Kulturelle Integration, was ist das?

Giering-Jänsch
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2 min readDec 9, 2018

Trotz Integration sind wir uns in Europa kulturell nicht ähnlicher geworden, sagt Professor Guido Tabellini, italienische Ökonom, in einem Interview in der Neue Züricher Zeitung.

Tabellini erforscht den Zusammenhang zwischen Kultur und Wirtschaft, vor allem in Europa. Existiert in Europa überhaupt so etwas wie eine gemeinsame Kultur? Die Ergebnisse der 2018 veröffentlichen Studie Political Cultures: Measuring Values Heterogeneity zeigen, dass der Wertekonsens in den einzelnen Ländern und Regionen sehr unterschiedlich ist. Verstärkt hat sich nicht die kulturelle Divergenz, sondern der Nationalismus.

Was ist Heimat?

Man kann seinen Verstand globalisieren aber nicht sein Herz. Da nennt man dann Heimatverbundenheit. In Deutschland daheim, in der Welt zu Hause? So titelt ein Artikel von Cornelia Koppetsch für Aus Politik und Zeitgeschichte/bpb.de. zum Thema.

Weihnachtsauslage in Buchladen: Thema Heimat und Deutschland scheint gefragt zu sein. © GesaGJ

In meinem Umfeld werden die Themen Heimat und kulturelle Integration sehr kontrovers diskutiert. Inwieweit muss man sich integrieren in eine Gesellschaft? Was bringt man mit, was muss man aufgeben? Kultur trägt neben der sozialen Integration und der Integration in Arbeit wesentlich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Ein guter und richtiger Satz. Aber gesellschaftlicher Zusammenhalt kann weder verordnet werden, noch ist er allein Aufgabe der Politik. Es ist die Aufgabe jedes Einzelnen und erfordert Offenheit, Respekt und Toleranz auf allen Seiten.

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Integrationsprozesse sind Teil unseres kulturellen Erbes und unserer Identität. Sie tragen auch zu unserem gemeinsamen Erfolg bei. Die INITIATIVE KULTURELLE INTEGRATION hat 15 Thesen zu kultureller Integration und Zusammenhalt in Deutschland veröffentlicht. Im Vorwort schreibt Olaf Zimmermann, Moderator der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates:

“Mit blumigen Andeutungen quälen wir uns durch die Debatten. Besonders beliebt ist die Metapher, dass wir doch alle voneinander lernen können. Viele träumen von einer transkulturellen Gesellschaft, an der alle mit ihrer mitgebrachten Kultur gleichberechtigt teilhaben. Ich will diesen Traum nicht diskreditieren, doch ein realistischer Blick in die Welt der kulturellen und religiösen Auseinandersetzungen, einem Europa mit seinen sich wieder mehr schließenden Grenzen, mit der Angst vor Terror und dem Erstarken des Nationalismus, mit dem Ausgrenzen des vermeintlich Fremden, spricht eine deutlich andere Sprache.”

Sich darüber Gedanken zu machen, die eigenen Grenzen der Akzeptanz dem Fremden, dem Anderen gegenüber immer wieder neu zu überprüfen sollte eine tägliche Übung werden.

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