Zu Unrecht unterschätzt — warum wir über FemTech reden müssen

Keanu Forthmann
Brainwave Hub
Published in
3 min readOct 13, 2020

Wir haben einen Blick auf den FemTech Markt geworfen und die wichtigsten Insights zusammengefasst.

Ob Gesundheitstracker von Apple oder Amazon, Virtual Reality-Tools für Ärzte, KI-gestützte Symptom-Checker oder digitale Therapeutika — die Liste an News im digitalen Gesundheitsbereich ist lang. Doch nur selten fällt der Name FemTech, Women’s Health oder Frauengesundheit.

Was ist FemTech eigentlich?

Der Begriff umschreibt technologische Angebote und Services, die sich auf die Gesundheit der Frau konzentrieren. Die Lösungen reichen von Fruchtbarkeits- und Zyklus-Tracking, über Schwangerschaftsbegleitung und Tele-Hebammen, bis hin zu Lösungen zum Thema Sexual Awareness und Menopause. Aber auch E-Commerce-Produkte, wie Periodenunterwäsche oder Supplements komplementieren den Trend. Also eigentlich genug worüber man berichten könnte und trotzdem wird FemTech immer noch häufig als “Nischenmarkt” bezeichnet.

Welche Herausforderungen stellen sich dem FemTech Markt?

Einerseits wächst der Markt. Das globale Finanzierungsvolumen für FemTech Startups lag in 2019 bei über $ 590 Mio. und war somit bereits 10-mal so hoch wie noch in 2009. Andererseits gehen damit gerade einmal 10% der weltweiten Investitionen an FemTech Startups. Dabei machen Frauen die Hälfte der Weltbevölkerung aus und benötigen jährlich geschätzt $ 500 Mrd. für medizinische Gesundheitsausgaben. FemTech Startups werden meist von Frauen gegründet und haben es schwer Risikokapital zu sammeln. Die Investoren-Community besteht nämlich zum Großteil aus Männern (94% bei den weltweiten Top 100 Venture Capital Unternehmen), welche die Gesundheitsprobleme von Frauen oft nicht verstehen.

“Dabei betrifft die Gesundheit des weiblichen Zyklus 100% der Bevölkerung — selbst wenn man selbst keinen Menstruationszyklus durchlebt, ist man höchstwahrscheinlich jemandem nahe, der es tut.” — Ida Tin

Und auch ein Blick auf andere Bereiche im digitalen Gesundheitsmarkt zeigt, dass Startups für bspw. Onkologie oder Diabetes noch weitaus häufiger und mit größeren Summen finanziert werden, als FemTech Startups (s. Abb.).

FemTech Startups werden auf dem US-Markt weniger finanziert als viele andere Bereiche

Wir sehen also einen wachsenden Markt mit insgesamt viel Innovationspotenzial und der Möglichkeit nicht nur vielen Frauen auf der Welt zu helfen, sondern auch spannende unternehmerische Chancen auszuschöpfen. Deshalb halten wir den FemTech Markt für weit mehr als einen “Nischenmarkt”. In Zukunft werden wir sicher eine Menge Bewegung, Wachstum und neue Produkte beobachten können.

Besonders Zyklus und Fruchtbarkeit sind auf dem deutschen FemTech Markt breit vertreten

*Bis auf XbyX sind alle gezeigten Unternehmen für die Menopause ausschließlich auf dem US-Markt tätig; Quelle: Brainwave Hub, Eigene Darstellung

Wir haben uns den deutschen FemTech Markt mal etwas genauer angesehen! Bei Betrachtung der FemTech-Startups, die auf dem deutschen Markt tätig sind, fällt auf, dass es besonders viele Anbieter für den Bereich des Zyklus- und Fruchtbarkeits-Trackings gibt. Bereits so viele, dass bspw. Cherry Ventures Investorin Katharina Wilhelm in dem Feld viele “gute Lösungen und nur noch wenig Innovationspotenzial” sieht. Auch sehen wir unter den Fruchtbarkeits-Tracking Tools eine große Bandbreite an verschiedenen Technologien, die von Atem- und Temperaturmessung, bis hin zu Armbändern reichen. Das Thema Schwangerschaft wird von den Startups mit einer digitalen Schwangerschafts-Begleitung abgedeckt. Die Menopause ist ein Segment das, anders als hierzulande, vor allem auf dem US-Markt schon angekommen ist. Recht breit vertreten sind Konsumprodukte rund um die Periode. Startups im Bereich Sexual Awareness sind eher selten, sorgen aber mit innovativen Angeboten, wie dem von femtasy, aktuell für Aufmerksamkeit.

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Keanu Forthmann
Brainwave Hub

Data Scientist and Digital Health Analyst at Brainwave