Krishnamurti’s Aussage: „Der Beobachter ist das Beobachtete.“

Chili Prepper
Chili Prepper’s Sauce
10 min readSep 17, 2023

„Der Beobachter ist das Beobachtete“, ist einer der tiefgründigsten Sätze, die Jiddu Krishnamurti je geäußert hat. Dazu ist es vielleicht der wichtigste Satz, für die Menschheit, den jemals ein Mensch gesprochen hat. Das Verständnis dieses Satzes ist essenziell, wenn man einen tiefen Einblick in seine eigene Psyche haben möchte.

Der Schriftsteller David Moody, ist ein ehemaliger Lehrer, wie auch ein früherer Direktor einer Krishnamurti Schule und dazu hat er auch drei Bücher über Krishnamurti veröffentlicht. Dieser zählt Krishnamurtis Satz zu seiner charakteristischen, epigrammatischen Aussage, die zentral und eine als alles überragende Einsicht am Kern seiner Philosophie.

Wobei, „Der Beobachter ist das Beobachtete“, auch ein Satz ist, den man leichtfertig abtun könnte, als eine weitere kryptische Aussage eines Philosophen, von denen man die meisten eh und je nicht versteht. Aber auch eigentlich keinen Grund hat, daran etwas zu ändern. Krishnamurti hat dazu, verglichen mit den anderen berühmten Philosophen der Menschheitsgeschichte, auch nicht diesen Bekanntheitsgrad anderer Denker erreicht, die einem, wenigstens vom Namen her, geläufig sind.

David Bohm, 1917–1992, Wikipedia

Aber im Gegensatz dazu gibt es Menschen wie David Bohm, ein Physiker, der sich ein Leben lang mit theoretischer Physik und Quantenphysik auseinandergesetzt hat und diesen Satz so spannend fand, weil er darin einen Bezug zur Quantenphysik sah.

Daraus erwuchs zwischen Bohm und Krishnamurti eine lebenslange Freundschaft, mit zahlreichen Treffen und Gesprächen, in denen die zwei versuchten, durch forschendes Denken, den Geheimnissen des Universums auf die Spur zu kommen. Diese Gespräche, oft metaphysisch und transzendent, wurden auch teilweise in Buchform veröffentlicht.

Das ist wohl ein anschauliches Beispiel dafür, wie Sätze Leben verändern können und das war etwas, wofür Krishnamurti gut war. Denn er konnte das Leben und die Gesellschaft von außen betrachten, aus einer Position der Freiheit heraus. Anders ausgedrückt; Krishnamurti war frei von der ewig drehenden Matrix, die unaufhörlich unser tief konditioniertes Bewusstsein prägt.

Krishnamurtis geistige Fähigkeiten lassen viele von uns sprachlos und verblüfft zurück. Fragend hauptsächlich, was dazu gehört, um solche Beobachtungen der Geisteswelt machen zu können. Wie man solch einen tiefen Einblick in die Fakten unseres Lebens haben kann. Das Vermögen dazu, das Bewusstsein des Menschen auseinander zunehmen, wie ein Uhrwerk, sich die einzelnen Teile anzusehen und alles in seiner Komplexität zu verstehen. Dazu konnte er auch das Transzendente erfassen und verstand es, dies alles angemessen zu artikulieren und viele von uns fühlen sich hier bei Krishnamurti an ein Mysterium erinnert.

Dies lag daran, dass der ehemalige, sogenannte Weltenlehrer, nicht fragmentiert war, bei ihm war keine Trennung von Beobachter und Beobachteten vorhanden.

Natürlich sind die meisten von uns mit Mysterien konfrontiert, die wir nicht verstehen. Doch erachten wir diese Mysterien auch oft als selbstverständlich und sind diese gewohnt und unser Leben geht dennoch weiter. Aber auch die Mysterien fühlen sich von unserer Unwissenheit nicht gestört und unbeeindruckt davon, ziehen sie ihren Weg.

Wie auch unsere geistigen Probleme weitergehen und das ist, weil wir nicht verstehen, dass der Beobachter das Beobachtete ist. Um diese Aussage zu verstehen, müssen wir ein neues Gebiet, um nicht zu sagen eine neue Dimension, in unserer Psyche entdecken.

In dieser Dimension lebt Krishnamurtis Aussage zusammen mit einer großen, dicken Katze, die Simplicissimus genannt wird. Diese Katze hat all die Zeit der Welt und sieht uns an, mit halbgeöffneten Augen und mit ungetrübter Achtsamkeit. So achtsam, dass Menschen, wenn sie diesen Blick bemerken würden, nicht begreifen könnten, wie das möglich ist. Sie verständen es nicht, weil jemand, der im Nebel aufgewachsen ist, nicht weiß, wie es ist, mit Sicht zu leben.

Wenn wir diese Katze fragen würden, was ist ihr Zugang zu ihrem Bewusstsein, würde sie nur mit den Augen blinzeln. Und wir wüssten, in ihr ist nicht etwas, was Zugang haben kann und wie auch nicht etwas ist, zu dem man Zugang haben kann.

Sie ist einfach! Sie ist einfach nicht selektive Achtsamkeit. Während wir auf einer vollkommen verschiedenen Ebene als diese Katze leben, ist es ein wesentlicher Punkt für uns Menschen, wie man Zugang zu seinen Thematiken, Problemen oder zu der eigenen Psyche finden kann. Was übrigens eines der Hauptthemen war, mit denen sich Jiddu Krishnamurti beschäftigt hat.

Passionsblume

Wie man Zugang zu Krishnamurtis Lehre bekommt?

Natürlich war es ein Thema für diesen Philosophen, wie man Zugang zu
seiner Lehre haben kann. Krishnamurti fortan nur K genannt, war darauf fokussiert, seinen Zeitgenossen zu ermöglichen, sich zu verstehen und ihnen den richtigen Zugang zu ihrem Bewusstsein und zu ihren Problemen und Themen zu weisen. Es klingt überraschend, aber Zugang zu seinem Bewusstsein zu bekommen, ist ähnlich wie Zugang zu K’s Lehre zuhaben.

Zugang zu Krishnamurtis Lehre zu haben, ist wie Zugang zu sich selbst zu haben.

Wie könnte es sonst sein? K zu verstehen ist wie sich selbst zu verstehen. Es besteht da kein Unterschied darin, es ist wie K’s Satz: „Das Innere ist das Äußere“.

Das Innere ist das Äußere, ist ein Satz, den er oft benützte, um zu beschreiben, wie das Bewusstsein des einzelnen Menschen bezogen zum Kollektiv oder zum Weltgeschehen ist, etwas, was wir als Äußeres wahrnehmen.

Es muss dazu gesagt werden, dass K niemals so etwas wie eine Liste oder Instruktionen vorgab, wie man ihn zu verstehen hätte.

Dafür brachte es Walter Bernotat, der die Einführung zu dem Buch „Anders Leben“, schrieb, relativ gut auf den Punkt. Es ist das Buch, in welchem K 18 außergewöhnliche Diskussionen mit Alan W. Anderson hat. Diskussionen, die einen Bogen spannen über das Leben und den Tod und die Dinge des Bewusstseins, die dazwischen von Bedeutung sind.

Bernotat dazu:

Obwohl keine Methode zu Krishnamurtis Lehre angegeben werden kann, weil jeder Übergang individuell ist, gibt es doch Voraussetzungen, sozusagen ein Fundament, nämlich große Sensibilität, hohe Intensität und nichtselektive Präsenz.

Auch wenn es nicht gleich um eine Transformation gehen muss. Ohne große Sensitivität, hohe Intensität und nicht-selektives
Gewahrwerden werden wir kein großes Verständnis von K’s Lehre gewinnen und unsere Bemühungen werden mehr oder
weniger fruchtlos bleiben und vielleicht sogar drohen umsonst zu sein.

Das bedeutet, dass hier die Gefahr besteht, dass das Verständnis von K’s Lehre nur ein intellektuelles Verständnis bleibt und vielleicht nicht einmal das erreicht wird.

Wie hat K seine Behauptung „Der Beobachter ist das Beobachtete“ erklärt.

Selten fühlte er sich genötigt zu erklären, dass er damit nicht meint, wenn man einen Baum sieht, dann wird man zu einem Baum, was auch ein ziemlich dummer Gedanke wäre.

Es ist aber klar, dass vieles, was wir in anderen beobachten, darauf basiert, wie wir die Welt sehen und wie unsere persönlichen Einstellungen sind und hier sind wir zurück bei der Aussage, „Das Äußere ist das Innere“. Unsere mentale Einstellung diktiert, was wir in der äußeren Welt bemerken.

Dann ist da noch ein anderer Punkt zu dieser Aussage. Wir sind unser Bewusstsein, wir sind nicht getrennt davon. Unser Bewusstsein ist der Kern unseres Seins.

K führt dann weiter aus, dass der Inhalt unseres Bewusstseins, unser Bewusstsein ist, mit all dem Guten und Schlechten, mit dem es vom Leben bedacht wurde. Der Denker besteht aus diesem Inhalt, genau wie seine Gedanken, er ist der Inhalt des Bewusstseins.

Wenn der Denker und seine Gedanken aus dem gleichen Material bestehen, dann müssen sie gleich oder zumindest ähnlich sein. Aber was sind die Konsequenzen aus dieser Schlussfolgerung und wieso ist sie so wichtig?

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Was ist das Problem mit dem Nichtverstehen von, „Der Beobachter ist das Beobachtete“?

Das zu erkennen ist von essenzieller Wichtigkeit, denn weil wir hier auf unseren Verstand hereinfallen, welcher uns hier mit einem Trick in die Illusion führt.
Diese Trennung zwischen Beobachter und Beobachteten ermöglicht ihm, zu der Schlussfolgerung zu kommen, dass hier Material ist, mit Material ist hier psychisches Erlebtes und alte Gedanken gemeint. Aufgrund dieses Materials hat der Beobachter nun Einflussmöglichkeiten, also etwas, mit dem er arbeiten kann.

Der Beobachter oder der Analysierende hat jetzt die Möglichkeit, dieses Material zu untersuchen, es in Verhältnis zu setzen, davor zu flüchten, es zu ignorieren und es zu verdrängen.

Eine Analyse bedeutet bei einem neurotischen Menschen dann, dass dieser auf seine Neurose herabschauen und vorgeben kann, dass er ein neutraler Betrachter ist. Ein neutraler Beobachter, der das neurotische Material betrachtet, um es zu verstehen und das natürlich in der Absicht, um sich von diesem Material zu befreien.

Während es eine Tatsache ist, dass der Analysierende neurotisch und alles andere als der unabhängige Beobachter ist, der er vorgibt zu sein und
somit in einem Prozess gefangen ist, in dem es ihm an Überblick fehlt, sich
davon zu lösen.

K beschrieb es oft mit Gier oder ähnlichen Eigenschaften. Die Gier, die wir in uns wahrnehmen, liegt nicht dort, wo wir denken, dass sie liegen würde. Gier ist Teil von dem Zentrum, sie ist Teil von unserem Kern, von dem heraus wir sie betrachten und nicht außerhalb von uns, auf das wir herabblicken können.

Aber wie können wir sonst unseren Problemen begegnen? Wenn wir nicht
getrennt vom neurotischen Material sind, wenn wir das neurotische Material sind, dann bedeutet das, dass wir nichts machen können. Es bedeutet, dass wir es uns nur anschauen können und abgesehen davon, dieser Situation ausgeliefert sind.

Aber das bedeutet auch, dass in diesem Anschauen, die Dualität von
Beobachter und Beobachteten endet. Wie auch der Konflikt zwischen den beiden.
Und mit der Beendigung dieses Konfliktes haben wir mehr Energie, weil wir uns und die Energie nicht mehr zwischen zwei Polen aufreiben. Wenn wir diese Pole wirklich wahrnehmen und auch diesen Konflikt, der damit einhergeht, bemerken wir die Sinnlosigkeit unseres Unterfangens Kontrolle auszuüben.
Wir können dann diesen Konflikt aufgeben, weil wir verstehen, dass er
keinen Sinn ergibt, wie er auch ein Prozess ohne Ende ist und deswegen nicht mehr weiterverfolgt werden muss.

Wie sollte man diese Erkenntnis anwenden oder was ist damit zu tun?

Während K oft Bemerkungen äußerte, die sich zunächst unverständlich anhören, ist doch oft oder immer ein Verständnis möglich. Wobei „Der Beobachter ist das Beobachtete“ nicht einmal einer seiner schwer verständlicheren Behauptungen ist. Dieser Satz ist relativ einfach zu verstehen, was schwer daran ist, ist ihn integrativ und nicht nur intellektuell zu verstehen.

Ferner besteht kein Bedarf, diesen Satz formelartig anzuwenden, denn einmal verstanden, löst er den Zwiespalt zwischen Beobachter und Beobachteten immer da auf, wo dieser entsteht und das in der Zeit eines Augenblicks.

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Die Schwierigkeit damit ist, so ein entwickeltes Bewusstsein zu haben, ein Bewusstsein, das so gegenwärtig ist, dass es jeden Gedanken, der zum Vorschein kommt, gewahr werden kann. Wachsam, wie ein Adler und nur mit dieser Wachsamkeit, kann man die Konflikte des Geistes richtig und vollkommen lösen.

Nicht immer erklärte K seine Behauptungen bis in das letzte Detail. Er trennte die Juwelen und den Kiesel vom Dreck, aber überließ es oft den Leuten, die Juwelen zu entdecken und herauszuklauben.

Er tat dies, weil wir unsere Entdeckungen machen müssen, wir müssen die Arbeit tun und wir müssen das lernen, um die Experten für unser eigenes Bewusstsein zu werden.

Es war nicht K’s Absicht, die Leute mit fertigen Weisheiten zu füttern.

Er wollte — und wir können annehmen, dass er keine Erwartungen daran hatte, was zumindest etwas war, was er behauptete — dass die Menschen lernen für sich selbst zu sehen. Zu lernen, wie man selbst die Dinge untersucht und selbst zwischen Dreck, Steinen und Juwelen unterscheidet und um das letztgenannten dann so aufpolieren zu können, dass die Juwelen das Licht im eigenen Bewusstsein scheinen lassen.

Das Verständnis von „Der Beobachter ist das Beobachtete“, erlaubt es Menschen einen vollkommen verschiedenen Blick auf das eigene Bewusstsein zu bekommen. Mit diesem verschiedenen Blick, können wir ein Drama beenden, dass wir aus mentaler Unwissenheit aufführen und welches zu einem der größten Konflikte ausartet, an welchen wir uns seltsamerweise gewöhnt haben.

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Die Katze Simplicissimus und das Tier Autorität

K sagte einmal, dass die Wahrheit ein pfadloses Land ist und ich sage, dass dort die Katze namens Simplicissimus lebt.

Wir persönlich sind wohl Lichtjahre von diesem pfadlosem Land entfernt. Für die meisten von uns ergibt es Sinn unsere Gedanken zu unterdrücken, zu analysieren oder nach Möglichkeit ihnen zu entfliehen. Denn so wurden wir von der Gesellschaft konditioniert und so konditionieren wir wieder unsere Kinder. Welche dann so enden, dass sie die gleichen Probleme haben werden, wie ihre Eltern, die auch nicht verstanden, die passenden Antworten auf die Herausforderungen des Lebens zu finden.

Das ist ein Teufelskreis, in dem wir uns Menschen befinden. Es wäre für uns schon ein Meilenstein, wenn wir es fertigbrächten, unseren Kindern zu erklären, dass wir eigentlich keine Ahnung haben, wie der Mensch angemessen auf der Erde lebt. Wenn wir es schon nicht schaffen, ihnen mindestens einmal zu erklären, dass der Beobachter das Beobachtete ist.

Wenn es wahr ist, dass der Beobachter das Beobachtete ist, dann führt uns
das zu der Frage, was in Gottes Namen unser Ich oder Ego ist?

Und das ist eine Frage, die für die meisten von uns Furcht auslöst und
wozu K wahrscheinlich bemerkt hätte: „Furcht ist etwas, was zuerst
verstanden werden muss.“

Aber wer bin ich, dass ich Krishnamurti anderen erkläre? Ich kann
niemanden garantieren, dass ich die Feinheit von K’s Sprache oder vollkommen die Bedeutung der Worte, die er benützt, verstanden habe. Folge dessen weise ich gerne, die, darauf hin, die es genauer wissen möchten, ihn und seine Lehre auf YouTube und in seinen Büchern genauer zu erforschen.

K weigerte sich, als Autorität zu gelten oder so genannt zu werden, er
hatte zu viel Einfachheit in sich. Er hatte zu viel von der Katze Simplicissimus, die im pfadlosen Land der Wahrheit lebt.
Autorität ist das meist vorkommende Tier in unserer Welt. Und Autorität versucht unter allen Umständen in das pfadlose Land der Wahrheit einzubrechen, denn wenn Autorität Wahrheit hat, ist sie allmächtig.

Aber Autorität und das pfadlose Land sind unvereinbar und Autorität kann
machen, was es will, es wird nie in das pfadlose Land der Wahrheit
gelangen, nicht einmal, wenn es all die Zeit der Welt hat.

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Chili Prepper
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Karma is a burning rosette, because of too much Sambal Oelek. I like topics about meditation, zen, psychology, politics and art. Special interest Krishnamurti.