Selbstexperiment: Medienfasten im COS-Studium. Kann das gut gehen?

Ines Hochstöger
CosARTig’s Blog
Published in
4 min readDec 1, 2016

Ende Oktober kam der Beschluss: Ich wage es und verzichte bewusst auf Smartphone, iPad, Laptop und somit auf alle sozialen Medien. Zahlt sich der Versuch überhaupt aus, werde ich einen Erfahrungsbericht abgeben können? Immerhin bin ich mir sicher, dass ich jederzeit auf mein Smartphone verzichten kann. Doch fällt mir der Verzicht tatsächlich so leicht?

Medienfasten á la Ines

Gleich vorweg, bevor schockierte Lehrende und Studienkollegen in Panik verfallen: Keine Angst, es handelte sich lediglich um 3 Tage (einer davon war ein Feiertag), und ich konnte alle Abgabetermine einhalten ;)

Das Thema Medienfasten verfolge ich schon länger. Selbst in meinem Umfeld fällt mir auf, dass es teilweise unvorstellbar erscheint, ohne Handy das Haus kurz zu verlassen. Tja, selbst aufs stille Örtchen kommt es bei manchen mit. Wir müssen ja erreichbar sein. Und wehe, wir lesen eine Nachricht — aber antworten nicht innerhalb kürzester Zeit darauf. Deprimierte Anrufer fragen nach, warum wir denn nicht mal zurückschreiben können. Ist ja bestimmt die einzige Nachricht, die uns erreicht ;) Unser digitaler Begleiter wurde zur Selbstverständlichkeit. Neben der ständigen Erreichbarkeit scheinen verschiedenste Apps unseren Alltag für uns zu planen oder dank Likes uns Bestätigung zu geben. Doch wohin wird uns diese Reise noch führen?

Mobile Appnutzung in Österreich

Laut “Mobile Communications Report 2016” von MMA Austria nutzen 94% der mobilen Internet-User in Österreich regelmäßig Apps auf ihrem Handy. Am häufigsten wird WhatsApp mit 92% genutzt (2015: 48%). Am zweithäufigsten wird Facebook über die Handy-App der Österreicher genutzt — 69% (2015: 32%). Auf den weiteren Plätzen sind: Instagram mit 17% (2015: 10%), Snapchat mit 12% (2015: 5%), Google 15% und Twitter 7%.

In meinem Fall nutze ich mein Smartphone sowohl privat, als auch beruflich und für das Studium. Nach digitaler Bestätigung suche ich nicht — jedoch nach mehr ZEIT. Mit meinem in verschiedensten Klingeltönen singenden Begleiter nicht immer ganz leicht. Daher entschied ich mich mit meinem Partner, dass wir auf Kurzurlaub fahren. Wellnessen. Und zwar OHNE mein Smartphone und jeglichen anderen digitalen “Helfer”. So schön, so gut. Und doch sofort die Erkenntnis: leichter gesagt, als getan.

Zur Übersicht die Apps, die ich mehrmals wöchentlich nutze: WhatsApp, Snapchat, Facebook, Instagram, Slack, Mail (2 Konten am Handy — beruflich und privat), Youtube, Twitter, Skype/ Google Hangout oder Adobe Connect.

Wann vermisste ich mein Smartphone am meisten?

Ich konnte es nicht fassen, wie oft ich unbewusst auf das Handy sehe. Das fällt erst auf, wenn man danach greifen möchte, es aber nicht in seiner Tasche ist. Anbei mein persönliches Ranking, in welchen Situationen ich mein Smartphone am meisten vermisste:
Platz 1: Die Uhrzeit
Dachte ich niemals! Wir waren im Urlaub, hatten somit keine zeitliche Planung nötig. Und doch griff ich anfangs alle paar Minuten unbewusst nach dem Handy, um die Zeit zu checken. Hätte ich mein Smartphone dabei gehabt, hätte ich bestimmt auch die Benachrichtigungen durchgesehen, die Uhrzeit wieder vergessen, und aus meiner eigentlichen Arbeit herausgerissen worden.
Platz 2: Fotos machen
Das fehlte mir wirklich. Ich liebe es, vom Hotel, vom Essen, vom Urlaubsort — ja einfach allem Fotos mit meinem Smartphone zu schießen. Für tolle Motive habe ich auch meine Spiegelreflex dabei, mit dem Handy mach ich meist Schnappschüsse. Meine Erkenntnis: Wir haben alles viel intensiver und bewusster wahrgenommen. Besonders beim gemeinsamen Spaziergang. Einerseits, da wir nicht durch mögliche tolle Detailmotive fürs Foto abgelenkt wurden, sondern den Gesamteindruck samt Gerüche und Gefühle erleben konnten. Andererseits, da wir wussten, wir müssen uns z.B. den Stadtplatz oder das nette kleine Geschäft bewusst “merken”, da wir diesen nicht festgehalten haben.
Platz 3: Wecker stellen
Ich hatte beim Packen ehrlich gesagt nicht einmal daran gedacht, einen Wecker mitzunehmen. Der Handy-Wecker ist für mich mehr als Selbstverständlich. Gefahr erkannt: Beim Stellen des Weckers am Abend und in der Früh checke ich auch ganz gerne noch die eingegangenen Mails und Nachrichten.
Platz 4: Neugierde
Ab und zu bekam ich den Drang, aufs Handy sehen zu wollen, um keine wichtigen Mails, Anrufe und Nachrichten zu verpassen. Könnte ja etwas passiert sein. Doch im Laufe des Kurzurlaubes wurde ich immer entspannter :)

Fazit

Medienfasten kann ich absolut empfehlen. Denn dadurch wird einem erst bewusst, wie oft wir unser Handy eigentlich in den Händen halten — und es erscheint uns lächerlich. Ebenso beschäftigt man sich vielmehr mit sich selbst — oder besser gesagt: man muss es. Beim Scrollen durch Newsfeeds oder beim Lesen von Nachrichten schalten wir ab und beschäftigen uns mit den Alltagen von Anderen. Perfekt, um von “sich selbst” abzulenken, anstatt unsere Gedanken über unsere persönlichen Erlebnisse und Gefühle zu sortieren. Ebenso sind wir viel produktiver, wenn uns keine Störfaktoren beim Abarbeiten unserer To-Do Liste aufhalten. Anna stellt in diesem Blogbeitrag nützliche Tools vor, wie man aus seinem Tag noch mehr Zeit herausholen kann. Kann ich nur unterstreichen.

Fazit in Zahlen:
3 Tage
davon 1 Feiertag
114 Nachrichten per WhatsApp (große Gruppenchats nicht miteinbezogen)
17 “wichtige” Mails
13 Snapchat-Nachrichten
Slack-Benachrichtigungen: seeeeehr viele, ich fing nicht an, sie zu zählen

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Ines Hochstöger
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