
Wie wir das größte Fan-Event des BR ins Netz verlagert haben
Und unsere Daily-Serie „Dahoam is Dahoam“ remote feiern
Eigentlich unmöglich: Das „Dahoam is Dahoam“- Familienfest, das jedes Jahr um die 10.000 Menschen anzieht, ins Digitale zu shiften? Es ist ganz anders, aber es geht. Hier unsere Learnings.
Sie hatten es wirklich nicht leicht, die Fans der BR Daily „Dahoam is Dahoam“: Durch Corona wurden die Dreharbeiten für sechs Wochen ausgesetzt und so gab es die Folgen nicht mehr webfirst eine Woche vorab.
Auch die Schauspieler mussten sich der neuen Situation aus Liebes-Szenen mit Abstand und Proben mit Mundschutz unterwerfen. Und dann sollte auch noch der Familientag ausfallen, zu dem jeden Sommer gut 10.000 Menschen nach Dachau an den Produktionsort pilgern!
Wo Fans und Stars aufeinander treffen, Autogramme geschrieben, Hände geschüttelt und natürlich viele Selfies gemacht werden. Das war ziemlich bitter. Es war klar, dass sich das digitale Team von DiD (Dahoam is Dahoam) etwas einfallen lassen musste.
Bedürfnisse checken: Die Fans wollen die Schauspieler und das möglichst nah
Als der Familientag wegen der Beschränkungen abgesagt wurde, fragten wir uns zunächst, was für die Fans an diesem Tag so wichtig ist.
Schnell war klar, was die Fans eigentlich wollen, ist die Schauspieler selbst zu sehen und mit ihnen zu interagieren. Wie also Nähe schaffen, wenn Nähe gesetzlich verboten ist?

Streamen im Studio unter Pandemie-Bedingungen
Die Lösung für uns: Live gehen. Wir luden die Fans ein, einen besonders privaten Moment mit den Schauspielern Heidrun Gärtner und Harry Blank in ihren Rollen als frisch Verliebte zu erleben.
Denn beide spielen in der Serie ein Paar, das nach 13-jährigen Irrungen und Wirrungen (und einer gemeinsamen Tochter) endlich zusammen gefunden hat und heiraten will.

In der letzten im TV ausgestrahlten Folge vor dem Familientag war der anstehende Polterabend Thema. Zum Ende der Folge wurde on air das anstehende Facebook Live beworben.
Am Abend darauf saßen dann beide Schauspieler im Rockabilly-Outfit und mit ausreichend Abstand vor zwei Kameras. Sie stellten sich im Wohnzimmer der Drehkulisse den Fragen der Fans und ließen sich Tipps geben, wie sie eine vernünftige Ehe hinbekommen.
Dabei war vieles anders: Die übliche Probe mit Schauspielern und Technik entfiel wegen Corona; hier hatten wir das Glück, dass beide Schauspieler*innen bereits Facebook Live erprobt waren und die Anforderungen kannten.
Dennoch dauerten insgesamt die Abläufe länger und wir mussten uns regelmäßig fragen, wer jetzt welches Material — wie Funkgeräte, Kopfhörer oder Mikrofone — angefasst hatte.
Durch die ständige Desinfektion von Technik-Teilen und die Auflagen, die nur fünf Leute im Raum erlaubten, kamen wir als Team ordentlich ins Schwitzen.
Und zum Corona-Learning Nummer eins: Wenn man in der Regie im Satmobil sitzt und die Kollegin drinnen im Live einen Mundschutz trägt und dann noch flüstert, hat man absolut keine Chance, sie zu verstehen.

Um so glücklicher waren wir über die Zahlen: Das Facebook Live war einer der großen Erfolge des Familientags im Netz: 10.000 Unique Users wurden gezählt.
Also ungefähr so viele Menschen, wie normalerweise auf das DiD-Gelände gekommen wären, haben das Live gesehen. Inklusive „Nachschauer“ wurde eine Reichweite von ca. 1 Mio. erzielt.
Insgesamt haben die Aktivitäten rund um den Familientag im Netz auf Facebook insgesamt über 2,3 Mio. Impressions erzielt. Einmalig in der Kanalhistorie von DiD-Facebook.
Um die Conversion in die BR Mediathek zu gewährleisten, stellten wir das Video übrigens gleich am selben Abend dort ein.
„…wenn man schon nicht LIVE dabei sein kann, so finde ich das eine schöne Geste den Zuschauern gegenüber 👌👌 Das Team gibt sich die größte Mühe und versucht es Allen gerecht zu machen, (…) Auch die Schauspieler und das Drehteam müssen sich an die Regeln halten und da der Polterabend am gemeinsamen Familientag stattfinden sollte, musste ja eine Lösung her und das finde ich hat das Dahoam is Dahoam Team gut geregelt. Danke dafür ❤ …“ schreibt ein Facebook Fan
Streamen von den Stars zu Hause
Natürlich wollten wir auch irgendwie die beliebten Studioführungen durch die Kulissen, die beim Fan-Event möglich sind, ersetzen.
Glücklicherweise hatte das BR-Marketing vergangenes Jahr eine 360°-Führung durch das Studio produziert. Dort kann man mit Schauspieler Tommy Schwimmer einen Blick hinter die Kulissen des Drehorts werfen.
Die Führung stellten wir zusammen mit einer Bildergalerie von der Polterabend-Party auf die DiD-Seite:
Aber wir wollten noch mehr von der Unmittelbarkeit und Nähe erzeugen, die sonst die Magie dieses besonderen Tages kreiert.
Eine wichtige Frage für uns war: Wie ersetzen wir nur das Autogramme-Schreiben und Selfie-Schießen, für das die Fans vor Ort Stunden anstehen, ganz egal bei welchem Wetter?
Unsere Antwort: Ein Instagram-Live-Marathon.
Das Format bot sich deshalb an, weil es Livechats ermöglicht, die jeder aus seiner privaten Nutzung kennt; spätestens aus der Zeit des Lockdowns, wo viele so mit Familie und Freunden in Kontakt blieben.
Nur, dass eben nicht Onkel Werner am anderen Screen sitzt, sondern der geliebte Schauspieler von Dahoam is Dahoam.
Das Format von Instagram Live hatten wir in der Corona-Zeit schon mehrfach getestet, weil die Kulisse geschlossen und der persönliche Kontakt mit den Schauspieler*innen unmöglich war.
So starteten und hosteten die Schauspieler*innen am Familienfest die Lives remote von sich zu Hause aus. Sie mussten sich selbst die Kommentare aussuchen und wurden nur per Messenger von einer Kollegin aus dem Digitalteam unterstützt.

Wenn Du selbst reinschauen möchtest: Unseren Instagram-Kanal findest Du hier und den direkten Link zum Live mit Silke und Senta hier.
Wir bildeten vier Paare aus jeweils zwei Schauspielern, die gemeinsam für jeweils eine halbe Stunde im Chat waren. Die Fans aus allen Teilen der Welt bekamen eine besondere Form der Autogrammkarten: Die Schauspieler signierten Din A4 Blätter mit DiD-Logo und hielten sie in die Kamera.
Die User konnten so problemslos Screenshots von ihren persönlichen Autogrammen mit den Stars machen. Dachten wir.
Bis sich herausstellte, dass im Selfie-Modus die Schrift spiegelverkehrt zu sehen ist! Womit wir bei unserem nächsten Learning wären:
Flexibel bleiben und vertrauen
Natürlich hätte man das in einem Testlauf sehen können. Aber tatsächlich passieren in Lives immer unvorhergesehene Dinge, dass es nichts nützt, alles minutiös zu planen.
Viel wichtiger sind der ständige Support und die Verbindung des Teams zu den Schauspielern. Und auch das Vertrauen in die Beteiligten, die mit wirklich guten Ideen aufwarteten.
Die Schauspielerin Carina Dengler holte flugs Backpapier aus der Ecke, drehte das dann nach dem Signieren um und hatte eine lesbare Version. Oder Lucas Bauer: Der Schauspieler fing an in Spiegelschrift zu schreiben.
Am besten reagierten aber die User selbst, die in den Kommentaren einander immer wieder darauf hinwiesen, dass man einfach das Bild spiegeln könne.
Apropos interaktiv: Die Fans waren hier eben nicht nur passive Konsumenten, sondern gaben den Darstellern sogar Tipps, wenn technische Probleme auftraten.
Und die waren gerade beim letzten Stream nicht ohne: Aus Versehen loggten sich beide Schauspieler*innen in den offiziellen DiD-Insta-Account ein und warfen sich gegenseitig raus.
Die Fans eilten zur Hilfe, kommentierten und gaben, statt sich zu beschweren, Tipps, was zu tun sei.
„Finde ich richtig toll, dass ihr euch da etwas anderes einfallen habt lassen!!“ schreibt eine Instagram-Userin
Auch hier hat sich der Aufwand gelohnt: Im Schnitt waren immer mindestens 500 Leute zeitgleich mit dabei. Wir streamten insgesamt mehr als drei Stunden an dem Tag live auf Instagram. In der Woche des Familientags konnte unser Instagram Account einen Zuwachs von fast 1000 neuen Fans verzeichnen.
Das Zuckerl: unser DiD-Filter
Weil wir ja wussten, wie sehr es schmerzte, dass der Familientag dieses Jahr ausfallen würde, hatten wir uns noch etwas ganz Besonderes ausgedacht: Einen DiD-Insta-Filter in Form eines Lebkuchenherz-Generator.
Den riefen die Fans noch am selben Tag 10.000 Mal auf. Hier zeigte sich, dass wir auch digital das Gefühl des Familientags herstellen konnten, denn der verbindet Generationen.
Selbst die Omas und Opas, die keinen Insta-Account haben, wurden einfach von ihren Enkeln eingebunden und mit dem neuen Filter geschmückt.
Oder eben — weil die Enkelin im Chat danach gefragt hatte — gleich von den Schauspielern gegrüßt!

Das Fazit
Das Zauberwort für den digitalen Familientag hieß „loslassen“. Wir lösten uns vom technischen Kontrollzwang, um so den besten Inhalt zu generieren.
Die Fans machte die virtuelle Nähe glücklich, denn so viel Zeit mit dem Stars bekommen sie sonst nie bei einem Familienfest.
Die vielleicht schönsten Fazit-Worte für den Familientag im Netz fand Schauspielerin Katrin Lux: „Ich seh euch nicht, aber ihr seid trotzdem spürbar!“
Das Team hinter dem Fantag: Rebecca Zöller und Lydia Leipert mit Bidisha Dutta, Doris Hueber, Johann Müller, Marie Müller, Lisa Rack, Michael Rieser, Verena von Berg und Markus Walsch, sowie der Redaktion von “Dahoam is Dahoam” mit Daniela Boehm, Philipp Wimmer und Claudia Stadlmayer.