Chance für kleine Labels: Kooperierende Online-Shops

Sonja Radkohl
Content Mines
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3 min readMay 3, 2018

Ein eigener Online-Shop — aber nur 10 Stücke, die ich dauerhaft anbieten kann? Viele kleine Unternehmen stehen vor dieser Frage. Eine mögliche Lösung: Kooperierender Online-Handel, eine gemeinsame Dachmarke, unter der verschiedene Marken gemeinsam ihre Produkte verkaufen.

Jeder von uns kennt Zalando. Oder Amazon. (Manch einer, die Autorin dieses Artikels nicht ausgenommen, hat wohl schon einen Teil des hart ersparten Lohnes dort gelassen). Diese beiden Unternehmen sind zwei der bekanntesten Vertreter einer Sparte, über die ich heute sprechen möchte: kooperierender Online-Handel. Hinter diesem sperrigen Begriff verbergen sich Shops, die Produkte von diversen Unternehmen verkaufen. Online, versteht sich. Zalando und Amazon stellen selbst (beinahe) keine Produkte her. Aber sie stellen Know-how zur Verfügung. Und die Rahmenbedingungen für Online-Handel.

Aber über Amazon und Zalando möchte ich heute nicht sprechen. Mir geht es um eine andere Form des Online-Handels. Um eine Chance für kleine Shops.

Warum sich kooperierender Online-Handel lohnt

Viele der Vorteile, die kooperierender Online-Handel bietet, sind vor allem für kleine Labels ausschlaggebend:

  • Gemeinsames Marketing (und gemeinsame Kosten dafür)
  • Gemeinsame IT und Design
  • Gemeinsame Versand- und Zahlungsabwicklung
  • Synergieeffekte beim Kundengewinn: gegenseitig auf sich aufmerksam machen

Diese Vorteile bieten auch Amazon oder Zalando. Der Nachteil: Marken haben wenig bis keine Möglichkeit, sich zu präsentieren. Und gerade kleine Labels gehen neben den großen Playern unter.

… weil Online-Shops nicht nur für den Kunden großartig sind ;-)

Kriterien für den perfekten Online-Shop

Ich schreibe derzeit eine Projektarbeit für ein kleines Modelabel, das seine Produkte online verkaufen möchte. Diese Label steht aber eben vor dem Problem, dass sie für sich allein genommen zu wenig Teile bieten können und möchten. Ihnen ist wichtig:

  • Kooperation mit anderen Shops
  • Regionalisierung: Shop mit Anbietern aus Österreich
  • Shop-Präsentation: Das eigene Label im Shop wiederfinden
  • Content: hochwertige Produktfotos und ausreichende Möglichkeit für detaillierte Beschreibungen
  • Design & IT: soll reduziert und zurückgenommen sein, geachtet wird auf schnelle Ladezeiten und mobiles Design
  • User Experience: die Bedienung des Shops soll einfach und logisch sein

Kooperierende Online-Shops: Eine Auswahl

Mein nächster Schritt: Ich habe Shops recherchiert, die diesen Kriterien entsprechen. Gefunden habe ich fünf: Sugartrends, Farfetch, Sight Store, Disaster Clothing und Lieblingsbrand

Hier ein kurzer Überblick über meine Erkenntnisse zu den Shops:

Ein großer Vorteil von Sugartrends ist die Regionalisierung. Ich kann Shops hier nach Städten filtern. Außerdem bietet mir der Shop die Möglichkeit, das Label ausführlich zu präsentieren. Nur das Design ist wohl zu verspielt für viele Designer.

Farfetch punktet eindeutig mit reduziertem und klarem Design. Doch sind hier viele sehr große Labels vertreten (wie Dolce & Gabana, Prada, Miu Miu). Kleine Unternehmen gehen daneben wohl unter.

Sight Store präsentiert sich sehr hip und bietet auch eine Verkaufsfläche in Wien. Allerdings weist die UX (vor allem am Desktop) einige Mängel auf: Das Menü läuft über Schrift, wird nur zur Hälfte angezeigt, etc.

Disaster Clothing setzt auf faire und regional produzierte Mode. Allerdings fällt hier eine teilweise sehr schlechte Fotoqualität auf. Die Seite ist als einzige nicht responsive.

Für mich der eindeutige Gewinner ist Lieblingsbrand. Hierbei handelt es sich um einen österreichischen Online-Shop, der die Marken in den Mittelpunkt stellt. Wie schon Sugartrends bietet er eine eigene Marken-Detailseite. Und sogar bei der Produkt-Detailansicht werden direkt weitere Stücke des Designers gezeigt. Allerdings gibt es auch hier Mängel: Die Seite lädt teilweise sehr langsam und auch hier kommt es bei der Produktfotografie ganz auf die einzelne Marke an.

Lieblingsbrand: Ein Vertreter für kooperierenden Online-Handel in Österreich

Nun, mein Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Ich weiß zwar nun einiges über kooperierenden Online-Handel und worauf es ankommt. Den genau passenden Shop habe ich allerdings noch nicht gefunden. Ich suche weiter, über Tipps freue ich mich natürlich immer :)

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Sonja Radkohl
Content Mines

culture, arts, music and public relations, books-lover, content strategist (yeah, i’ll explain that one later)