Die Berlin Fashion Week — ein PR-Magnet für Techunternehmen

Tobias Enke
Context & Conversation
3 min readJul 14, 2016

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Die Fashion Week in Berlin ist so Einiges: bunt, extravagant, laut, ein bisschen over-the-top. Vor allem aber ist sie eins — reizvoll. Für Mode-Lables, um sich ins rechte Licht zu rücken; für Blogger und Redakteure, um sich und den Lesern neben der Sichtung neuer Kollektionen ein paar Tage Glanz zu verschaffen. Und besonders reizvoll für PR-Leute, die genau hiervon profitieren. Kaum etwas anderes verschafft Marken und Produkten in punkto Lifestyle und Glamour kommunikativ eine derartige Erfrischungskur wie eine intelligente Positionierung während der Mercedes Benz Berlin Fashion Week.

Mein Königreich für ein Sponsored Post

Eine Branche, die dieses Potenzial schon lange erkannt hat und ohnehin zunehmend in die Ansprache junger mode- und lifestyle-bewusster Menschen investiert, ist die Technologieindustrie. Der Kampf um Kooperationen mit einflussreichen Blog- und Instagramstars ist hier gerade während der Berlin Fashion Week riesig, die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Modedesignern und Verlagshäusern dabei äußerst kreativ. Ob Geräteausstattung von Bloggern und Moderedakteuren, Sponsorings von angesagten Blogger-Parties, die Eroberung von ganzen Kaufhausschaufenstern oder die Integration einzelner Geräte in Fashion Shows — Unternehmen, die wissen, wie sie ihre Produkte wo und über wen hip präsentieren können, haben gewonnen. Schließlich inszenieren sich auch die alleranspruchsvollsten Fashion-Liebhaber auf der Modewoche in erster Linie über Technologie.

Aus PR-Sicht spielt natürlich auch hier das Thema Reichweite eine enorm wichtige Rolle. Allein die „Online Influencer“-Landschaft im Bereich Mode und Lifestyle ist mittlerweile so überfüllt, dass viele PR-Teams bei ein- und ausgehenden Kooperationsanfragen ganz genau hinschauen, wer sowohl qualitativ als auch quantitativ zu den eigenen Markenwerten passt. Wer von großen Technologieanbietern als „relevant“ genug empfunden wird, hat es dann allerdings auch geschafft.

FashionTech ist der letzte Schrei

Aber auch fernab von PR-Strategien spielt Verschmelzung der Technologie- und Modewelt eine immer größere Rolle. Deutlich wurde dies 2014, als zum ersten Mal im Rahmen der Berlin Fashion Week die FashionTech Berlin Konferenz an den Start ging. Mittlerweile hat sich die nunmehr halbjährlich stattfindende Veranstaltung zum Publikumsmagneten gemausert und musste aufgrund der hohen Nachfrage seitens Fachbesuchern und Industrie auf zwei Tage ausgedehnt werden. Für mich persönlich auch kein Wunder: Es gibt kaum einen Technologiebereich, in dem mit so viel Herzblut entwickelt, ausprobiert und weitergedacht wird. Ob Wearables, Shoppable Videos, Mode-Apps oder intelligente E-Commerce-Modelle — das Feld ist hier so weit gesteckt, dass es vor Innovationslust nur so sprüht.

Gleichzeitig stehen FashionTech-Unternehmen PR-technisch vor einer ähnlichen Herausforderung wie klassische Technologieanbieter. Zwar sprechen sie, genau wie Mode-Lables, eine fashionaffine Zielgruppe an. Inhaltlich weichen die Botschaften und notwendigen Kommunikationsmaßnahmen jedoch deutlich von denen aus der traditionellen Mode-PR ab. Sample-, Showroom- und Schauen-getriebene PR eignet sich hier kaum bis gar nicht, da das Hauptaugenmerk des Anbieters meist eben nicht auf der Kleidung, sondern auf den damit verbundenen Services oder Produkten liegt. Die Herausforderung ist es, diese Services über Medien und Influencer zu verbreiten, die meist eben doch noch immer vor allem an Kleidung und Accessoires interessiert sind und — dank der Macht von Instagram — dazu noch extrem visuell fokussiert arbeiten.

Darfs noch etwas mehr sein?

Technologieanbieter sind dabei, diese Herausforderung durch die gezielte Positionierung ihrer Produkte als Lifestyle-Tools zu durchbrechen. Veranstaltungen wie die Mercedes Benz Berlin Fashion Week sind für sie da eine ideale Plattform, um diese Assoziation — Produkt = Mode / Trend = angesagt — immer und immer wieder zu spielen. Dass diese Symbiose nicht nur funktioniert, sondern sogar schon zum essentiellen Bestandteil für Mode- und Lifestyle-„Influencer“ geworden ist, zeigen die „Pakete“, die manche Blogger mittlerweile anbieten: technische Ausstattung während der Modewoche inklusive sichtbare Platzierung über Blogposts und Social Media-Kanäle. Entscheiden soll man sich in der Regel recht schnell, weil sonst unter Umständen dem Wettbewerber der Vorzug gegeben wird. Tja, was soll man sagen. Glamour und Glanz hat halt seinen Preis.

Über die Autorin:

Hannah Roericht, Senior Account Director
Hannah.Roericht@hkstrategies.com

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