“Famous for being famous” in den Medien und Social Media

Katja Giovagnoli
BrixenLabs
Published in
4 min readMar 17, 2017

„I wish i had Kim Kardashians talent of not having any talent and making money out of it“. (Ferell, 2016)

Wer hätte dieses Talent denn nicht gern? Mit Nichtstun Geld verdienen! Ja es ist möglich, aber nicht für alle. Dieses heiß umstrittene Phänomen nennt sich famous for being famous“. Man weiß eigentlich gar nicht welche Talente solche Personen besitzen, sie sind einfach berühmt, weil sie reich und bekannt sind.

Der Begriff taucht erstmals im Aufsatz des Historikers Daniel J. Boorstin: The Image: A Guide to Pseudo-events in America“, im Jahre 1962 auf. Darin definiert Boorstin eine bekannte Persönlichkeit „a person who is known for his well-knownness”, als Person, die für ihr Wohl bekannt ist. Zudem behauptet Boorstin, dass die graphische Revolution des Journalismus und von anderen Kommunikationsformen, den “Ruhm” von der “Größe” trennten und dass diese ​​den Verfall von Ruhm in bloße Berühmtheit beschleunigen. Erst im Laufe der Jahre kam dann der Audruck “a celebrity is someone who is famous for being famous” auf. (Boorstin, 1961)

Vor einiger Zeit definierte Neal Gabler den Begriff neu. Er beschreibt darin Prominente, die Anerkennung erhalten haben, aufgrund ihrer Berühmtheit, ein Phänomen, das er den “Zsa Zsa Faktor“ nennt. Zu Ehren von Zsa Zsa Gabor, die ihre Ehe mit George Sanders nutzte um ihre Filmkarriere zu verbessern. Gabler definiert Berühmtheiten mit dem Begriff “menschliche Unterhaltung”, hierbei bezieht er sich auf Menschen, die für Unterhaltung sorgen, durch das Aufzeigen ihres Lebens. „Famous for being famous“ bezieht sich heute auch auf ganz unterschiedliche Kontexte, zum Beispiel touristische Sehenswürdigkeiten, wie den Eiffelturm, das Empire State Building.

Wenn ich an diesen Begriff denke kommen mir sofort zwei Personen in den Sinn. Die zukünftige Erbin des Hilton Vermögens, Paris Hilton und das zweitjüngste Mitglied des Kardashian-Jenner Clans, Kim Kardashian.

Paris Hilton (Source: https://www.google.it/search?q=paris+hilton&client=firefox-b-ab&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwiEl9b_wufTAhVNLFAKHaPPCmAQ_AUICigB&biw=1440&bih=705#imgrc=hngsDpnyUGdi4M:)

Paris Hilton sieht sich als Modedesignerin, Fotomodell, Sängerin, Schauspielerin und Unternehmerin. Ihr „Können“ als Schauspielerin zeigte sie erstmals als weibliche Protagonistin eines privaten Sexvideos, das als „1 Night in Paris“ kommerziell vertrieben wurde. Wie schafft es Paris Hilton aber immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken? Mit ihrem schillernden Lebensstil und ihren provozierenden Auftritten zieht sie bewusst das Medieninteresse auf sich und nutzt diesen Umstand zur Selbstvermarktung. Im Jahre 2005 wurde sie vom Musiksender VH1 mit dem Titel „It-Girl des Jahres“ ausgezeichnet. Doch nicht alles was glänzt, ist auch Gold. Paris Hilton reißt auch mit negativen Schlagzeilen die Aufmerksamkeit an sich. Im September 2006 wurde Paris Hilton wegen Trunkenheit am Steuer der Führerschein entzogen. Ende Februar 2007 wurde Hilton erneut von Polizisten angehalten, man stellte fest, dass sie ohne gültige Fahrerlaubnis hinter dem Steuer saß und damit gegen die Bewährungsauflagen verstoßen hatte. Sie wurde zu 45 Tagen Gefängnis verurteilt. Besonders durch solche Schlagzeilen schafft es Paris immer wieder auf die Titelseite jeglicher Klatschzeitschriften.

Als das Internet den Durchbruch schaffte hatten die Menschen nun plötzlich eine riesige Auswahl an neuen, individuellen Inhalten, die durch die Macht der Massenmedien gesteuert wurden. Reality Shows und Serien wurden bekannt. Es war eine kostengünstige Möglichkeit, die gelangweilten Massen mit unerhörten Inhalten in Echtzeit zu unterhalten. Im Jahre 2007 entschied sich schlussendlich auch die Kardashian Patchwork Familie ihr Privatleben und ihren Alltag zu filmen. So entstanden die ersten Folgen der Familien-Reality-Soap „Keeping Up with the Kardashians“ .

v.l.n.r: Kylie Jenner, Kourtney Kardashian, Kim Kardashian, Khloé Kardashian, Kendall Jenner; Mitte: Kris Jenner/Keeping Up with the Kardashians/ Source: https://www.google.it/search?q=keeping+up+with+the+kardashians&client=firefox-b-ab&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjEjp_8xefTAhVNaVAKHRTKD74Q_AUICigB&biw=1440&bih=705#imgrc=GF5NqB1o0xiahM)

Im Mittelpunkt stehen die Schwestern Kim Kardashian, Khloé Kardashian, Kourtney Kardashian, deren Halbschwestern Kendall und Kylie Jenner, Mutter Kris Jenner und Caitlyn Jenner. Der Ruhm im Fernsehen und in den Medien ist der Patchwork Familie noch lange nicht genug. Sie weiten ihr Imperium auch auf die Sozialen Netzwerke aus. Mehrere hundert Millionen Follower erreichen die Geschwister derzeit zusammen. Allein im Bilder-Netzwerk Instagram hat Kim Kardashian jetzt die Marke von 73 Millionen Followern geknackt. “In Instagram wird nicht allzuviel Text erwartet, sondern es reichen auffällige Fotos”, erklärt Blogger und Social-Media-Experte Matthias Lange. Diese schießt Kim Kardashian überall von sich und postet eifrig ihre Selfies. Sie postet sie ganz nach dem Motto: „Sex sells“. Kaum jemand kennt nicht das Foto von Kim Kardashians eingeölter, prominenter Kehrseite aus dem Paper-Magazine. Die Bild-Zeitung beschreibt Kim´s Hinterteil als: „Dieser Arsch ist jetzt Kunst“. Immer wieder werden hüllenlose Bilder von Kim veröffentlicht. Erst vor kurzem belohnte sie ihre Follower mit Busen-Selfies. Problematisch ist dabei, dass genau jene Leute, die sich halb nackt in den Netzwerken präsentieren als „Influencer“ agieren. Influencer (von engl. to influence: beeinflussen) ist ein um 2007 entstandener Begriff für eine Person, die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens in den sozialen Netzen „marketingmäßig“ interessant ist. Sie nutzen ihre Macht um Menschen zum Kauf bestimmter Waren zu veranlassen oder sie in eine bestimmte Richtung zu lenken. Sie sind regelrechte Meinungsführer und die Angesprochenen agieren als Konsequenz folgendermaßen: „Was der Influencer empfiehlt, wird schon gut sein!“

Warum aber folgen Menschen Persönlichkeiten wie Paris Hilton oder Kim Kardashian auf Schritt und Tritt, vergöttern diese und machen sie so zu dem was sie sind? Die Antwort scheint simpel. Weil wir es ihnen ermöglichen, weil wir das so wollen und brauchen! Suchen wir also nach „Schuldigen“ für das Phänomen „famous for being famous“, so müssen wir bei uns selbst beginnen.

--

--