Warum sich Leader in gesellschaftspolitische Diskurse integrieren sollten:

Leo Punke
CONNECTEURS
Published in
4 min readDec 12, 2018

Ein Kommentar zu meinem Integrations-Fundstück der Woche.

Photo by: https://twitter.com/Matth_Borowski

In den vergangenen Tagen ging ein Foto durch die sozialen Netzwerke, das für ordentlich Aufruhr sorgte: Es war das Foto eines Werbeplakats von Coca-Cola vor der AFD-Parteizentrale in Berlin. Binnen weniger Stunden hatte sich das Bild in den sozialen Netzwerken verbreitet. Es dauerte nicht Lange da berichteten die “Berliner Morgenpost” und der Stern, es handele sich nicht um ein Original-Plakat des Getränkeherstellers. Stattdessen stecke hinter der Aktion ein Aktivistenkollektiv namens “Modus”, das ein Zeichen gegen die politische Haltung der AFD und den Rechtsruck in Deutschland setzen wolle. Als Coca-Cola kurze Zeit später auf die ersten User-Anfragen reagierte die nach der Echtheit der Werbung fragten (Quelle), nahm die öffentliche Debatte richtig Fahrt auf.

Twitterprofil: Patrick Kammerer

Patrick Kammerer — Director Public Affairs & Communications bei Coca-Cola Deutschland — retweetete das Foto von Twitter-User Matth_Borowski mit den Worten: “Nicht jedes Fake muss falsch sein”. Diesen Retweet retweete der offizielle Coca-Cola Germany-Account dann kurzerhand nochmal.

AFD Abgeordnete riefen anschließend zum Boykott der Coca-Cola Produkte auf. Der Bundestagsabgeordnete Frank Pasemann tweetete z.B. unter dem Hashtag #CocaColaNeinDanke. Malte Kaufmann, Sprecher der AfD Heidelberg, schrieb: “Es gibt schmackhafte #Alternativen!” Viele Konsumenten holten zur 360-Grad-Kritik am Konzern aus. Die AFD-Anhänger waren empört. So viel in Kürze zum Hintergrund.

In den vergangenen Tagen habe auch ich mit vielen Bekannten und Kollegen über diese Aktion diskutiert. Es ging um Fake News und Fake Werbung und es ging vor allem um die Frage: Dürfen Unternehmen, die von einem größeren Teil der Öffentlichkeit aufgrund eines aktuellen oder vergangenen Verhaltens ethisch kritisch gesehen werden, eine politische Haltung einnehmen? Meine kurze Antwort war: YES YOU CAN!

Mir ging es in den Diskussionen zum einen viel zu sehr um die Frage, wer der Urheber dieser Aktion war und ob Coca-Cola ein solch politisches Statement hätte setzen dürfen oder nicht, wäre die Werbung ein Original gewesen. Mir kreiste sich die Kritik zum anderen viel zu sehr um die Kritik am Konzern und seinen Produkten an sich, anstatt sich mit der Frage zu beschäftigen wie die Haltung von Patrick Kammerer zu bewerten ist. “Kapitalisten”, “Schweine”, “widerlicher Konzern” waren nur einige Stichworte, die in meinen Diskussionen zu dem Thema über Coca-Cola fielen.
Man kann die Produkte des Getränkeherstellers nun mögen oder nicht. Man kann sie ganz einfach auch nicht kaufen oder eben andere! Man kann das Verhalten von Coca-Cola im nationalen oder globalen Kontext negativ bewerten — auch das ist legitim und muss eine Organisation einer solchen Größe aushalten können. Sollte es aber im Kern der Sache nicht eigentlich um etwas ganz anderes gehen?

Für mich war viel interessanter zu beobachten, dass sich eine Führungskraft eines globalen Konzerns in den sozialen Netzwerken mit einem öffentliches Statement zu einer “Fake-Werbung” mit den Worten geäußert hat: “Nicht jedes Fake muss falsch sein.” — wohlwissend, dass er damit viel Kritik ernten wird. Er hat öffentlich Haltung und Flagge gezeigt und das ist für viele Unternehmen und Leader doch eher untypisch.

Für mich ist es nicht nur wichtig, dass sich Leader in gesellschaftspolitische Diskurse einmischen, sondern auch wie sie es tun!

Darüber hinaus hat die AFD mit ihrer unbeholfenen Gegenreaktion auf die “Fake-Werbung” gezeigt, dass man sie mit ihren eigenen Waffen eigentlich ganz gut schlagen kann. Eine politische Organisation die sich stets dem Rhetorischen Mittel der “Fake-News” bedient, kam die vergangene Woche doch gehörig ins Schwimmen, als es darum ging, die ganze Aktion mit ein bisschen Haltung zu nehmen. Auch zu diesem Verhalten gibt es echte Alternativen! Umso mehr Wähler das erkennen, umso besser. Bleibt mir abschließend nur noch zu schreiben:

“An alle Kammerers da draußen: Behaltet eure Haltung — vor Rechts darf sie niemals Halt machen!“

Photo by Jerry Kiesewetter on Unsplash

Integriert euch in diesen Artikel!

Wie steht ihr zu der Reaktion von Patrick Kammerer (Director Public Affairs & Communications, Coca-Cola Deutschland) und Coca-Cola in Bezug auf die Fake-Werbung? Was hättet ihr erwartet?
Wir freuen uns auf eure Kommentare und sind gespannt auf euer Feedback!

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