Der etwas andere Adventskalender

Eva Li
CONNECTEURS
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2 min readDec 8, 2018

Seit einigen Jahren schenkt mir mein Großvater zur Adventszeit den Adventskalender “Der andere Advent” von Andere Zeiten e.V..

Auch dieses Jahr begleiten mich seit dem 01. Dezember täglich nachdenkliche und reflektierte Gedichte, Texte und Kurzgeschichten zu aktuellen, gesellschaftlichen Themen, die zudem gut in die besinnliche Vorweihnachtszeit passen. Das Ganze kommt ganz ohne Schokolade, Glitzer oder großes Tamtam, wie so manch anderer Kalender dieser Tage — es ist eben ein etwas anderer Adventskalender.

Photo by rawpixel on Unsplash

Dieses Jahr fand ich darin folgendes Gedicht:

Perspektivenwechsel
von Iris Macke

Advent heißt Warten
Nein, die Wahrheit ist
Dass der Advent nur laut und schrill ist
Ich glaube nicht
Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann
Dass ich den Weg nach innen finde
Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt
Es ist doch so
Dass die Zeit rast
Ich weigere mich zu glauben
Dass etwas Größeres in meine Welt hineinscheint
Dass ich mit anderen Augen sehen kann
Es ist doch ganz klar
Dass Gott fehlt
Ich kann unmöglich glauben
Nichts wird sich verändern
Es wäre gelogen, würde ich sagen:
Gott kommt auf die Erde!

Und nun lest den Text noch einmal von unten nach oben!

Zwar bin ich weder über die Maßen gottesgläubig noch der Meinung, dass der Advent laut und schrill ist. Und doch hat mich dieses Gedicht sehr bewegt.

Ist es nicht so, dass wir nicht nur im Advent auf der Suche nach “dem Weg nach innen” sind? Dass wir uns stets ausrichten wollen, während ein Gefühl des “Zeit-rasens” vorherrscht? Dass wir eine Antwort finden wollen auf die Frage nach diesem “Größeren, das in meine Welt hineinscheint”? Ich zumindest kann all diese Fragen mit Auf jeden Fall! beantworten.

Gleichzeitig zeigt dieses Gedicht sehr gut auf, dass es immer eine Frage der Perspektive ist, wie wir mit dieser Suche umgehen und welch große Rolle unsere Wortwahl bei der Vermittlung unserer Eindrücke dabei spielt.
Zudem kommt es darauf an, welchen Perspektive für uns vorgegeben ist — aus bestehenden Ereignissen, Gewohnheiten oder auch einfach aufgrund der natürlichen Veranlagung des Menschen. Während dieser Suche integrieren wir wichtige Erkenntnisse in unser Leben, sodass wir immer einen Schritt auf “dem Weg nach innen” vorankommen.

Bis Ende des Jahres möchte ich fortan mit Euch diesen Vorgang der Integration diskutieren, unterschiedliche Sichtweisen, Hindernisse und bestehende Erkenntnisse besprechen und bestenfalls bestehende Erfahrungen austauschen.

Schreibt mir also gerne, wie es Euch beim Lesen des Gedichts erging, welche Fragen Euch danach durch den Kopf schwirrten und ob Ihr auf diese möglicherweise schon Antworten gefunden habt!

Photo by Sebastian Fröhlich on Unsplash

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