Der Mythos Fadenzahl — wie er unsere Bettwäsche beeinflusst

Ich habe 18 Monate damit verbracht Bettwäsche zu entwerfen… und habe dabei ein paar interessante Dinge gelernt.

Brit Kleinman
Casper Design Lab
3 min readDec 19, 2016

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Über ein Jahr lang habe ich bei Casper Bettwäsche entworfen und musste feststellen, dass viele Produkte entweder gut aussehen oder gut funktionieren. Bettwäsche ist ein Paradebeispiel, bei der oft eine hohe Fadenzahl angepriesen wird. Sie soll die Laken besser machen — hochwertig und luxuriös. Viele Firmen produzieren deshalb Bettwäsche mit 1000er Fadenzahlen. Mit der eigentlichen Qualität oder Funktionalität der Stoffe hat das nichts zu tun. Dies bedeutet lediglich, dass die Laken dichter und schwerer sind. Wir haben im Labor getestet, wie Fadenzahlen unser Schlaf beeinflussen und wie hoch die optimalste Zahl für traumhafte Nächte wirklich ist.

Normalerweise stellen Firmenvertreter bei der Produktion von Bettwäsche eine Liste von Kriterien zusammen, die sich gut verkaufen lassen. Zu den Verkaufsschlagern gehört neben hoher Fadenzahlen auch Baumwollsatin oder Knitterschutz. Entsprechende Stoffe werden dann in großen Mengen beim Lieferanten bestellt. Was nicht berücksichtigt wird ist: Knitterschutzchemikalien bauen mit jeder Wäsche ab. Baumwollsatin fühlt sich anfangs weich an, verliert aber ebenfalls schnell an Qualität. 1000er Fadenzahlen können nur durch quer eingewebte Textilstränge erreicht werden. Frei nach dem Motto hauptsache es lässt sich vermarkten — ohne Rücksicht auf Sanftheit, Komfort oder Funktion.

Da bei Casper guter Schlaf im Vordergrund steht, hatte ich die Chance, Bettwäsche aus einer neuen Perspektive zu designen. Mit Sensoren an einer Testbettdecke habe ich nachts den Feuchtigkeitsgehalt unter der Decke gemessen. Je nach Typ und Fadenzahl schwanken die Ergebnisse um bis zu 70%. Eine zu hohe Fadenzahl macht die Bettwäsche weniger atmungsaktiv. Die richtige Anzahl hingegen unterstützte die kontinuierliche Luftzirkulation. Nach vielen Experimenten sind wir dann bei der optimalen Fadenzahl gelandet. Sie hilft dem Körper, die ganze Nacht eine angenehme Temperatur zu behalten. Die Zahl ist aber weit vom tausender Bereich entfernt. Um der Sache noch weiter auf den Grund zu gehen, haben wir auch verschiedene Materialien getestet.

Selten sieht man die Fasern, aus denen Bettwäsche hergestellt wird. Diese hier gehören zu den längsten der Welt und wurden auch in dem Casper Laken verarbeitet.

Wir wollten uns auch beim Material auf ideale Funktionalität und gutes Aussehen fokussieren. Deshalb konnte ich mich auch auf extralange Fasern konzentrieren, die sonst kaum beachtet werden. Denn handelsübliche Bettwäsche wird meistens aus einem Garn mit kürzeren Fasern hergestellt. Diese sind zwar kostengünstiger, aber schaffen eine filzige Oberfläche. Lange Fasern hingegen erzeugen ein Gefühl von Sanftheit — also genau das, was man sich wünscht. Für die Casper Bettwäsche haben wir natürliche und künstliche Fasern getestet. Letztendlich habe ich mich für eine der längsten Fasern der Welt entschieden — mit der optimalen Fadenzahl.

Das Resultat meiner 18-monatigen Arbeit ist eine Schlafgarnitur, bei der jeder Bestandteil getestet und sorgfältig ausgewählt wurde. Die Bettwäsche ist weich, naturbelassen und lässt dich besser Schlafen. Im Gegensatz zu anderen Laken wird sie mit der Zeit immer noch besser. Falls du wissen willst, wie sie geworden sind, kannst du hier nachschauen.

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Brit Kleinman
Casper Design Lab

Brit ist eine Designerin bei Casper. Ihr Fokus auf die Bedürfnisse der Menschen lässt sie sowohl zweckmässige, als auch gut aussehende Produkte entwerfen.