Today is a Fresh Start

Clemens
Buffl
Published in
4 min readJan 31, 2016

Na, wie produktiv war deine letzte Woche? Alle Todo’s abgehakt und alle Ziele erreicht? Nein? Macht nichts: Heute fängt eine neue Woche an und damit eine neue Möglichkeit alles besser zu machen. Was zugegebenermaßen etwas banal klingt hat tatsächlich einen interessanten psychologischen Hintergrund, der deinen Arbeitsalltag produktiver machen kann.

Möglicherweise kennst du diesen Effekt bereits. Er ist spürbar zu Beginn eines neuen Jahres, wenn wir uns neue Ziele stecken und uns vornehmen schlechte Gewohnheiten abzulegen. Es scheint, als würde die Aussicht auf ein neues, noch unverbrauchtes fehlerfreies Jahr voller Möglichkeiten unsere Motivation steigern Dinge anzugehen, die uns besonders schwer fallen. Dieses Phänomen nennt die US-amerikanische Wissenschaftlerin Kathrine Milkman den “Fresh Start Effect”.

In einer Studie aus dem Jahr 2013 untersuchte die Verhaltensforscherin und ihre Kollegen in drei Experimenten, welche Zeitpunkte besonders günstig scheinen um sich seiner Ziele anzunehmen. In ihrem Modell gehen sie davon aus, dass sich unsere zeitliche Wahrnehmung in verschieden Abschnitte unterteilt. Diese Abschnitte werden getrennt durch bestimmte Meilensteine (,,temporal landmarks”). Meilensteine zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich besonders vom restlichen Alltag abheben. Solche Zeitpunkte sind beispielsweise wichtige persönliche Ereignisse oder das Erlebnis etwas zum ersten mal zu tun. Häufiger jedoch kalendarische Zeitpunkte wie der Beginn eines Tages, einer Woche, eines Monats oder soziale Konstrukte wie der Beginn eines Schuljahres oder Studiensemesters.

Weiter gehen die Forscher davon aus, dass wir uns selbst als Vergangenheits-, Gegenwarts- und Zukunfts-Ich wahrnehmen und diese miteinander vergleichen. Dabei scheinen wir meistens Fehler aus unsere Vergangenheit von von unserem Gegenwarts-Ich zu entkoppeln und davon auszugehen, dass wir uns über die Zeit weiterentwickeln (beipsielsweise, dass wir klüger, disziplinierter oder weiser werden). Dementsprechend tritt bei einem neuen Meilenstein das Gefühl ein, dass Fehler aus der Vergangenheit zum vergangenen Zeitabschnitt gehören und wir im neuen Abschnitt eine neue Möglichkeit haben diese nicht wieder zu begehen. Des Weiteren unterbricht das Eintreten eines ,,temporal landmarks’’ unsere Konzentration auf die tägliche Routine und rückt den Fokus auf das Erreichen unserer Ziele. In diesem Zustand soll — so die These — die Motivation am Höchsten seine neuen Ziele anzupacken.

Dieses Modell wird in der Studie durch Daten aus den drei Experimenten untermauert. Im ersten Versuch wurde untersucht zu welchen Zeitpunkten Googe-Nutzer besonders häufig nach dem Begriff “diet” gesucht wird. Im zweiten Versuch wurden die Zeitpunkte und die Workout-Dauer von Fitnessstudiobesuchern ausgewertet. Im letzten Experiment werteten das Team Daten der Webseite stickk.com aus, auf welcher sich Nutzer selbst Ziele stecken können. Alle drei Experimente untermauerten die Thesen der Studie.

Hieraus ergeben sich eine Reihe interessanter Ansätze wie wir unseren Alltag strukturieren können:

1. Setze wichtige Ziele auf wichtige Meilensteine
Die naheliegenste Idee ist natürlich langfristigen Ziele auf besonders prägnante Meilensteine wie Neujahr, Geburtstag, Studienbeginn oder ein neues Semester zu legen. Idealerweise verfasst du dabei deine Ziele so konkret wie möglich.

2. Setze dir eigene Meilensteine
Nicht immer gibt der Kalender oder Semesterplan den passenden Zeitpunkt für einen Neuanfang vor. Es kann sinnvoll sein sich eigene Zeitpunkte,wie etwa der Beginn der 2. Hälfte des Semesters, rauszusuchen.

3. Werde dir der Meilensteine bewusst und intensiviere sie
Weißt du wann der Frühling beginnt? Nein? Auf der Nordhalbkugel der Erde beginnt der metereologische Frühling am 1. März. Es gibt eine Reihe von kalendarischen Meilensteinen denen wir uns oft nicht bewusst sind. Zugegebenermaßen haben dieses oft keinen direkten Einfluss auf unseren Alltag, doch es kann nützlich sein dir mehr über solche Zeitabschnitte bewusst zu werden und ab und zu einen Blick auf einen Kalender zu werfen.
Andere Meilensteine wie etwa ein Montagmorgen kommen so häufig vor, dass wir sie (besonders in arbeitsintensiven Zeiten z.B. der Lernphase vor wichtigen Klausuren) weniger intensiv wahrnehmen. Kleine Rituale können hier Abhilfe schaffen. Beginne die Woche mit der Erstellung eines Wochenplans und lass dich nicht demotivieren von nicht erreichten Zielen aus der vergangenen Woche.

Auch wenn wir uns den “Fresh Starts Effects” bewusst sind, so ergeben sich doch auch Probleme bei der Umsetzung die ich kurz erwähnen möchte.

Setze nicht zu viele Meilensteine
Wie ich bereits erwähnt habe werden häufige Meilensteine weniger intensiv wahrgenommen. Dementsprechend solltest du es vermeiden dir zu viele Zeitpunkte zu setzen.

Setze keine unrealistischen Ziele
Auch wenn wir scheinbar dazu tendieren Fehler aus der Vergangenheit unserem Vergangenheits-Ich zuzuschreiben, so wird doch immer ein wenig Demotivation mitschwingen wenn wir unsere Ziele krachend verfehlen. Deswegen bleib realistisch und stecke dir Ziele die du auch tatsächlich schaffen kannst.

Hör auf, deine Aufgaben aufzuschieben!
Dein Wissen um den Fresh Start Effect sollte kein Anlass dafür sein deine Aufgaben aufzuschieben. Also los jetzt!

The Fresh Start Effect: Temporal Landmarks Motivate Aspirational Behavior (2013)

http://pubsonline.informs.org/doi/abs/10.1287/mnsc.2014.1901
Hengchen Dai
Katherine L. Milkman
Jason Riis

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