Schluss mit langweiligen Reports!

Tableau-Reports mit eigenen Extensions erweitern

Daniel Eichsteller
Cofinpro
4 min readAug 24, 2018

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Reporting ist aus den Banken nicht wegzudenken, doch die bisher meistverwendete High-End-Reporting-App (Excel) hat Schwierigkeiten, mit den schneller und individueller werdenden Geschäftsprozessen schrittzuhalten. Der BI-Branchenprimus Tableau bietet jetzt mit seiner neuen Extension-API die Möglichkeit, Reports durch eigene Komponenten so interaktiv wie Webanwendungen zu machen.

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Wenn die Vorgesetzten zu Analysten werden

Ein typischer Papier-Report ist statisch, nicht interaktiv und hat einen vordefinierten Detailgrad. Zusätzliche Informationen müssen aufgrund der fehlenden Drill- und Filter-Möglichkeiten aufwändig manuell angefragt und nachgereicht werden. Änderungswünsche werden oftmals handschriftlich auf den Papierseiten erfasst, anschließend eingescannt und zur Bearbeitung delegiert. Doch damit nicht genug: damit Führungskräfte ihren Vorgesetzten und dem Vorstand gegenüber aussagefähig sind, fertigen Abteilungen parallel eigene Reports an, um nicht auf den zentrale Reports warten zu müssen.

Ad-Hoc-Reports zusammenstellen (Tableau)

Der Einsatz von Tableau zur Erstellung von standardisierten und Adhoc-Reports kann diese Probleme lösen, da digitale Reports von Experten aus den Fachbereichen interaktiv erstellt und auf dem Server publiziert werden können.

Nach der Erstellung und dem Ausrollen auf die Server können die Reports in bestehenden Intranet- und Internetportalen veröffentlicht werden. Durch Drill- und Filterfunktionalität beinhalten die Diagramme und Schaubilder dabei deutlich mehr Daten als ihre Vorbilder auf Papier.

Drill-Down in unterschiedlichen Darstellungen (Tableau)

Durch diese Funktionen wird der Konsument bemächtigt, selbst einfache, explorative Tätigkeiten durchzuführen. Dies reduziert die Anzahl der Rückfragen, erhöht die Geschwindigkeit der Informationsvermittlung und ermöglicht es dem Fachbereich, sich auf qualitativ hochwertige Aufgaben und Analysen zu fokussieren.

Mein Tableau, Dein Tableau

Every Analyst ever: Klingt gut? Klar. Aber Tableau hat längst nicht alle Funktionen, die ich für meine Reports brauche.

Tableau: Hold my beer.

Tableau veröffentlicht in Kürze eine neue API, die im aktuellen Beta-Status Entwicklern bereits zur Verfügung steht. Die “Tableau Extension API” soll dazu dienen, eigenentwickelte Webanwendungen in Tableau Reports und Dashboards zu integrieren und diese mit eigenentwickelten Funktionen zu erweitern. Dabei stellt die API Funktionen und Daten der Standard-Anwendung bereit, die von der Webanwendung aufgegriffen und erweitert werden können.

Tableau stellt ein Template bereit, das im Wesentlichen aus einem NodeJS-Server und einigen Samples, sowie der vorgefertigten Integration der Extension API besteht. Um eine eigene Extension innerhalb des Templates zu erstellen, benötigen wir:

  • eine .trex-Datei zur Konfiguration
  • eine HTML- bzw. CSS-Datei zur Definition der Darstellung,
  • und eine JavaScript-Datei zur Implementierung der Funktion.

Die .trex-Datei beschreibt die wesentlichen Eigenschaften der Extension, wie Name, URL und Beschreibung. Sie ist xml-basiert und wird in Tableau später ausgewählt, um die Erweiterung in Tableau zu einem Dashboard hinzuzufügen.

Die Erweiterung selbst kann mit den üblichen Web-Technologien umgesetzt werden: Eine HTML-Datei definiert die Struktur, eine CSS-Datei die Darstellung und eine JavaScript-Datei die Funktionalität. Ebenso ist es möglich, Angular, react.js, oder jedes beliebige Javascript Framework zu nutzen um die Webanwendung zu bauen. Berücksichtigt werden muss dabei nur, dass die Darstellung vom in Tableau integrierten Webkit abhängt. Das klappte mit meiner Angular-5 Test-Anwendung (noch) nicht ohne Probleme.

Um beispielsweise Filter aus Tableau auszulesen und in der Erweiterung anzuzeigen, genügen folgende Funktionen, um die relevanten Informationen aus der API auszulesen:

Tableau-Extension: Filter nachladen

Durch diese Implementierung ist es bspw. möglich, eigene Filter-Anzeigen und -Auswahlfelder zu erstellen, oder völlig neue Funktionalitäten wie Kommentarfunktionen, Chats, Infos aus anderen Systemen oder Ähnliches einzubinden.

Die Erweiterung fügt sich dabei je nach Designvorgaben visuell nahtlos in die Tableau-Oberfläche ein. Sämtliche Informationen sind an einer Stelle verfügbar und können dort auch bearbeitet, kommentiert und korrigiert werden.

Schöner neuer Report

Mit der neuen Extension-API gibt es neue Möglichkeiten, Tableau auch auf spezielle Wünsche anzupassen. Dennoch ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen: Zwar wird die Weiterentwicklung der API von Tableau stark vorangetrieben, doch noch kommt sie bei anspruchsvolleren Anwendungsfällen wie der Integration einer Kommentarfunktion oder die Anpassung an Staging im Enterprise Kontext schnell an ihre Grenzen.

Der Reporting-Markt ist stark umkämpft: Wettbewerber wie Qlik und SAP Analytics Cloud kämpfen, um ihre Marktbedeutung und bestehenden Produktportfolien zu vergrößern, oder aber in neue, innovative Anwendungsgebiete vorzudringen. Es bleibt abzuwarten, welcher Anbieter sich in den Banken am Ende durchsetzen wird, doch eines scheint klar zu sein: Reporting kann und muss neu gedacht werden — mit einem reinen Papierersatz gibt sich niemand mehr zufrieden.

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