Silver Society

Der Zeitpunkt, ab wann sich ein Mensch alt fühlt und von seiner Umwelt so wahrgenommen wird, verschiebt sich nach hinten. Unsere Gesellschaft wird von fitten und selbstbestimmten Älteren mitgeprägt. Die Menschen werden immer aktiver, auch im Alter. Mobilität wird attraktiver, Sport und Bewegung bekommen in einer alternden Gesellschaft mehr Gewicht.

Birgit Unger
DELUXE Mallorca
3 min readJan 2, 2021

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Wir stehen vor dem Beginn eines neuen Zeitalters: Die subjektive Verjüngung einer objektiv alternden Gesellschaft wird in den kommenden Jahren das Lebensgefühl des Einzelnen beherrschen und damit auch zu einem bestimmenden Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung. Schon heute wollen Menschen über 60 Jahre selbstverständlich fit und aktiv bleiben und auch über 80-Jährige wollen weiterhin aktiv ihr eigenes Leben gestalten. Wenn wir die Möglichkeiten haben, unser Aussehen zu verändern und unser Leben zu verlängern, entstehen auch immer neue Bedürfnisse nach Gesundheit und Wohlbefinden, nach Selbstverbesserung und Multi-Optionalität. Das Investment des Einzelnen in die Optimierung von Körper, Geist und Seele wird in der Gesundheitswelt bis 2049 höher, die Inanspruchnahme von Selbstzahlerleistungen größer sein.

DIGITALISIERUNG VERÄNDERT UNSER LEBEN

Die Patienten selbst werden Teil des Gesundheitsmanagements: Künstliche Intelligenz, Algorithmen und Machine Learning helfen, Gesundheitsdaten so aufzuarbeiten, dass wir früher erkennen, wenn es zu einer Erkrankung kommt. Je präventiver und digitaler das Gesundheitssystem arbeitet, desto besser werden Patienten übernehmen können, was heute die Experten im Gesundheitssystem machen. Wenn sich personalisierte Medizin und Genomsequenzierung durchsetzen, wird die Medikation individuell produziert. Aus Apotheken werden Gesundheitszentren, wo wir Medikamente individuell gereicht bekommen.

EIN WACHSENDER MARKT AN NEUEN AKTEUREN

Der Arzt findet nicht mehr nur in der Praxis oder im Krankenhaus statt, sondern in wissensbasierten KI-Systemen. Wir werden unsere Gesundheit mittels Apps überwachen. Diabetiker verfolgen ihren Blutzuckerspiegel und Menschen mit einer Depression zeichnen ihre Stimmungslage auf. Rezepte werden elektronisch an die Apotheke geschickt, Medikamente direkt nach Hause geliefert. Der Besuch beim Arzt wird zur Ausnahme — der Patient kontaktiert ihn via App oder Bildschirm, Blutdruck oder Körpertemperatur werden elektronisch übermittelt. Die Daten von älteren und chronisch kranken Patienten können rund um die Uhr von Ärzten und Krankenhäusern kontrolliert werden und Künstliche Intelligenz wird zunehmend zur Diagnose von seltenen und schweren Erkrankungen eingesetzt, da sie Krankheitsmuster schneller und präziser feststellen kann. Die Digitalisierung ruft neue Akteure auf den Plan: Start-ups, etablierte Unternehmen und Weltkonzerne. Leistungen von traditionellen Anbietern werden entkoppelt. Beispiele dafür sind die klinische Administration, Telemonitoring, Bezahlungs- und Versicherungsroutinen, Patienteninformation, medizinisches Big Data, Ärztenetzwerke oder der Gesundheits- und Fitnessbereich im Internet. Ethische Diskussionen und Regeln sind dafür unerlässlich.

PERSONALISIERTE MEDIZIN IST DIE NEUE REALITÄT

Spielte die Digitalisierung bis in die 2030er Jahre eine zentrale Rolle, hat sich die Kommunikation zwischen Arzt und Patient inzwischen verändert, gibt sich der Chairman des health innovation hub (hih) des Bundesgesundheitsministeriums, Jörg Debatin, optimistisch: „Wir werden eine datenbasierte, individualisierte Medizin sehen, die darauf beruht, dass Patienten ihre relevanten Daten zentral gespeichert haben. Die Fortschritte und Innovationen werden alles in den Schatten stellen, was wir in den letzten Jahrhunderten an Entwicklung gesehen haben. Lernende Roboter können in der Gesundheitswelt 2049 Routineoperationen besser durchführen als ein Mensch. Mit Unterstützung von Präzisionsmedizin werden schwere Krankheiten wirksamer bekämpft. Genetische Codes und Rezeptoren lassen sich schneller und umfassender bestimmen. Medizin und IT verschmelzen immer stärker. Mira Faßbach, die Sprecherin des Bündnisses Junge Ärzte, glaubt, „dass 95 Prozent der Patienten kein Problem damit haben werden, dem betreuenden Mediziner Einblick in ihre elektronische Gesundheitsakte zu geben, die dann Aufschluss über Vorerkrankungen oder Risikofaktoren enthält“.

Personalisierte Medizin wird damit zur Realität. „Diagnostik und Therapien werden datenbasiert erfolgen. Das hat erhebliche Folgen für die Organisation von Medizin. Ärzte werden sich von der Datenlage steuern lassen. Ganze Bereiche werden von maschinellen Systemen ersetzt. Das alte Modell der Arzt-Sprechstunde wird ersetzt durch eine Vielzahl niederschwelliger Interaktionen, die eine ganz neue Kontinuität in der Therapie ermöglichen: Der Arzt kommt vermehrt zum Patienten oder man trifft sich digital in der Mitte. Nicht nur der Arzt, auch die Apotheke wird zum Patienten kommen. Individueller wird auch die Medikamentierung: Für jeden Einzelnen wird es eine individualisierte, optimierte Medikationsmischung geben in einer Tablette.

Text: Ein Auszug aus Gesundheitswelt 2049 von Roche für neoist.

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Birgit Unger
DELUXE Mallorca

PR & Content Creation. In 2007, Birgit took on the travel magazine DeluxeMallorca.com as editor-in-chief. Her background is in advertising.