Wenn sechs Generationen zusammenarbeiten
Von der Nachkriegsgeneration bis zur Generation Z: Wie können Unternehmen es schaffen, dass alle zusammenarbeiten?
Konflikte zwischen der jungen Generation und der Elterngeneration sind ungefähr so alt wie die Menschheit selbst. Aber was passiert, wenn plötzlich immer mehr Menschen aus der jungen Generation mit immer wichtiger werdenden Fähigkeiten und Qualifikationen in Unternehmen strömen? Gerade in Zeiten der Digitalisierung werden diese Menschen gebraucht. Kommt es dadurch vermehrt zu Konflikten zwischen zwei Generationen?
Prof. Dr. Peter Fischer ist seit 2011 Leiter des Lehrstuhls für Sozial-, Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Universität Regensburg. Er beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Thema Generationenkonflikte in Unternehmen. In der Fachzeitschrift “Report Psychologie” erklärt er die Unterschiede zwischen den einzelnen Generationen.
“Vergleichen wir verschiedene Generationen, finden sich ganz klar Veränderungen in den Wertesystemen”, so Fischer. Er unterteilt die Generationen wie folgt:
Erstens: Die Nachkriegsgeneration (geboren zwischen 1935 und 1945): Geprägt von Krieg, Entbehrung und Wiederaufbau. Materielle Werte sind von Bedeutung, genauso harte Arbeit, Loyalität, Respekt und Pragmatismus.
Zweitens: Die Wirtschaftswundergeneration (geboren zwischen 1946 und 1955): Geprägt von postmateriellen Werten, Idealismus, Partizipation und dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung.
Drittens und viertens: Die Babyboomer (geboren zwischen 1956 und 1965) und die Generation Golf (geboren zwischen 1966 und 1980): Geprägt von wirtschaftlicher Unsicherheit, Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Fokus auf materielle Werte, Wohlstand und Karriere.
Fünftens: Die Generation Y (geboren zwischen 1981 und 2000): Geprägt von dem Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie und dem Wunsch nach einer sinnstiftenden Arbeit, die Spaß macht. Innovations- und Gründergeist, Offenheit anderen Kulturen gegenüber und Diversität.
Sechstens: Die Generation Z (geboren nach 2001): Geprägt von dem Wunsch ruhig, glücklich und zufrieden zu leben, nicht herauszustechen, nicht aufzufallen.
Fischer erklärt, dass jede Generation generationsspezifische Stärken haben, die von den Unternehmen erkannt und genutzt werden müssen. Die Nachkriegs- und Wirtschaftswundergeneration sind häufig schon in Rente bzw. in der Phase des Übergangs in die Rente.
“Solange sie jedoch noch im Erwerbsleben sind, ist ihr immenser Erfahrungsschatz eine echte Bereicherung für Unternehmen. Bei den „Babyboomern“ und in der „Generation Golf“ finden wir eine hohe Leistungsbereitschaft und einen unheimlich starken Durchsetzungswillen.”
Oft werden in Unternehmen jedoch nicht die Stärken erkannt, sondern es wird sich auf die Schwächen der einzelnen Generationen konzentriert — das macht die Integration verschiedener Altersgruppen schwierig. Dazu zählen unter anderem Stereotype und Vorurteile der Älteren an den Jüngeren, erklärt Fischer. Häufig wird kritisiert, die jüngere Generation sei nicht motiviert oder engagiert genug, sei zu sehr auf die eigene Freizeit fokussiert.
“Dass die älteren Generationen mit solchem Missfallen auf die jüngeren blicken, war in vielerlei Hinsicht schon immer so. Denken Sie nur an dieses schöne Zitat von Sokrates: „Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte.“ Das hätte genauso gut vor 100 oder vor 20 Jahren gesagt worden sein können — oder eben heute.”
Deshalb müssen Führungskräfte in Unternehmen es schaffen, dass alle Generationen miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Damit die älteren Generationen nicht den Anschluss verlieren und die jüngeren Generationen von deren Wissen und Erfahrungsschatz profitieren können.