Website-Relaunch: Das solltest du NICHT tun

Sonja Radkohl
Content Mines
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4 min readJan 24, 2018

Ja, ich habe schon den einen oder anderen Website-Relaunch mitgemacht. Und ja: Es ist lange nicht alles so gelaufen, wie geplant. Ist ja auch nicht schlimm, bei umfangreichen Projekten. Nur: An ein paar Stellen habe ich (oder unser Projektteam) so richtig Mist gebaut. Also, so richtig, richtig. Und weil niemand über die Sachen reden möchte, die GANZ MIES gelaufen sind, mache ich das jetzt mal. Hier sind meine schlimmsten Fehler beim Website-Relaunch.

„Unser Relaunch-Ziel ist: neu machen.“

Ja, wir wissen alle, wo wir hin wollen, mit der neuen Seite. Nicht? Ziele scheinen immer so klar, dass ich wieder und wieder in die Falle tappe und sie nicht niederschreibe. Großer Fehler. Denn so haben wir im Team nie geklärt, ob wir eigentlich vom selben Endprodukt reden. Ich kann mich (wenn etwa das Projekt schlecht läuft) nie auf die gemeinsam gesetzten Ziele berufen. Und: Am Ende des Tages habe ich keine Möglichkeit zu prüfen, ob ich sie erreicht habe.

„Der Plan entsteht während der Arbeit. Fangen wir mal an.“

Im Nachhinein gesehen der wohl schlimmste Fehler, den ich je bei einem Projekt gemacht habe. Ganz ehrlich? Seitdem habe ich eine große Liebe zum Projektmanagement entwickelt. Je mehr Plan, desto besser (gerade bei umfangreichen Projekten mit vielen Beteiligten). Detaillierte Aufgabenpläne mit Zeit-Leisten und Deadlines für alle Beteiligten sind KEINE Fleißaufgabe sondern PFLICHT. Sonst kommt nur eines raus: Kuddelmuddel. Mein zitiertes Projekt hat sich um mehrere Monate (!) verzögert.

„Was die anderen machen, ist nicht wichtig. Wir ziehen unser eigenes Ding durch!“

Sich bei der Konkurrenz umzusehen, bringt oft die zündenden Ideen. Sie machen ja auch ähnliche Dinge (deshalb heißen sie auch „Konkurrenz“). Und selbst wenn sie alles verbocken: Wir wissen dann zumindest, was wir NICHT wollen.

„Alle im Unternehmen müssen beim Website-Relaunch mitentscheiden.“

Zu viele Köche und so … Nicht umsonst sind wir die Experten im Kommunikations-Bereich. Es ist wichtig, alle Abteilungen im Relauch-Prozess mitzunehmen. Aber alles mit Maß und Ziel. Sonst kommst du aus dem Diskutieren nicht mehr raus.

„Die Design-Entwürfe sind zwar noch nicht fertig, aber die IT muss einfach anfangen, damit es sich ausgeht.“

Schlechte Idee. Ganz schlechte Idee. Das Design muss von allen Beteiligten freigegeben worden sein, erst dann sollte sich die IT ans Werk machen. Andernfalls kommen (wie bei meinem Projekt) nach und nach Forderungen hinzu, die anfangs nicht eingeplant waren. Und die müssen dann umständlich und mit vielen Umwegen realisiert werden. (Ganz abgesehen davon, dass diese Vorgehensweise ziemlich ins Budget gehen kann).

„Hauptsache das Design steht, der Content kann später rein.“

Großes Content-Strategen-Ehrenwort: Diese Aussage stammt nicht von mir. Aber leider wurde es trotzdem so gehandhabt. Das Ergebnis: Die echten Titel waren ein bisschen länger als „Lorem ipsum“. Wäre gut, wenn wir das von Beginn an bedacht hätten. Also: Content first. Immer und sowieso.

„Testen kostet viel Zeit und Geld. Besser kurz halten.“

Testen war mir immer wichtig und ich habe es auch geschafft, eine Testing-Phase einzuplanen und durchzuführen. Problem daran: Zu wenig Zeit. Und vor allem ist es ohne Kunden passiert, nur mit Mitarbeitern. So fehlte uns die wichtigste Sichtweise. Außerdem haben wir es versäumt, danach noch eine Korrekturphase einzuplanen. Wozu testen, wenn wir davon ausgehen, nichts verbessern zu müssen?

„Gehen wir mal online, Korrekturen können wir später noch machen.“

Das merkt leider nicht nur die Suchmaschine, sondern auch der Kunde. Und der ist genervt. Wer wäre das nicht? Nun fühlt sich schon alles anders und neu an. Im besten Fall freue ich mich über das neue Design. Und dann funktioniert die Hälfte nur so halb? Frustration pur.

„Kontrollieren tun wir irgendwann.“

Der Punkt Kontrolle ist grundsätzlich schwer, wenn ich am Anfang vergesse, Ziele zu setzen. Aber selbst dann: Monitoring ist unglaublich wichtig. Sei es durch Testing, Umfragen oder schlicht und einfach durch einen Blick in die Google-Analytics-Daten. Kommt aber im Alltag oft zu kurz. Leider.

Am Ende des Tages bin ich lange keine Expertin für Relaunches. Aber gerade dadurch, dass ich ein paar Sachen verbockt habe, habe ich was gelernt. Vielleicht geht es euch auch so?

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Sonja Radkohl
Content Mines

culture, arts, music and public relations, books-lover, content strategist (yeah, i’ll explain that one later)