Content Strategie 101 — #1 Das Audit

Sonja Radkohl
Content Mines
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4 min readApr 26, 2017

Was sind schon 10 Jahre? Für einen Tropfstein: 0,15 Millimeter. Für eine Website: Zwei ganze Leben. Benjamin Barteder und ich haben uns zusammengetan und gemeinsam unsere erste richtige Content Strategie entworfen. Und die beginnt, wie so oft, mit einer Bestandsaufnahme — Dem Content- Audit.

Ziel unserer Mühen war Ilse Moden, ein kleines Modegeschäft in Bärnbach, geleitet von Katrin Hösele. Und das hier ist der Auftakt einer kleinen Serie, in der Benni und ich ein bisschen über das Projekt plaudern wollen und berichten, wie sich das im Metropolen-Dreieck Graz, München und Bärnbach ausgeht. Also Start frei für #1 — Das Audit.

Los gehts!

Das Audit — ein digitaler Frühjahrsputz

Bevor wir mit der Entwicklung einer Strategie überhaupt anfangen konnten, mussten wir uns erst einmal einen Überblick verschaffen. Denn was wir über Ilse Moden wussten, lässt sich im Wesentlichen in vier Punkten zusammenfassen:

  • Ilse Moden ist eine kleine Modeboutique für Frauen, die etwas Besonderes suchen und Wert auf gute Beratung legen. Sie wurde von Ilse Hösele (Katrin Höseles Mutter) gegründet.
  • Außerdem gibt es noch Zimtstern, gegründet von Katrin Hösele. Diese Linie der Boutiqueder soll eine jüngere Zielgruppe ansprechen.
  • Es gibt eine Facebook-Page, eine veraltete, nicht mehr gewartete Website…
  • und, naja, Motivation, online was zu machen.

Gut, ich als Zahlen-Junkie (und damit sich *hust* meine Kuba-Reise ausgeht), krallte mir das Audit. Für alle, die es nicht wissen:

Ein Audit ist sowas wie ein Frühjahrsputz, nur halt online. Du schaust, was da im Netz von dir so kreucht und fleucht und beginnst im nächsten Schritt, die angesammelten Staubflusen zu beseitigen.

Schön naiv und mit ein paar schlauen Begriffen aus dem Studium (Responsive Design — mach meine Seite auf jedem Gerät schön; SEO — lass Google sie finden) gehe ich an die Sache ran. Klicke mich auf die Seite und… naja, Disko-Mucke spielt los. Ich schalte mich lautlos, klicke weiter und…alle Seiten haben ein und dieselbe URL. Wer hier nach etwas Bestimmten sucht, wird daher wohl nur mit viel Glück fündig. Text ist nicht vorhanden. Also schon, aber nicht als Text sondern als Bild. Somit kann dieser nicht von Google ausgelesen und auch nicht in Suchergebnissen angezeigt werden.

Um es also ganz kurz zusammenzufassen: Wir haben es hier mit einer im Jahr 2007 geschriebenen, fast unauffindbaren Website zu tun. Ein verwaistes Web-Urgestein, welches Flash nutzt, User mit Hintergrundmusik zwangsbeglückt und zwar gut gemeint, aber eben wenig effizient ist. In unserem ersten Interview fasste Katrin Hösele, Geschäftsführerin von Ilse Moden, das Problem ganz gut zusammen:

“Diese Website wurde einmal entworfen und seither nie mehr gewartet. Ich bin mir nicht einmal sicher, wer die Zugangsdaten für das Backend dieser Seite hat.”

So viel zu unserer Ausgangsbasis. Zur besseren Illustration der Situation, hier ein Screenshot der Website:

So sieht sie aus —Flash-Website aus 2007

Ilse Moden und Facebook — eine Erfolgsgeschichte

Gut und schön. Aber was machst du damit? Zu sagen, Ilse Moden betreibe schlechtes Marketing, wäre zu leicht. Und auch falsch. Die Facebook-Page der Boutique erzählt nämlich eine ganz andere Geschichte

  • Die wöchentlichen Posts mit Mode-Updates und Fotos erreichen rund 4.000 Menschen,
  • werden um die 50- bis 200-mal geliked,
  • werden auch geteilt und Fans reagieren mit positiven Bewertungen
    (derzeit 28)
  • Darüber hinaus hat Katrin Hösele auch schon mit sponsored Posts und Targeting experimentiert.

Hinzu kommt noch die große Stärke einer kleinen Modeboutique: Kundenbindung. Das Geschäft lebt von Stammkunden, die regelmäßig kommen, auch einmal auf einen Kaffee oder zum Tratsch. So regelmäßig, dass die Verkäuferinnen die Kleiderschränke ihrer Kundinnen bis auf die letzte Socke kennen. Unschlagbar.

Kleine Marke, erfolgreiches Marketing

Online-Marketing ohne Website — durchaus möglich

Am Ende kann ich sagen: Auf der Website ist zwar Content vorhanden, er muss aber dringend neu strukturiert und überarbeitet, einfach gesagt, optimiert werden. Es ist gar nicht nötig, dass die Website großartig wächst, sie muss aber mit zentralen Infos eine solide Basis der Onlinepräsenz bieten, selbst wenn die Facebook-Page das Hauptmedium für direkte Kommunikation mit Kundinnen ist. Wie ein festes Haus mit gut erkennbarem Adressschild eben. Im Fall von Ilse Moden spielt sie aber eine untergeordnete Rolle. Wie das genau aussieht, erklärt Benni euch in einem der folgenden Posts.

Meine große Erkenntnis aus dem Audit war jedoch: Selbst für ein kleines Unternehmen bieten sich viele erfolgsverprechende Möglichkeiten, unter Umständen auch ohne eine funktionierende Website. Die war für mich bisher nämlich immer der unverzichtbare Ausgangspunkt.

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Sonja Radkohl
Content Mines

culture, arts, music and public relations, books-lover, content strategist (yeah, i’ll explain that one later)