Ganzheitliche Führung in mittelständischen Unternehmen von creditshelf

Ganzheitliche Führung in mittelständischen Unternehmen

Birgit Hass
creditshelf
Published in
4 min readOct 25, 2018

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Die Führung mittelständischer Unternehmen wird bedingt durch Digitalisierung und Globalisierung immer anspruchsvoller. Markt, Wettbewerb und technische Neuerungen sind für die meisten Unternehmen komplexer und kompetitiver ist als jemals zuvor.

Dies bedarf eines ganzheitlichen Führungsansatzes, der zunächst einmal alle Tätigkeiten von Führungskräften analysiert und vier verschiedenen Achsen zuordnet, nämlich der Unternehmens-, der Personen-, der Sach- und der Ich-Orientierung.

Die Herausforderung für Führungskräfte besteht laut Silke Wöhrmann, Geschäftsinhaberin der APT | Human Management und geschäftsführende Gesellschafterin der APT Marketing für Bildung GbR darin, in all diesen Dimensionen überdurchschnittliche Fähigkeiten zu haben, wie Umsätze und Ziele erarbeiten, im Blick behalten, gleichzeitig die Mitarbeiter bei Laune halten, motivieren, beurteilen, auswählen, einstellen, entlassen, trösten, ermahnen, die Aufgaben verteilen, überwachen, kontrollieren, Prozesse definieren und optimieren, die Marktentwicklung verfolgen und ganz nebenbei gesund bleiben, auf die Linie achten, Sport treiben und entspannt Urlaub machen.

Das ist für die meisten Führenden nicht so einfach, das Modell der Ganzheitlichen Führung bezieht daher vier Grundelemente mit ein, die bei konsequenter Anwendung die Komplexität der Tätigkeiten übersichtlich und damit handelbar und für die Vorgesetzten und Mitarbeiter verständlich gestaltet. Führen unterscheidet sich vom Leiten darin, dass Führung diese vier Grundelemente lebt, während Leitung sich täglich aufs Neue zwischen den Achsen bewegt. Führung zerreibt sich nicht zwischen den Achsen. Führung entwickelt, fördert, stützt Instrumente, mit denen sie die Balance zwischen allen Achsen halten kann und damit ganzheitlich gestaltet.

Die vier Grundelemente der ganzheitlichen Führung besinnen sich nach Silke Wöhrmann auf das, was Führung besser kann als viele andere und warum überhaupt Führungskräfte in mittelständischen Unternehmen notwendig sind. Nämlich:

1. Weil Sie Werte schaffen und vorleben. Werte erfüllen als Orientierungs- und Entscheidungsfunktion. Mitarbeiter ohne Orientierung „arbeiten ab“, aber wissen nicht warum und wofür. Vorgesetzte ohne Werte werden zum Spielball der Interessen und verlieren ihr Profil. Ohne Werte ist Führung nicht möglich.

2. Weil sie den Blick für den Markt haben, potenzielle Entwicklungen ableiten und Strategien entwickeln, um das Unternehmen auf Marktentwicklungen vorzubereiten. Ohne Analyse keine Strategie, ohne Strategie keine Ziele. Ansonsten wird im luftleeren Raum gearbeitet und die eigene Leistung ist nicht messbar — und die der Mitarbeiter auch nicht.

3. Weil sie ihre Mitarbeiter entwickeln und dem Unternehmen aus dieser Entwicklung heraus Vorteile erwirtschaften. Wenn ein Mitarbeiter lernt, denkt er. Wenn er denkt, entstehen Fragen. Fragen führen zu Antworten und Antworten zu Ideen. Ideen bringen das Unternehmen nach vorne, sie sind es, die im Wettbewerb bestehen lassen.

4. Weil Sie die Entscheidungen treffen, die Ergebnisse kontrollieren und durch die Entscheidungen das Unternehmen und seine Aufgabe voran bringen. Das System der Entscheidung und Kontrolle kann ein interaktives sein, grundsätzlich sind Entscheidungen und Kontrolle nicht delegierbar. Je qualifizierter mein Mitarbeiter ist, je besser Prozesse definiert sind, je klarer die Ziele und deren analytische Basis ist, desto langfristiger werden die Zeiträume, in denen kontrolliert wird, desto vielfältiger ist die Basis, auf der Entscheidungen getroffen werden können.

Hier manifestieren sich die Unterschiede zwischen Führen und Leiten. Eine ganzheitliche Führung lebt für die vier Grundelemente der Führung. Leitung lebt mit und für die vier Achsen der Tätigkeiten. Der Führung wird Respekt entgegengebracht im Sinne von Vertrauen, Zusammenhalt, Innovation — Leitung dagegen erzielt Akzeptanz über Funktion, Vorgaben und Autorität. Führung ohne das Element des Leitens gibt es nicht. Aber es gibt viele Leitungen, die nicht führen.

Das Ganzheitliche Führungsmodell sollte daher auch Grundlage für den Kommunikationsaufbau sein. Zum Beispiel, indem in jedem Mitarbeitergespräch, -beurteilungsgespräch und anderen kommunikativen Gelegenheiten im ersten Satz der Wert genannt wird. „Sie wissen, unser Wert ist die regelmäßige Information …“ Auch in Kritikgesprächen vermeidet das Nennen von Werten den Eindruck, es sei ein persönlicher Angriff. „Unser Wert ist Ehrlichkeit. In dem Fall X habe ich erfahren, dass dieser Wert nicht gelebt wurde. Wie gehen wir damit um?“

Dies bedeutet für die Kommunikation: es gibt einen klaren Aufbau gemäß dem Gesetz der Ganzheitlichkeit. Er beginnt mit den Werten und steht für Unternehmensorientierung. Er geht über in die Personenorientierung und geht auf den Lern- bzw. Entwicklungsstand der Mitarbeiter ein. Erst dann kommt die Sachorientierung mit all ihren fachlichen Fragen in den Gesprächsaufbau. Die Ich-Orientierung („was erwarte ich nach diesem Gespräch als Führungskraft“?) schließt ab, Ergebnisse werden festgehalten und dienen auch als Grundlage für Personalentwicklung.

Dann wird es auch einfach, Ziele zu vereinbaren. Man braucht nur die Balance-Elemente mit den 4 Achsen zu verbinden und in einem Zielgespräch abbilden. Die Verbindung der 4 Führungsachsen erfolgt also über die Balance-Elemente: Werte, Analyse/Ziele, Entwicklung/Lernen und Entscheidung/Kontrolle. Hieraus entwickelt sich die Freiheit der Führungskraft, sich nicht für die ein oder andere Achse entscheiden zu müssen, um sich irgendwie irgendwo zu positionieren. Gleichzeitig erhält sie über die Balance-Elemente eine Flexibilität, die ihr Handlungen aus „der Mitte heraus“ ermöglicht, ohne ständig von links nach rechts, nach oben und unten hetzen zu müssen.

Zusammenfassend kann man also sagen, Führung ist ein ganzheitlicher Prozess — Leitung nicht. Führung ist ein interaktiver Prozess, Leitung dagegen ein häufig sehr einseitiger. Führung ist komplex — Leitung reduziert die Komplexität, um die Übersicht zu behalten. Die Komplexität der Führung ist handelbar über die Balance-Systeme — Leitung verzichtet darauf (es läuft ja). Führung ist ein System, welches einer besonderen Ordnung — unabhängig von der jeweiligen Branche — folgt. Leitung ist ein System, welches in erster Linie den personen- und sachorientierten Interessen folgt.

Oktober, 24, 2018

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Birgit Hass
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CMO I Top10 Finfluencer 2022 I Beirätin I Mentorin I 360° Marketing- & Kommunikations-Expertin I Superconnector I Founder Finfluencer Circle