Die SpaceTech Branche in Deutschland und Europa — Ready for lift-off

Lena Stache
DeepTech & Climate Fonds
5 min readFeb 6, 2024

Der SpaceTech-Sektor verzeichnet einen bedeutenden Aufschwung geprägt von innovativen Technologien und unternehmerischem Weitblick. Hier möchten wir die Perspektiven europäischer Investoren, die Struktur von Finanzierungsrunden sowie eine Analyse potenzieller Risiken im SpaceTech-Bereich beleuchten. Zusätzlich werden die treibenden Kräfte und Chancen, die diese aufstrebende Branche gestalten, näher beleuchtet.

Rocket Science? — SpaceTech in a Nutshell: SpaceTech beschreibt innovative Technologien und Anwendungen, die dazu beitragen, die Grenzen der Raumfahrt zu erweitern und neue Möglichkeiten für wissenschaftliche Entdeckungen, wirtschaftliche Aktivitäten und menschliche Exploration zu schaffen. Typischerweise wird zwischen Upstream und Downstream Technologien unterschieden. Upstream SpaceTech bezieht sich auf Technologien, die mit dem Transport, der Exploration und der Erforschung des Weltraums selbst verbunden sind. Dies umfasst die Entwicklung von Raketen, Satelliten, Raumsonden und anderen Raumfahrzeugen. Es wird ermöglicht, Instrumente und Technologien in den Weltraum zu befördern, um Daten zu sammeln, das Universum zu erforschen und den Zugang zum Weltraum zu erleichtern. Auch Unternehmen, die an Weltraumprojekten teilgenommen haben, sowie Biotech-Unternehmen, die Experimente ins All geschickt haben, um das Potenzial ihrer Technologie im Weltraum zu erkunden, gehören in dieses Segment. Downstream SpaceTech konzentriert sich auf die Nutzung von Raumfahrttechnologien und Daten für Anwendungen auf der Erde. Dies beinhaltet u.a. die Nutzung bereitgestellter Satellitendaten für Erdbeobachtungen, Telekommunikation, Wettervorhersage und Navigation. Dies stellt die Grundlage für neue präzise Informationen und innovative Dienstleistungen aus dem Weltraum dar.

Abbildung 1 zeigt eine beispielhafte Auswahl an deutschen SpaceTech Unternehmen in der jeweiligen Position der Wertschöpfungskette:

Abbildung 1: Deutsche SpaceTech Firmen in der Wertschöpfungskette

Ground Control — the (European) Investor´s perspective: Jedes Jahr veröffentlicht das europäische Institut für Weltraumpolitik (ESPI) einen Jahresbericht unter dem Titel „Space Venture Europe“. Der aktuellste Bericht ist aus 2022 und thematisiert die SpaceTech-Trends des Unternehmertums und der privaten Investitionen in Europa. Dabei wurden beeindruckende Entwicklungen deutlich: Rekordinvestitionen von €1,1 Mrd. flossen 2022 in europäische Weltraum-Startups, ein Anstieg um 23% gegenüber dem Vorjahr. Iceye aus Finnland sicherte sich zum Beispiel mit €120 Mio. die höchste Investitionsrunde des Jahres, um seine Satellitenkonstellation zu erweitern und im Bereich Naturkatastrophenlösungen und Analyse-Services sich breiter aufzustellen. Weltweit wurden insgesamt €8,8 Mrd. (-28%) von Raumfahrtunternehmen gesammelt, wobei Risikokapital nach wie vor die dominierende Investitionsform ist (55%). Daher wird deutlich, dass Europa konträr zur globalen Entwicklung einen optimistischen Fokus auf diese Branche setzt.

Abbildung 2 zeigt die Verteilung des gesamten Investmentvolumens, wie auch die Anzahl der durchgeführten Investments pro Land. Die top fünf Länder des Rankings tragen zu 79% zum gesamten Wertschöpfungsvolumen bei. Besonders Deutschland (Platz drei) festigt die Position als treibende Kraft in der Förderung von innovativen Weltraumtechnologien. Ein Anstieg um 48% auf €120 Mio. im Jahr 2022 verteilte sich auf insgesamt 16 Investitionen.

Abbildung 2: Europäische SpaceTech Deals nach Land, Volumen und Anzahl

Im „European Deep-Tech Report 2023” von Dealroom wird nicht nur das steigende Gesamtvolumen, sondern auch die Verteilung des Kapitals pro Deal-Stage im SpaceTech Bereich, deutlich. Besonders Finanzierungsrunden zwischen €90 Mio. und €230 Mio. haben 2022 stark zugenommen und machen über ein Drittel des gesamten Kapitals aus (unter Ausschluss von Megarunden wie OneWeb). Zudem veröffentliche Dealroom einen SpaceTech Report, um die der verschiedenen Technologien in Europa genauer zu untersuchen. Besonders groß ist der „investor’s appetite“ der letzten zwei Jahren[1] für Trägerraketen und Erdbeobachtungssatelliten. Auf dem dritten Platz finden sich Missionsplanung- und Kontrolle, gefolgt von Materialien für die Weltraumforschung. Unternehmen, wie Isar Aerospace mit der Entwicklung einer Trägerrakete und Constellr mit dem Bau von Erdbeobachtungssensoren repräsentieren den deutschen Einfluss in die gesamtheitliche Entwicklung der Branche.

Orbital Maneuvering — Obstacles to overcome: Die SpaceTech-Industrie steht vor diversen Herausforderungen und Risiken. Dazu gehören hohe Kosten für Raumfahrtprojekte, technologische Komplexität, das wachsende Problem des Weltraummülls und politische Unsicherheiten bei internationalen Kooperationen. Laut ESA führt die Zunahme des Raumfahrtverkehrs zu einer signifikanten Anzahl an „Nahbegegnungen“ und einer schwindenden Anzahl an potenziellen Plätzen in stark frequentierten Umlaufbahnen. Naturkatastrophen, teure Versicherungsprämie, Cybersecurity-Risiken und komplexe rechtliche Rahmenbedingungen stellen zusätzliche Hürden dar. Clifford Chance Partner stellen in ihrem Bericht zu Chancen und Risiken folgende Thematik heraus:

„Wenn wir im Weltraum Bergbau betreiben wollen, müssen wir über Wasser- und Landrechte nachdenken. Wir müssen über Fragen der Rohstoffbeschaffung nachdenken. Auf der Erde haben wir unsere eigenen Probleme mit der Wertschöpfungskette für Dinge wie seltene Erden, strahlengehärtete Prozessoren und Photovoltaikzellen der Weltraumklasse, aber im Weltraum wird dies noch komplexer sein.“

Auch Umweltauswirkungen und die Notwendigkeit nachhaltiger Praktiken sind auf der Agenda. Die Industrie muss diese Herausforderungen durch sorgfältige Planung, Innovation und Zusammenarbeit bewältigen, um ihre Entwicklung voranzutreiben und die Potenziale optimal zu nutzen.

Astrodynamics — Market trends and drivers: Doch Risiken sind auch Chancen und zahlreiche positive Entwicklungen weisen den Weg einer vielversprechenden Zukunft der Branche. Die Innovationen umfassen u.a. die zunehmende Miniaturisierung von Satelliten und die Schaffung von Satellitenkonstellationen zur Verbesserung der Erdbeobachtung. SpaceTec Partners weisen in ihrem research paper „New business models at the interface of the space industry and digital economy” auf den engen Verbund zu bestehender IT Infrastruktur hin und unterstreichen wichtige Synergien: Die Nutzung bereits kommerziell verfügbarer Komponenten aus anderen Sektoren ist kosteneffizienter als teure Spezialentwicklungen. Das industriell fortgeschrittene Internet of Things, wie auch die relevanten Technologien des autonomen Fahrens liefern die Grundlage für vielversprechende Anwendungen im All. Moderne Software ermöglicht den Einsatz bestehender Hardware, während leistungsfähigere KI-Algorithmen gefördert werden können und somit Einsparungen von Satellitenbetriebskosten ermöglichen. Additive Fertigung ermöglicht eine schnellere Entwicklung durch agiles Prototyping, Gewichtseinsparungen und geringeres Lieferantenrisiko. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Exploration von Ressourcen im Weltraum, die zunehmend in den Fokus rückt. Der globale Wettbewerb und die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Raumfahrtorganisationen beeinflussen ebenfalls maßgeblich die positive Entwicklung der Branche.

Responsive Space — DTCF´s perspective: Als Wachstumsinvestor und langfristiger Partner technologiestarker, hochinnovativer Unternehmen sieht sich der DeepTech & Climate Fonds als aktiver Teil des deutschen SpaceTech Ökosystems. Langfristige Entwicklungszyklen und ein hoher Finanzbedarf auf Grund von hardware-lastigen Operationen sind Teil des Fondskonzeptes und spiegeln die Bedürfnisse der kapitalintensiven Upstream-Unternehmen der Wertschöpfungskette wider. Eine starke Team-Expertise im Software und Data-Management Bereich erlaubt es dem Fonds, auch im Downstream Segment Gründer:innen aktiv zu unterstützen und zu begleiten. Die Vielzahl und das Wachstum der deutschen SpaceTech Startups, die Einbindung der Investoren, Institutionen und Strategen, sowie die spannenden Markttreiber legen das Fundament für ein tiefgreifendes Interesse an anstehenden Finanzierungsrunden. Das Team vom DTCF freut sich über Pitch Decks, thematische Austausche, sowie die Vernetzung zu anderen Investoren, die gemeinsam die Zukunft auf Erden und im All gestalten möchten!

Kontakt: Lena Stache; L.Stache@dtcf.de

[1] Tags fundings heatmap | Space Tech (dealroom.co)

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