Über Golden Bay zum Lake Taupo

Eine Reise um die halbe Welt. Nach Stops in Bali und Dubai die Landung in Auckland. Hochsommer. Kurz vor Weihnachten. Ein Road Trip durch Neuseeland von der Nord- auf die Südinsel. Für Deluxe Travel.

Birgit Unger
DELUXE Mallorca
6 min readDec 7, 2019

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Good morning, Auckland! Nach 26 Stunden Reisezeit: Landung am frühen Morgen bei milden Temperaturen.

Auckland. Big City Life. Traffic Jam zur Rush Hour. Die erste Etappe des Road Trips führt also direkt ins 242 km entfernte Kerikeri. Passend. Die Europäer siedelten genau hier zuerst an. Noch heute stehen in Kerikeri die ältesten Häuser Neuseelands, The Stone Store und das Mission House. Der Ort hieß 1822 Gloucestertown. Zuvor diente das Gebiet als Pā, eine befestigte Siedlung, des Māori-Häuptlings Hongi Hika.

Europäer und Māori leben seit 1642 zunächst weniger friedlich nebeneinander, der Niederländer Abel Tasman entdeckte die Insel, 1769 landete Kapitän James Cook dort zum ersten Mal.

Auf der Landkarte finden sich neben britischen Ortsnamen wie Silverdale und Redvale also auch Whangaparaoa, Wainui und Waitoki. In der Sprache der Māori, Te Reo Māori, heisst Neuseeland Aotearoa, „Land der langen weissen Wolke”.

Neuseeländer sind für ihren Sinn für Humor bekannt. Kerikeri, Parapara oder Matamata zählen zu den „cities, so nice, they named them twice“. Jucy verleiht Camper Vans und nutzt diese gleich als fahrende Werbeplakate: “Believe in love at first sight?” “Or should I drive by again?” Selbst Tempolimits werden kreativ beschildert und die kleine Gemeinde Bulls hat aus dem Wortspiel mit ihrem Namen einen echten Publikumsmagneten kreiert. Un-forget-a-bull.

In Kerikeri stehen die ältesten Gebäude der Insel aus dem Jahr 1832, gut erhalten.

Wer die Geschichte Neuseelands verstehen möchte, sollte das Te Kongahu Museum of Waitangi in der Bay of Islands besuchen, die Anlage mit weitläufigem Park führt, modern gestaltet mit vielen Tech-Gadgets, durch die Begegnungen der zwei so gegensätzlichen Kulturen, die 1840 den Treaty of Waitangi unterzeichneten, vertreten durch Lieutenant-Governour William Hobson für die britische Krone und 45 Chiefs der nördlichen Māori-Klans.

Der Jahrestag der Unterzeichnung des Vertrages von Waitangi ist ein Nationalfeiertag, 2014 wurde er „Mondayised“, wenn der 6. Februar also auf ein Wochenende fällt, ist der folgende Montag arbeitsfrei. Das Museum veranstaltet zur Feier eine Zeremonie, bei der 76 Ruderer im Ngatokimatawhaorua, einem 35 Meter langen Einbaum, das aus einem Kauri-Baum geschlagen wurde, eine Ausfahrt unternehmen.

Der immergrüne Kauri-Baum wird bis zu 50 Meter hoch, sein Umfang kann 4 Meter erreichen. Der grösste seiner Art in ganz Neuseeland ist aktuell der Tāne Mahuta, den man besichtigen kann.

Te Whare Rūnanga (das Haus der Versammlung) wurde geschnitzt nach traditioneller Weise der Māori.

Unter den Besuchern des Te Kongahu Museum of Waitangi waren kürzlich Charles, Prince of Wales, und Camilla, Duchess of Cornwall, das Paar hatte am 20. November 2019 hier einer traditionellen Vorführung der Māori beigewohnt.

Der Fahnenmast markiert, wo der Treaty of Waitangi am 6. Februar 1840 unterzeichnet wurde.

Von Opua aus erreicht man mit der Fähre die Hafenstadt Russell. Wer ein Boot chartert, ankert unterwegs für einige Stunden zum Angeln, ein Lieblingshobby der Locals. Die Fische beissen schnell und zum Lunch serviert man fangfrischen Schnapper oder Königsmakrelen.

Wir waren auf Changes of Latitude dorthin unterwegs, der Katamaran des Neuseeländers Owen und der Israelin Lian wird von Mai bis Oktober 2020 als schwimmende Klinik für das Charity-Projekt Sea Mercy von Fiji zu den Solomon Islands unterwegs sein, an Bord Ärzte, Zahnärzte und Krankenschwestern, die von der erfahrenen Crew zu den Einwohnern entlegener Inselgemeinden gebracht werden, um dort gratis ärztliche Versorgung anzubieten — für die Mediziner ein Abenteuerurlaub für einen guten Zweck.

Changes of Latitude segelt im Südpazifik, um Ärzte zu den Bewohnern entlegener Inseln zu bringen.

Die pittoreske Hafenstadt Russell, Anfang des 19. Jahrhunderts von Walfängern und Händlern im viktorianischen Stil erbaut, ist heute ein Ausflugsziel zum Lunch in einem der modernen Health Food Restaurants mit anschliessendem Spaziergang vorbei an der kleinsten Polizeistation Neuseelands, dem Hotel Duke of Marlborough und der Christ Church, der ältesten Kirche der Insel. Nebenan gibt es schicke Boutiquen, Galerien und Handwerks-Märkte fürs Souvenir-Shopping.

Russell, Anfang des 19. Jahrhunderts aufgrund zwielichtiger Einwohner verrufen, liegt auf der Nordinsel.

Früh am Morgen begleiten Delfine die Segelboote in der Bay of Islands, die aus 144 teils felsigen, teils bewaldeten Inseln besteht. Mit etwas Glück sieht man einen kleinen Pinguin vorbeischwimmen oder einen Wal.

In der Bay of Islands leben Delfine, Pinguine, Marlins und Wale.

Unsere Route führt von Parapara mit dem Jeep weiter nach Napier, die Stadt wurde durch ein Erdbeben im Jahr 1931 bekannt, das sie völlig zerstörte. Erst 1933, zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise, plante eine Zwei-Mann-Kommission den Wiederaufbau — im „preisgünstigen“ Art-déco-Stil, Architekturstudenten streckten dafür sogar die Pastellfarben mit Wasser. Bis heute sind die Gebäude an der Uferpromenade gut erhalten und eine Attraktion.

Farewell Spit liegt nördlich der Golden Bay, hier beginnt Wharariki Beach, Neuseelands schönster Strand.

Um zur Golden Bay auf der Südinsel zu gelangen, bucht man die Autofähre ab Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, nach Picton — oder ein Flugzeug. Unser Ziel: Collingwood. Hier leben etwa 300 Einwohner zwischen dem kilometerlangen weißen Sandstrand auf der einen und einer kleinen Bucht auf der anderen Seite. Das historische Gerichtsgebäude ist heute ein Café, das Courthouse bietet gratis WIFI, in dieser Gegend eine Rarität. Für Hiking und Biking zwischen Ebbe und Flut gibt es sehenswerte Routen, eine der schönsten führt direkt am Strand entlang nach Parapara–mit dem Fat- oder E-Bike ein Erlebnis.

Die Archway Islands, vier majestätische Felsen, liegen vor Wharariki Beach, der grösste mißt 300 x 200 Meter.

Must-see in dieser Gegend ist Wharariki Beach. Der kurze Spazierweg vom Parkplatz auf dem Puponga Hill Top Track führt entlang weitläufiger Weiden, auf denen Schafherden grasen. “Neuseelands schönster Strand” ist für vier spektakuläre Felsen bekannt, die im weissen Sand thronen. Hippe Bars mit DJs sucht man vergeblich — unter anderem aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten in dieser Gegend. Stattdessen sonnen sich Anfang Dezember ab und an einige Seehunde in der ruhigen Bucht.

Im Norden ist die Golden Bay kaum besiedelt, im Süden liegt der Takaka River, dazwischen Collingwood.

Wer weiss, wo er suchen muss, der findet vor dem Einsetzen der Flut im warmen, nassen Sand der Golden Bay unzählige Herzmuscheln. Pro Person sind 150 „cockles“ erlaubt. Zuhause dampfgart man sie über heissem Wasser fürs Abendessen. Zu Salat mit Zitronensaft eine Delikatesse.

Lake Taupo ist eine beliebte Destination für Urlauber.

Das alljährliche Radrennen um Neuseelands größten See war unser letztes Ziel vor der Rückreise nach Auckland. Zur 43. Ausgabe der Lake Taupo Cycle Challenge am 30. November 2019 standen über 5.000 Radsportler verschiedener Disziplinen an der Startlinie. Die ganze Stadt feiert diesen Tag, an dem Mountain Biker, Radrennfahrer, Pros, Familien und Teams gegeneinander antreten auf verschiedenen Routen, um sich danach am Ziel in der Stadtmitte zur Preisverleihung zu treffen.

Lake Taupo gilt als beliebtes Ziel für Urlauber, die zum Segeln, Angeln, Golfen, Hiken — und natürlich Biken — anreisen. Unter den Attraktionen für Kinder ist der Huka Prawn Park ein Tipp, für Paare ein Bad in den heissen Quellen der Wairakei Terraces oder ein Spaziergang durch die Craters of the Moon oder zu den Huka Falls.

Als schönstes Hotel in der Gegend gilt die Lake Taupo Lodge.

Hauptindustriezweige Neuseelands sind Landwirtschaft und Tourismus.

Die „grüne Insel” trägt ihren Namen, weil die kleinen Ortschaften weit verstreut liegen, dazwischen scheinbar endlose Weiden, auf denen Hunderte Kühe, Schafe, Pferde und hier und da einige Alpakas grasen. Man fährt auf einspurigen Strassen in geruhsamem Tempo auf der linken Strassenseite — wie in Großbritannien.

Hotels lassen sich auch spontan gut über booking.com buchen. Bezahlt wird mit „Kiwi-Dollar”, ein Neuseeland-Dollar entspricht aktuell 0,59 Euro. Der Kiwi, ein kleiner brauner Vogel mit langem Schnabel, der nicht fliegen kann und nur nachts aktiv wird, ist das Nationalsymbol Neuseelands. Nach ihm sind die Einwohner benannt, die “Kiwis”. Sie feiern Weihnachten mit einem Barbecue am Strand.

Wichtig: Vor dem Abflug nach Neuseeland muss man online ein Visum beantragen.

Bookings über DELUXE Travel unter info@deluxemallorca.com.
Text & Fotos: Birgit Unger // Road Trip:
Deluxe Travel

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Birgit Unger
DELUXE Mallorca

PR & Content Creation. In 2007, Birgit took on the travel magazine DeluxeMallorca.com as editor-in-chief. Her background is in advertising.