback der Teilnehmer*innen, der Expert*innen und unserer Partnerinstitutionen können wir web:first von Jahr zu Jahr weiterentwickeln.

Gegründet als kleine Initiative in der Programmdirektion Kultur des Bayerischen Rundfunks, konnten wir — gemeinsam mit dem Bayerischen Filmzentrum — über die Jahre auch immer mehr Partner im eigenen Haus und vor allem auch in der Branche für das Projekt begeistern.

Was uns besonders freut ist, dass wir seit 2019 auch ein kleines Prototypen-Budget für die Projekte des Labs ausschütten können. Denn es gibt nichts besseres und mächtigeres als die Lernkurve, die zustande kommt durch die Erstellung, den Test und die Auswertung eines MVP (Minimal Viable Prototype).

In diesem Jahr mussten wir das Lab natürlich ganz anders durchführen als gewohnt. Aus einer kreativ-chaotischen Präsenz-Veranstaltung mit insgesamt 14 Teilnehmer*innen, 10 Expert*innen und einem Kernteam von 4 Personen und mit Bastelmaterialien, dutzenden Boards und stickiger Luft, haben wir in diesem Jahr ein einwöchiges Remote-Bootcamp mit kollaborativen digitalen Tools & neuen Workflows gestrickt — digitale Erschöpfung inklusive.

Wir sind heilfroh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Denn das digitale Lab hat uns gezeigt, dass wir web:first weiter internationalisieren können, ganz ohne hohe Kosten und Reiseverkehr. Für das kommende Jahr haben wir uns vorgenommen, eine Hybridveranstaltung aus Präsenz- und Remotephasen zu schaffen und das Lab noch weiter für Gäste zu öffnen. Die Planungen für die kommende Ausgabe starten direkt nach unserem Pitch.

Falls ihr Fragen zu web:first habt, ihr euch für eine Teilnahme an unserem Lab 2021 interessiert, oder eventuell sogar einer Partnerschaft mit web:first interessiert seid, dann schreibt sie uns einfach eine Mail an: webfirst@br.de

web:first wird von folgenden Partnerinstitutionen unterstützt:

web:first ist gefördert vom fff-Bayern.

Das Lab wird geleitet von Prof. Egbert van Wyngaarden und Matthias Leitner.

--

--

Matthias Leitner
BR Next

Ich bin Autor & Digital Storyteller, Regisseur & Strategiedesigner — www.matthias-leitner.de