Trump. Seine Welt. Seine Gegner. Sein Drehbuch. Und eine Brücke.

Ob er das überlebt? Gott behüte, ich wünsche dem neuen Präsidenten Donald, dem Ersten, nichts Böses. Wenn jemand ein Attentat auf ihn verüben würde, dann er selbst. Schliesslich kann der Mann alles. Auch das.

Bruno Habegger
contentmarkething
2 min readNov 11, 2016

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Weil er jeden Attentäter für unfähig halten dürfte. Beim ersten Besuch im Oval Office säuselte er Obama ins Ohr, wie talentiert dieser sei, nachdem er ihn Wochen zuvor als den schlechtesten Präsidenten ever abgekanzelt hatte. Wer so eine Perücke trägt, kann nicht lügen.

Obwohl es hinterher ja billig ist: Hillary hatte keine Chance gegen den fleischgewordenen Content.

Trump, der Enkel eines deutschen Wirtschaftsflüchtlings, ist Hauptfigur und Geschichtenerzähler in einem und hat so ziemlich alles richtig gemacht. Sein absurder Wahlkampf hat ihn genau da positioniert, wo er sich haben wollte, als Outsider, als Stellvertreter der Abgehängten und «Vergessenen», ─ so nannte er seine Wähler ─ der die Schläge des Establishments hinnahm. Es wirkt, als habe er für den Wahlkampf eine Story entwickelt, sei er vermutlich nach Drehbuch vorgegangen, selbst bei den schlimmsten Vorwürfen. Auch die einfache Sprache des Herrn Trump könnte das Resultat eines komplizierten Angewöhnungsprozesses gewesen sein.

Diese Wahl war die Fiktion einer Präsidentschaft, mit vielen Nebenrollen.

Simpsons haben den Präsidenten vorausgesehen: Ungewollt haben sich nicht nur die Zeichner zu Schauspielern in Trumps Welt gemacht. Schlicht jeder, der ihn belächelte, unterschätzte und arrogant behandelte ─ die Wählenden bezogen das alles vermutlich auf sich selbst. Schliesslich sind sie es, die ungefragt Katzenbilder teilen, die sich ihre Welt selbst zusammenflicken, weil sie keine andere zu haben glauben, ihnen die Führung in dieser unglaublich komplexen, unglaublich festgefahrenen Welt fehlt. Sie dreht sich nämlich um sich selbst im Schlick des Lebens der Vergessenen. Ich bin die Welt. Trumps Welt am anderen Ende der Kerze: ein Vergessener, der aufbegehrt, ein Held nicht der Arbeiterklasse, aber all jener, die Politik aus der Sicht der Ameise wie eine Schaufel über ihrem Haufen wahrnehmen.

Das hat uns Donald, der Grosse, mit seiner grandiosen, Geschichte gelehrt, die wir bald im Kino erleben werden: Die Zentrifugalkraft der Armut schleudert auch die Reichen aus ihrem Leben. Kein Mitleid mit Hillary. Sie war als Besetzung und Heldin für die Sache der Frauen denkbar ungeeignet. Zu überlegen, zu gut, zu etabliert. Gnade dir Gott, Donald, wenn in vier Jahren die Obdachlose kandidiert, die unter irgendeiner Bridge schläft und den amerikanischen Traum träumt.

Originally published at contentmarkething.wordpress.com on November 11, 2016.

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Bruno Habegger
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Unternehmensjournalist. Langjähriger freier Mitarbeiter diverser Zeitschriften und Zeitungen. Mitglied Gründungsteam zweier Newsplattformen in den 90ern.