Vom Umgang mit Fakten

Bruno Habegger
contentmarkething
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2 min readMar 20, 2017

Jede korrupte Regierung scheint ihren eigenen Bob zu kreieren, der Tanks nicht sieht und das Feuer seiner Angst hört, wenn sie ihre Granaten in der Ferne verschiessen. Donnie und Sean, das alternative Dreamteam der verschrobenen Wahrnehmer.

Baghdad Bob: eines der vielen Memes.

Um es mal klar zu sagen: Es gibt keine Wahrheit. Sie ist bloss Ausdruck der Sehnsucht nach einer gültigen Erklärung für das ganze Desaster. Die Wahrheit ist eine Religion.

Man kann den richtigen oder den falschen Götzen anbeten, entsprechend wird man zum Verschwörungstheoretiker oder zu einem Gutachter.

Es gibt aber Fakten. Ein Turm stürzt auf eine bestimmte Weise in sich zusammen. Panzer stehen in der Stadt oder eben nicht. Die Menge jubelt Donnie zu oder bleibt zu Hause vor dem Bildschirm.

Politiker vermischen ständig Emotionen mit Fakten und rühren daraus eine ungeniessbare Suppe. Oder negieren sie, bezeichnen die Minestrone als Buchstabensuppe. Oder umgekehrt. Journalisten haben es ihnen in den letzten Jahren gleichgetan. Und die Wählerbasis hat bloss noch Emotionen, die Fakten fehlen, die man sich halt dazu erdichtet. So gleichen sich Herrscher und Beherrschte einander an.

Ob man als Unternehmen mit «alternativen Fakten» operieren will — dazu gehört das permanente Ignorieren anderer Argumente und das Wiederholen der eigenen «Fakten» — ist mehr als eine Stilfrage.

Unternehmen mit einer gesunden Haltung zur Wahrheit sollten den Umgang mit Fakten in ihre Contentstrategie einfliessen lassen.

  • Erstellen Sie eine Liste der Fakten, die mit Ihrem Unternehmen und den Produkten sowie Angeboten zusammenhängen.
  • Klassifizieren Sie die Fakten nach intern und extern. Externe Fakten sind als Kernelemente einer Story geeignet. Interne Fakten sind entweder geheim oder dienen der Ausbildung und Weiterbildung Ihrer Mitarbeitenden.
  • Weisen Sie den Fakten einen Emotionswert zu. Je höher dieser Wert ist, desto wahrscheinlicher die Entwicklung einer Story.
  • Weisen Sie den Fakten einen Wert zu, der die Wirkung auf die Kunden ausdrückt. Je höher dieser Wert, desto sinnvoller die Entwicklung einer Storyline.
  • Unternehmensgeschichten basieren auf Fakten. Lügen schaffen keine nachhaltige Kundenbindung, die Enttäuschung — der sichtbare Zustand einer Täuschung — ist programmiert.
  • Wählen Sie für Ihre Content Strategie nur die relevantesten Fakten aus, die sich ergänzen und gegenseitig stärken. Weniger Fakten sind auch einfacher zu kontrollieren: Sie behalten leichter die Faktenhoheit.

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Bruno Habegger
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Unternehmensjournalist. Langjähriger freier Mitarbeiter diverser Zeitschriften und Zeitungen. Mitglied Gründungsteam zweier Newsplattformen in den 90ern.