Das Gänsehaut Momentum — woran wir einen guten Leader erkennen können.

Leo Punke
CONNECTEURS
Published in
4 min readDec 2, 2018

Laut dem Wirtschaftsmagazin Brandeins gab es im Jahr 2015 in Deutschland 3,9 Millionen Führungskräfte. Gibt man den Begriff Leadership bei Google ein, finden sich über 1 Milliarde Suchergebnisse.

Bei einer so großen Anzahl an “Leadern” habe ich mir die Frage gestellt: Wer ist eigentlich ein Leader und wie erkennen wir einen guten Leader? Im Rahmen meines Studiums habe ich auf den ersten Teil der Frage eine für mich klare Antwort gefunden:

“The only definition of a leader is someone who has followers. […]”

Der renommierte US-Ökonom Peter Drucker schreibt den Followern eine zentrale Rolle zu. Denn diese sind nach Drucker die Grundvoraussetzung für einen Leader. No Followers — no Leadership! Damit ist jedoch noch nicht der zweite Teil der Frage geklärt: Wie erkennen wir einen guten Leader?
Der Harvard Professor John P. Kotter gibt in seiner Definition zu Leadership einen wichtigen Hinweis zur Beantwortung der Frage:

“[…]Leadership defines what the future should look like, aligns people with that vision, and inspires them to make it happen despite the obstacles.”

“Gutes” Leadership heißt demnach auch seine Follower auf eine “Reise” hin zu einer großen Vision mitnehmen zu können. Good Leadership is a long Journey! Die Fähigkeiten, Mitarbeiter inspirieren und sie für ein gemeinsames Ziel begeistern zu können, machen also auch einen “guten” Leader aus.

Darüber hinaus gibt die allgemein Literatur jede Menge Tipps, was Leadership ist und was gutes Leadership ausmacht. Bei der Google Büchersuche finden sich zum Begriff “Führung” mehr als 468.000 Ergebnisse zu entsprechender Fachliteratur.

Die Wissenschaft hat sich mit dem Thema Leadership also bereits ausführlich beschäftigt. Wir bekommen z.B. Ratschläge wie wir führen können und sollen oder welche Führungsstile in der digitalen Welt gefragt oder gerade en vogue sind…

Was jedoch häufig außer Acht gelassen wird, ist unsere individuelle Perspektive auf dieses Thema, die eigentlich eine viel zentralere Rolle einnimmt. Zwar lassen sich mit Sicherheit Grundeigenschaften definieren, die ein Leader mitbringen sollte, aber letztlich bewerten wir einen “guten” Leader alle unterschiedlich! Was für den einen gut ist, ist für den anderen schlecht. Was die Wissenschaft uns empfiehlt, ist aus der Perspektive eines Arbeitnehmers also zunächst zweitrangig. Vielmehr ist entscheidend, was für jeden einzelnen von uns “gutes” Leadership bedeutet! Denn nur wenn wir selbst wissen, wer für uns ein “guter” Leader ist, wissen wir mit/unter welchen Führungskräften wir zusammen arbeiten wollen und können bzw. mit welchen nicht. Nur wenn wir wissen, was für uns selbst “gute” Führung bedeutet, können wir uns eine Vorstellung davon machen, was für ein Leader wir selbst sein wollen. Meine ganz persönliche Meinung zu “guten” Leadern ist daher weit weniger wissenschaftlich:

“Man erkennt einen guten Leader, wenn er einem begegnet. Durch diese Begegnungen definieren wir unser eigenes Zielbild eines guten Leaders. Ganz besondere Leader sorgen für das Gänsehaut Momentum!“

Dieses Gänsehaut Momentum beschreibt die erste Begegnung mit einem Leader, dessen Worte, Aura und Charisma uns sofort mitreißen. Sie inspirieren uns und geben uns das Bedürfnis seinen Worten sofort Taten folgen zu lassen. Diese besonderen Leader schaffen es, uns mit ihren Worten so zu fesseln, das wir Gänsehaut bekommen, wenn wir ihnen zuhören. In mehr als 7 Berufsjahren habe ich viele Führungskräfte kennengelernt. Viele schlechte und einige gute — das Gänsehaut Momentum habe ich bisher jedoch nur ein einziges Mal erlebt.

Arnulf Keese — Ein Leader für das Gänsehaut Momentum.

Vor vier Wochen um ganz genau zu sein: Der neue Chief Digital Officer meines aktuellen Arbeitgebers wandte sich mit einer inspirierenden und fesselnden Antrittsrede an 4.300 Mitarbeiter. 1 Minute und 5 Sätze später hatte er seine Follower hinter sich und ich mein erstes Gänsehaut Momentum.
Arnulf Keese ist für mich ein besonders guter Leader. Weil er es schafft — frei nach Peter Drucker und John P. Kotter — seinen Followern zu vermitteln wie die Zukunft im Unternehmen aussehen sollte, sie mit dieser Vision in Einklang bringt und seine Follower dazu inspiriert, diese Vision trotz aller Hindernisse zu ermöglichen und in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Gleichzeitig versteht er seine Rolle als Integrationsbeauftragter, der das Alte im Unternehmen mit dem Neuen von Außen verbindet.

Mehr von Arnulf Keese könnt ihr hier in seiner wöchentlichen Kolumne lesen. Im Expertenrat des Handelsblatts schreibt er über die Digitale Transformation, aufstrebende Fintechs und den dynamischen Wandel in der Bankenbranche.

Diese Übung hilft euch zu reflektieren, was für euch einen guten Leader ausmacht:

Denkt an eine inspirierende Führungskraft, die ihr kennenlernen durftet:
Wer war das?
Was genau hat euch an ihr inspiriert?
Was habt ihr von dieser Person gelernt?
Welche Merkmale der Führungskraft sind euch im Gedächtnis geblieben?Welche besondere Kommunikationssituation ist euch im Gedächtnis geblieben?

Nehmt euch für diese Übung 10 Minuten Zeit und schreibt eure Ergebnisse auf!

Integriert euch in diesen Artikel!

Was sind eure Erfahrungen mit guten oder schlechten Leadern? Hattet ihr schon mal ein Gänsehaut Momentum?
Wir freuen uns auf eure Kommentare und sind gespannt auf euer Feedback!

--

--