Post Corona Consumerism — Gesellschaft & Retail im Wandel

Wie Kunden in Zukunft ticken und welche Maßnahmen jetzt wichtig sind, um relevant zu bleiben.

LIGA2037
Business Bites
6 min readApr 23, 2020

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Viele Reihen schwarzer Stühle hintereinander.
Source: Unsplash | Jonas Jacobsson

Die ganze Welt steht aktuell gemeinsam vor der großen Frage, in welcher neuen Realität wir in Zukunft tatsächlich leben werden. In Zeiten der Unsicherheit ist für den internationalen Handel eines absolut sicher: Je früher sich Retailer mit den veränderten Bedürfnissen und Verhaltensweisen der Konsumenten vertraut machen, desto größer wird ihr Vorsprung in der Welt nach Corona sein. Denn nur wenn Unternehmen genau wissen, wie der Post-Corona Kunde tickt, werden sie überleben können.

Die Strategie-Experten unserer Consulting Company LIGA2037 haben sich im aktuellen White Paper „Der Konsument Post Corona“ umfassend mit der Frage beschäftigt, mögliche Szenarien entwickelt und gegenübergestellt, wie wir in Zukunft zusammenleben, einkaufen, arbeiten oder reisen werden. Weiter umfasst das White Paper ein Canvas, welches als Ideation und Working Tool zur Entwicklung individueller Zukunftsszenarien für Unternehmen und Brands supported.

Wir haben hier einige Take-Aways kurz zusammengefasst.

Man sieht vier Personen von hinten, die auf Barhockern sitzen und auf die Skyline von einer Stadt schauen.
Source: Unsplash | Christian Battaglia

Sozialverhalten — Cosmopolitan Communities vs. Social Cocooning

Der soziale Entzug im Szenario eins führt durch die räumliche Isolation dazu, dass die Gesellschaft jetzt die Quality Time nachholt, auf die während der Krise lange verzichtet werden musste: Nach Physical Distancing haben nun Zeit mit Freunden, gemeinsame Erlebnisse und direkter Austausch erste Priorität. Communities, auch länderübergreifend, sind wichtiger denn je und der Value digitaler Services bemisst sich anhand deren Unterhaltungs- und Socializing-Performance. Im konträren Szenario zwei hat die Isolation zu einem Umdenken im Umgang miteinander geführt: Wir treffen uns in Micro-Tribes — kleinen geschlossenen Freundes- und Familienrunden. Die Gesellschaft lebt so einen viel intensiveren Zusammenhalt und entwickelt sich zu einer bewussteren Gemeinschaft. Social Media wird nur noch für Verabredungen genutzt — unser direktes Umfeld und unser Zuhause ist die neue Safe Zone.

Konsumverhalten — Hedonismus vs. Minimalismus

Das Szenario eins beschreibt den Hedonismus als oberste Maxime für die eigene Bedürfniserfüllung. Dem reduzierten Lifestyle der letzten Wochen steht nach der Krise das genaue Gegenteil als neue Norm entgegen: Wir kaufen wieder ein (Revenge Buying), besuchen Restaurants und Bars und erleben Entertainment endlich wieder so, wie wir es vor Ausbruch der Pandemie kannten — nur in noch intensiverer Form. Je mehr Konsum, Genuss, Unterhaltung und Erlebnisse, desto besser und selbstverwirklicht fühlen wir uns. Same-day-delivery und inspirierende Shopping Experiences sind unabdingbar. Im Kontrast dazu steht im entgegengesetzten Szenario der neue entschleunigte Mindset: jede Neuanschaffung wird rational hinterfragt, Besitz wird reduziert, Dinge eher selbst repariert. Konsum wird unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit neu bewertet. Das Hashtag #supportyourlocals schafft den Sprung in die neue Wirklichkeit und wir kaufen nur noch dann online ein, wenn Dinge im physischen Store nicht vorhanden sind.

Arbeitswelt — Flexibilität vs. Sicherheit

Ein Stuhl, der vor einem Schreibtisch steht.
Source: Unsplash | Analia Baggiano

Das persönliche Verhältnis zum eigenen Job wurde in den vergangenen Wochen oft auf den Prüfstand gestellt. Das Szenario eins beschreibt einen Arbeitnehmer, der Sicherheit, Loyalität und lineare Karriere nicht auf seine oberste Priorität setzt. Was jetzt zählt, sind flexible Arbeitsmodelle, Work-Life-Balance, Remote Work, Teilzeit- oder Tandemstellen und Weiterbildungsangebote, denn das Leben ist zu kurz für Routine und Stillstand im Beruf. Co-Working Spaces sind der neue Hangout-Spot. Im Gegensatz dazu beschreibt das Szenario zwei den Arbeitnehmer, der eine neue Wertschätzung für seinen Job entwickelt; denn berufliche Sicherheit steht jetzt an erster Stelle. Auch traditionelle Jobs erleben in dieser Perspektive ein Comeback und die Sinnhaftigkeit der Aufgaben ist wichtiger als das Gehalt. Die Nähe zum Arbeitsplatz hat oberste Priorität, Homeoffice ist der neue Standard.

Reiseverhalten — Global vs. Local

Eine Frau von hinten, die durch eine Straße läuft, in der Marktstände an der Seite sind und asiatische Schriftzeichen.
Source: Unsplash | Airam Dato

Das Reiseverbot hat zuletzt dafür gesorgt, dass Menschen über Wochen zuhause festsaßen. Im ersten Szenario führt dies dazu, dass gecancelte Reisen sehnsüchtig nachgeholt werden und die Neugier auf fremde Länder steigt. Wir buchen Fernreisen und teilen unsere Erlebnisse mit der Social Media Community. Pauschalurlaub war gestern; heute zählen Überraschung und Individualität. Der Erlebnischarakter definiert dessen Erfolg. Andererseits haben viele Menschen den Reiz ihrer Umgebung neu schätzen gelernt und machen ab sofort öfters Auszeiten im eigenen Zuhause und regionalen Umfeld. Im Szenario zwei denkt der Reisende also nachhaltiger und fährt nur noch in den Urlaub, wenn die Ziele mit dem Zug oder Fahrrad erreichbar sind. Gartengrundstücke werden beliebter und wir nutzen die freie Zeit, um uns bei lokalen Projekten zu engagieren.

Neue Wege, viele Potenziale: Und so funktioniert’s.

Der Wandel des neuen gesellschaftlichen Verhaltens hat großen Einfluss auf das künftige Shopping-Verhalten und die Erwartungshaltung von Kunden an Brands. Wichtig ist vor allem, sich auf beide Szenarien gedanklich einzulassen, um so ein ganz eigenes Zukunftsbild zu kreieren. Retailer müssen jetzt schnell handeln und Antworten auf folgende Fragen finden:

Wie ändert sich die Interaktion mit Kunden? Welches Produktsortiment ist relevant und welche Markenwerte wollen wir glaubhaft verkörpern?

An einer Wand kleben Post-Its. Ein Finger zeigt darauf.
Source: Unsplash

Aktuell ist schnelles Handeln gefragt. Unternehmen dürfen aber nicht Gefahr laufen, in Aktionismus zu verfallen und sich in reaktiven Maßnahmen zu verlieren. Kurzlebige Maßnahmen in Form von Quick Wins sollten dabei unbedingt von den langfristigen strategischen und operativen Zielen abgeleitet werden. Zum Beispiel:

A) Kunden-Nähe als Zukunfts-Booster

Um die eigene Strategie sinnvoll und erfolgsbringend zu optimieren, müssen Unternehmen jetzt eine klare Haltung kommunizieren und mit eindeutigen Botschaften und konkreten Leistungsversprechen an die Kunden herantreten. Um die Erwartungen der Kunden besser zu verstehen, sind Marktanalysen und Kundenbefragungen unverzichtbar. Auch die Markenwerte stehen jetzt auf dem Prüfstand und müssen bei Bedarf entsprechend geschärft und verändert werden. Was Kunden jetzt schätzen, ist eine ehrliche und offene Markenkommunikation: Was hat das Unternehmen aus der Krise gelernt und welche entsprechenden Maßnahmen sind jetzt geplant?

B) Phygital Point of Sale

Auch operativ gibt es viele Möglichkeiten, sich für die Zeit nach der Krise zu wappnen. Die Rolle des physischen Point of Sale wird sich verändern und muss grundlegend neu gedacht werden. Da die Menschen zuletzt verstärkt online shoppten, wird die Verknüpfung und Verschmelzung digitaler und physischer Touchpoints wichtiger denn je. Neue innovative Service-Angebote könnten in Zukunft eine reibungslose Customer Journey sicherstellen. Die Produkte spielen dabei ebenfalls eine große Rolle: Kunden werden vermehrt Wert darauflegen, woher ihre Produkte kommen und — abhängig vom Szenario — ob sie nachhaltig produziert wurden.

Next Step: Future proof your business.

Das zum White Paper entwickelte „Strategie Szenario Canvas“ hilft dabei ein individuelles Zukunftsszenario zu entwickeln, um daraus abzuleiten, welche kurz- und langfristigen Auswirkungen der neue Customer Mindset auf das eigene Unternehmen hat und welche strategischen und operativen Handlungs-Potenziale sich für die Zeit während und nach der Corona-Krise ergeben. Das Working Tool bietet eine Step-by-Step Anleitung und soll Companies helfen, das veränderte Kundenverhalten direkt aufs eigene Business zu übertragen.

Get the full scope: Hier geht’s zum White Paper „Der Konsument Post-Corona” und zum Working Tool, dem Szenario Canvas.

Hier geht’s zur englischen Version dieses Artikels.

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