„Das Schöne an myLike: Man bekommt ehrliche Insider-Tipps aus dem Freundeskreis.”

Tech-Startups sind in Deutschland derzeit ein „Hot Topic”. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass ein neues Meetup angekündigt oder ein Wettbewerb ausgelobt wird, bei dem sich Gründer mit ihren Apps vorstellen können. Große Verlagshäuser, Fernsehsender und Telefongesellschaften gehören zu den finanzstarken Unterstützern der Szene, die mit Hackathons und Pitches die junge Coder-Elite möglichst vor dem Launch ihrer Geschäftsmodelle an Investoren zu vermitteln sucht. Ein vielversprechendes Projekt, das 2016 live ging und bereits einen Travel Industry Award 2017 in der Firmenchronik listen kann, ist myLike, eine Empfehlungs-App für Vielflieger mit Niveau und Leute, die die eigene Stadt erkunden wollen, sich ihre Tipps aber nicht anonym bei TripAdvisor holen möchten, sondern von Freunden. Ein Plus: Jeder User kann zudem seine eigenen Lieblingsrestaurants/ -hotels und -plätze eintragen — nur für die Familie oder für den Rest der Welt. DELUXE traf Uwe Hering, der mit seinem Team hinter myLike steht, zum Interview im Münchner Büro der Firma.

Birgit Unger
DELUXE Mallorca
6 min readNov 6, 2017

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„myLike setzt auf Empfehlungen von Freunden, denen wir vertrauen.” Uwe Hering (2.v.r.), einer der Founder von myLike, mit einem Teil seines Teams: Steffen, Anja und Marc.

Herr Hering, als Gründer einer Reise-App sollte man wohl zuallererst gerne fliegen. Wie entstand die Idee zu myLike und wie sieht Ihre Vision für das Unternehmen in fünf bis zehn Jahren aus?

In Chicago wurde ich von einem Kunden in ein erstklassiges Asian Fusion Restaurant nahe des Sears Towers eingeladen. Zwei Wochen später kehrte ich zurück, ohne Visitenkarte des Lokals, und fand es erst nach langem Herumirren wieder. Später erzählte ich einer Freundin davon und sie fragte bei ihrer nächsten Reise danach, der Name war mir aber wieder entfallen. Daraus entstand die Idee zu myLike. Wir haben Ende 2014 mit der Planung angefangen, seit Anfang 2017 sind wir live, heute nutzen mehrere zehntausend private und über eintausend Business User die App.

Das Sky Deck des Willis Towers (auch als Sears Tower bekannt) in Chicago ist eine der Attraktionen der Stadt. Mit der Namenssuche eines Restaurants in der Nähe begann die Idee für die App myLike.

Mit welchem Budget muss man rechnen, wenn man eine App plant, die, wie Ihre, weltweit erfolgreich sein soll? Und was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen?

Für eine Plattform wie unsere müsste man mit einem Budget von zwei Millionen Euro rechnen, davon gehen etwa 25 bis 30 Prozent in die Entwicklung bis alles so ist, wie es sein soll. Dann beginnt man mit Marketing, Social Media und der Akquise von Kunden. Natürlich würde ich heute vieles anders machen. Typischerweise plant man ein Produkt und denkt, es wäre ganz einfach zu realisieren, aber in unserem Fall hatten wir mehrere Features parallel umgesetzt, das war keine gute Idee. Heute rate ich dazu, gestaged vorzugehen und jedes neue Feature auf einem bestehenden aufzubauen. Natürlich muss man das Ziel im Auge behalten. Wir haben viel zu früh mit dem Marketing angefangen, einerseits haben wir so gute Partner gefunden, aber Marketing ist teuer. Zuerst sollte man auf die Entwicklung fokussieren und dann rausgehen — natürlich aber dabei konstant Markt- und Kunden-Feedback einholen für optimalen „Produkt Market Fit“. Für eine Idee allein bekommt man nichts, man muss beweisen, dass alles funktioniert.

Sie haben das erste Jahr als Startup erfolgreich überstanden. Was waren die Highlights 2017 für Ihr Unternehmen?

Ein Highlight ist sicher, dass unsere privaten User myLike sehr gut annehmen und die kostenlose App intensiv nutzen. Zum anderen werden wir von vielen interessanten Unternehmen angesprochen, die myLike als Service-Tool einsetzen möchten, darunter Travelxperts vom VFW Verlag oder Moleskine, zu deren Portfolios wir gut passen. Der bekannte Limousinen-Service Eventureline kam auf uns zu, Mikes Bike Tour setzt auf myLike als „City Guide“, um seinen Kunden zu helfen, sich in München zurechtzufinden. Romantik Hotels, DERAG Living Hotels und die Deutsche Jugendherbergen nutzen myLike als „mobilen Concierge“, um Kunden Insider-Tipps für die nähere Umgebung direkt auf deren Smartphone geben zu können — mobil, navigierbar und „up-to-date“. Auch Blogger und Magazine sind begeistert — inspirierende Inhalte können „to go“ über interaktive Karten auf dem Handy des Lesers zur Verfügung gestellt werden, Updates laden automatisch.

Schön sind auch die Awards, die wir gewonnen haben, zum Beispiel der des Travel Industry Clubs, er gehört zu den renommiertesten der Reisebranche. 2016 hatten wir den Ideenwettbewerb „smart urban pioneers“ gewonnen — von smart/Mercedes Benz. Das war viel Aufwand, daher war die Freude groß, als sich die Jury für uns entschied.

Influencer können inspirierende Inhalte direkt auf der interaktiven Weltkarte von myLike eintragen, Updates laden automatisch. Follower können die Tipps teilen mit Freunden.

Welche Influencer stellen den Content für myLike?

Wir arbeiten mit ausgewählten Bloggern zusammen, um zu zeigen, was man mit myLike Tolles machen kann und um neuen Usern, die noch keinen Freundeskreis auf der Plattform haben, inspirierende Inhalte anzubieten. Diesen Experten für die Region können sie folgen, zum Beispiel dem DELUXE Mallorca Magazin, das eine hohe Kompetenz vor Ort hat und dadurch relevanten Inhalt stellen kann. Wir suchen die Blogger nach deren Expertise und dem wertigen Content aus, über Links kann man auf der interaktiven Wektkarte genau sehen, wie weit man von der Location entfernt ist. Das Schöne an myLike ist aber das private Netzwerk, hier bekommt man ehrliche Insider-Tipps aus dem Freundeskreis.

Wir sehen uns nicht nur als Reise-Begleiter, sondern als App für den Alltag. myLike bietet „content to go“, ganz individuell kann ich hier dem folgen, dem ich vertraue.

Für Blogger wie Medien sind wir ein interessanter Kanal, da hier ein einmaliger Eintrag zu einem Hotel ständig aktualisiert werden kann. User können ihn zu ihrem eigenen Tipp machen und teilen. So wird eine interaktive Beziehung mit den Lesern aufgebaut. Das ist sehr spannend. Die Tourismusbranche profitiert davon, ihre Tipps via myLike zur Verfügung zu stellen als besonderen Service mit hohem Kundenbindungspotenzial. Locations, Suchende und Tippgeber in aller Welt werden so vernetzt.

Für Reiseblogs über die Balearen arbeitet myLike mit DELUXE Mallorca zusammen. Besonders wegen des hochwertigen Eventkalenders ist diese Partnerschaft für die User der App interessant.

Sie waren im letzten Jahr bei zahlreichen Startup-Konferenzen präsent, sind Sie noch auf der Suche nach Investoren und wenn ja, was sollte Ihr Partner mitbringen?

Klar, wir haben ja vorhin darüber gesprochen, wieviel Geld man braucht als Startup. Bisher ist alles privat finanziert von meinem Co-Founder und CTO Marc Schallehn und mir, unser Team ist sehr engagiert. Nun wäre es schön, einen Investor zu finden, um die Geschwindigkeit erhöhen zu können, sowohl in der Marktdurchdringung als auch in der Entwicklung. Wir wissen, dass es da noch viele tolle Ideen gibt, die uns aus dem Markt zugespielt werden, die würden wir gerne umsetzen.

Natürlich gibt es unter den Startup-Events bessere wie Bits & Pretzels, dann die kleineren, die spezifisch auf die Marktsegmente gehen, die wir ansprechen. Wir suchen dort Partner aus den potentiellen Zielgruppen, die die App einsetzen oder eine Affinität zum Thema Reisen haben. Der WebSummit gehört nicht zu meinen Favoriten, hier kommen 4.000 Startups zusammen, das ist zu groß.

Gibt es konkrete Pläne für 2018? Was werden Ihre nächsten Schritte sein?

Für uns heißt es in 2018: „Make it or break it“. Wir wissen, dass myLike funktioniert, man könnte die Plattform jetzt einfach laufen lassen, aber wir haben andere Ziele. Wir wollen den internationalen Rollout als Travel Guide 2018 sauber durchführen mit den bestehenden Partnern—und wir suchen neue Koops, da gibt es spannende Gespräche. Wir konnten bereits über 1.000 Unternehmen gewinnen, ob Provocateur in Berlin, Barguide München oder das Alps Magazine. Dazu haben wir Ideen für Hop-on-hop-off-Busse und Airlines, die myLike als Service-Tool nutzen können. Das Erasmus-Studentennetzwerk setzt uns als „Survival Guide“ ein — da ich selber bei Erasmus war, weiß ich wie hilfreich es ist, Tipps von Locals zu bekommen und mit Studenten weltweit Lieblingsplätze auszutauschen. Das sind Riesen-Multiplikatoren, die über 5 Mio. User mit myLike erreichen. Wir suchen weitere Experten, die ihre Trend-Locations digital zur Verfügung stellen. Eine Integration in Navigationssysteme von Autos wäre spannend, erstes Interesse aus der Industrie gibt es schon. Natürlich werden wir auch an den bestehenden Funktionen weiter arbeiten, das Einstellen der Locations soll vereinfacht werden. Es gibt noch viel zu tun.

Uwe Herings Lieblingsrestaurant in München finden Sie hier:

DELUXE Mallorca listet Highlights für einen Herbsttag in Palma auf myLike:

Herr Hering, wir bedanken uns für das Gespräch.

Interview: Birgit Unger für www.deluxemallorca.com.

Unter www.mylike-app.com stehen die Download-Links und weitere Informationen zur App.

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